0040 - Einer von uns?
genau, was im Viertel los war. Er traf seine ehemaligen Kumpane häufig genug, und sie nahmen vor ihm kein Blatt vor den Mund. Bob klimperte mit den Dollarstücken in der Tasche.
Dann hatte er einen neuen Job als Beifahrer bei einem Fuhrunternehmen bekommen, verdiente fast vierzig Dollar in der Woche und war froh, dass ihm die schwere Arbeit des Auf- und Abladens 52 wenig Zeit für eigene Gedanken ließ. Er spielte oft mit dem Vorhaben, sich ein Zimmer in einer anderen Gegend New Yorks zu suchen.
An einem Sonntagmorgen lag Luc noch im Bett. Er hatte bis in die späte Nacht hinein beim Abladen geholfen und war mehr als müde. Er fuhr aus dem Schlaf hoch, als an die Tür geklopft wurde.
»Wer ist da?«, fragte er erschreckt.
»Bob und Murray! Mach auf.«
Er stieg in seine Hosen und öffnete.
»Idioten«, knurrte er. »Ich bin müde. Lasst mich schlafen.« Nicht nur Bob und Murray kamen in das Zimmer, sondern auch noch Slim und Dany, zwei andere Achtzehnjährige.
»Zieh dich an!«, sagte Bob. »Ans Frewman will dich sprechen.«
»Aber ich will nichts mit ihnen zu tun haben, versteht ihr«, antwortete Luc wütend und warf sich wieder auf sein Bett. Bob kam und zog ihn hoch.
»Ans sagt, du bist ein Polizeispitzel und wolltest uns alle an die Cops verpfeifen«, schimpfte er. »Steh auf, wenn du nicht willst, dass wir dich in deine Klamotten prügeln.«
Schlagartig wurde Luc die Gefahr bewusst, in der er schwebte. Er erhob sich und zog sich vollständig an.
»Gehen wir«, sagte der lange Bob.
»Lasst mich laufen, Jungs«, flehte Luc. »Ich habt keine Ahnung, was die Frewmans mit mir Vorhaben. Sie bringen mich um.«
Murray, Slim und Dany sahen sich unsicher an.
»Unsinn!«, rief der lange Bob. »Eine Tracht Prügel dürfte dir sicher sein, aber ich finde, du hast die auch verdient.«
»Ich bin kein Polizeispitzel«, versicherte Partie. »Die Frewmans wollen etwas anderes von mir. Sie bringen mich um, glaubt es mir.«
»Wir können ja sagen, dass wir ihn nicht gefunden haben«, sagte Dany zögernd.
»Ans hat fünfzig Dollar versprochen, wenn wir Luc anbringen«, knurrte Bob.
»Willst du dir die Moneten entgehen lassen?«
»Aber wenn er Luc wirklich umbringt, dann…« versuchte Dany seine Meinung zu vertreten.
Bob trat auf ihn zu und drohte: »Wenn ihr ihn laufen lasst, dann sage ich es Ans.«
Luc, der neben dem Kleiderschrank stand, erkannte, dass Bob sich durchsetzen würde.
Er brach aus. Da Bob ihm den Rücken zudrehte, konnte er ihn fassen, ihn mit einem schnellen Griff die Beine fortziehen und ihn nach vorne schleudern. Bob fiel gegen Dany und riss ihn mit sich zu Boden.
»Haltet ihn!«, brüllte der Lange. Slim und Murray stürzten nach vorn. Murrays Griff konnte er ausweichen. Slim erwischte seine Jacke und hielt ihn fest. Luc warf sich herum und schlug auf ihn ein. Slim hob die Arme, um sein Gesicht zu schützen. Dabei ließ er die Jacke los. Luc flitzte durch die Tür. Auf dem Dachboden war es finster, aber Luc kannte sich hier aus. Er erreichte die Bodentür, als die anderen noch aus seiner Kammer drängten. Er war geistesgegenwärtig genug, die Bodentür hinter sich abzuschließen und er hatte schon einige Treppenabsätze in großen Sprüngen hinter sich gebracht, als die anderen gegen die Bodentür prallten. Bis Bob und die anderen die altersschwache Tür aufgebrochen hatten, war Luc schon auf der Straße.
Er rannte die 24. Straße entlang, erreichte die U-Bahn-Station. Als er den Bahnsteig betrat, lief gerade ein Zug ein. Er zwängte sich in die einsteigende Menge, gelangte auch in den Waggon. Gerade als der Zug den Bahnsteig verließ, sah Luc den langen Bob an der Sperre auftauchen.
Er wusste, dass er vorläufig in Sicherheit war. Da er üoch ein paar Dollar in der Tasche hatte, konnte er in Brooklyn ein winziges Hotelzimmer nehmen. Er brachte den Sonntag darin zu und überlegte, was er tun könne. Ihm kam der Gedanke, die Cops aufzusuchen, aber er verwarf ihn wieder.
***
Am anderen Morgen fuhr er in sein Viertel zurück. Er wusste, dass der Fahrer des Lastwagens, bei dem er als Beifahrer arbeitete, an diesem Montag eine Ladung nach Boston hatte und mehrere Tage unterwegs bleiben würde.
Luc hatte Glück. Er gelangte auf den Garagenhof. Er kroch auf den Anhänger und versteckte sich unter der Plane.
Er blieb dort und rührte sich auch nicht, als es auf dem Hof lebendiger wurde. Er hörte die Schritte des Eahrers, hörte wie er die Motorhaube aufklappte und den Motor überprüfte.
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