0040 - Einer von uns?
ich, »bleib liegen. Du bist in Sicherheit.«
Ich hörte das Knirschen eines Schuhes, sah einen Schatten.
»Geben Sie auf, Ans!«, rief ich laut und ruhig.
Der Schatten machte eine Bewegung. Ich schoss schneller. Noch einmal blitzte die Pistole von Ans auf, aber die Kugel ging irgendwohin. Die Waffe polterte auf den Boden. Dann schlug dumpf der Körper auf.
Ich suchte in meinen Taschen nach einem Streichholz, riss es an. Im flackernden Schein sah ich Ans wenige Schritte vor mir auf dem Gesicht liegen. Neben seiner linken Hand lag die Taschenlampe. Ich hob sie auf. Sie brannte noch. Ich ging zu Brand hin. Er war tot.
Ich beugte mich über Ans und drehte ihn auf den Rücken. Seine Augen standen weit offen und waren starr.
Ich reichte dem zitternden Luc die Hand.
»Komm, mein Junge.« Er ließ sich hochziehen. Ich führte ihn zum Wagen, schloss die Tür des Lagerhauses und fuhr zum Hauptquartier.
***
Zwei Stunden später saßen wir in meinem Büro im Hauptquartier. Partie hatten wir in Decken gepackt. Er bekam heißen Kaffee und wir ließen ihm Zeit, sich zu beruhigen. Phil war aus dem 18. Revier gekommen, und am Quai 14 arbeitete längst die Mordkommission unter der Leitung eines Kollegen.
»So, Luc«, sagte ich, als der Junge sich leidlich erholt hatte. »Uns interessiert die Nacht, an der Arturo Doriani zu dir kam.«
Während Partie zu erzählen begann, kam unser Doktor um meinen Verband zu erneuern.
»Sie sollten ins Bett, Cotton«, brummte er. »Mit dem Ding da ist nicht zu spaßen. Die Kugel sitzt noch drin.«
»Morgen können Sie sie herausholen.«
Was Luc erzählte, war leider nicht so aufschlussreich, wie wir gehofft hatten. Immerhin wurde mit Sicherheit klar, dass Rocco Rewers und niemand anderes versucht hatte, die Dorianis um ihre Gang zu bringen.
Partie redete sich alles von der Seele, was ihn durch Wochen bedrückt hatte. Er war jetzt bei der Schilderung der Verfolgung im George-Gelände.
»Ich rührte mich nicht aus dem Versteck unter der Treppe«, berichtete er. 58 »Dann kam der G-man, und ich sah, wie er Arturo erschoss.«
»Stopp mal«, unterbrach Phil. »Erzähl das genauer.«
»Arturo drehte mir den Rücken zu. Da muss der G-man die Treppe heruntergekommen sein. Ich hörte, wie er ihn anrief. Arturo drehte sich um und nahm die Hände hoch, aber der G-man erschoss ihn trotzdem.«
Phil ging mit drohendem Gesicht auf den Jungen zu. Er war empört.
»Augenblick mal«, stoppte ich ihn. »Erzähl weiter, Luc.«
»Der G-man kam die Treppe herunter, schob mit dem Fuß die Pistole so zurecht, dass sie neben Arturos Hand zu liegen kam und ging dann hinaus.«
»Ist die Geschichte, die du uns über Arturos Tod erzählt hast, auch wirklich wahr, Luc?«
»Ich schwöre es Ihnen«, antwortete er.
»Schön, Luc«, sagte ich. »Ich lasse dich in eine Zelle bringen. Du wirst einsehen, dass wir dich einige Tage behalten müssen.«
Er nickte. Ich rief einen Sergeanten.
Als wir allein waren, fragte ich Phil: »Nun?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht glauben. Anthony hat eine großartige Laufbahn hinter sich. Warum sollte er Doriani erschießen?«
»Das kann zwei Gründe haben. Einmal können ihm ganz einfach die Nerven durchgegangen sein. Das kann jedem passieren. Der andere Grund wäre schwerwiegend. Er wollte nicht, dass Arturo lebend in die Hände der Polizei fiel, weil er damals noch hoffte, man würde nicht erfahren, dass Rocco Rewers hinter der Sache steckt.«
»Aber das bedeutet, dass Anthony auf der Gangsterseite steht!«, schrie Phil und sprang auf. »Das ist nicht möglich.«
»Phil«, sagte ich langsam. »Die Frewmans haben sich sehr angestrengt, Luc Partie in die Finger zu bekommen und stumm zu machen. Warum eigentlich? Wegen der Tatsache, dass er mit Doriani gesprochen hatte? Das war doch nicht mehr wichtig, nachdem Rewers tot war. Oder weil er gesehen haben konnte, wie Anthony den älteren Doriani erschoss?«
Phil zeigte ein verstörtes Gesicht.
»Was willst du tun?«
»Wir werden mit Mister High reden.«
»Und Anthony?«
Ich legte einen Finger auf den Mund.
»Wir werden nichts über den entscheidenden Punkt in Parties Aussage festhalten. Wir werden, falls Anthony fragt, behaupten, Luc habe in einem ganz anderen Teil des Geländes gesteckt und habe nichts von Dorianis Ende mitbekommen.«
***
Der Chef zeigte ein sehr ernstes Gesicht, als wir ihm berichteten.
»Ich kann das von Anthony nicht glauben. Wir sind alle nur Menschen, aber Anthony hat seine Haut
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