0043 - Rauschgifthändler der Galaxis
Der Bach, an dessen Lauf entlang Chaneys Trupp gekommen war, schien in der gegenüberliegenden Wand zu entspringen, durchquerte den Kessel und gab dem Boden dabei soviel Feuchtigkeit, daß eine für Honur-Begriffe ausgesprochen üppige Vegetation entstanden war. Der Boden war bedeckt mit hohem, dichtem Gras, Büsche wuchsen hier und dort, und am Lauf des Baches entlang standen niedrige Bäume.
Der fruchtbare Kessel inmitten der öden, felsigen Bergwelt war eine Art Wunder, und es dauerte eine Weile, bis selbst der sonst immer zielstrebige und wenig romantische Chaney sich von seiner Überraschung so weit erholt hatte, daß er nach der Spur der Raupe zu suchen begann.
Natürlich hielt das Gras, weil es sich wieder aufrichtete, die Spur nicht so lange wie der unbelebte Sandboden in den Anschwemmungen des Baches, aber immerhin zeigte ein schmaler Streifen vertrockneter Halme, in welcher Richtung das fremde Fahrzeug sich bewegt hatte.
Chaney zögerte, seine Leute in den Kessel einmarschieren zu lassen.
„Ich weiß nicht", sagte er über gedrosselten Helmfunk zu Tiff: „Die Sache gefällt mir nicht. Wenn wir drinnen sind, braucht hier nur einer zuzusperren, dann sitzen wir in der Falle."
Tiff sah sich um. Zwei der Handscheinwerfer waren mit weiten Strahlbündeln immer noch in den Kessel hineingerichtet. Es schien keinen zweiten Ausgang zu geben. „Die TITAN könnte uns im Notfall ein paar Gazellen zu Hilfe schicken", meinte Tiff. „Schließlich ist das hier kein Indianerkrieg."
Chaney lachte bitter. „Sie sind auf Honur noch nie mit einer Gazelle zur Landung gezwungen worden, wie?"
„Rhodan würde dann mit der ganzen TITAN anrücken", verteidigte Tiff seinen Standpunkt. „Auf jeden Fall, meine ich, sind wir inkonsequent, wenn wir an dieser Stelle umkehren."
Chaney nickte und murmelte vor sich hin: „Das schon. Aber lieber inkonsequent als tot."
Aber schließlich benachrichtigte er die Shifts von der Entdeckung des Kessels, ließ das Gelände von einer aus zehn Mann bestehenden Patrouille abkämmen und hatte danach keine Bedenken mehr dagegen, daß die ganze Gruppe auf dem Streifen vertrockneten Grases, den die Raupe hinterlassen hatte, bis zur gegenüberliegenden Wand marschierte.
Das heißt: Die Spur hörte ein paar Meter vor der Wand wie abgerissen auf. Aber Chaney wollte mit der intensiven Suche erst am nächsten Morgen beginnen. Die Dunkelheit stand kurz bevor, und in erster Linie wichtig war nur, den neuen Lagerplatz kennenzulernen und ihn so abzusichern, daß eine Überraschung nicht zu befürchten war. Die Männer, die Chaney rings um den Kessel herum an den Wänden entlangschickte, meldeten, daß es nur eine einzige Höhle gebe. Und selbst die war so klein, daß höchstens vier Mann darin Platz hatten. Das war Chaney unangenehm; denn seit Crimsons und Dees plötzlicher Erkrankung hatte er eine Abneigung gegen freie Flächen. Aber er konnte nichts daran ändern. Er hätte mit den Desintegratoren eine genügend große Höhle in den Fels brennen können, aber Desintegratoren hatten einen Energieverbrauch, der mit geeigneten Meßgeräten über Tausende von Kilometern hinweg registriert werden konnte. Diesem Risiko zog Chaney das eines Lagers im Freien bei weitem vor.
Auch der Männer hatte sich spürbare Unruhe bemächtigt. Jeder konnte sehen, daß hier im Kessel die Spur, der sie bisher gefolgt waren, zu Ende ging. Das Raupenfahrzeug mußte sich entweder noch im Kessel befinden, oder es war durch die Felswände verschwunden. Auf jeden Fall war hier eine Art Wendepunkt erreicht. Tiff versuchte, auch in dieser Nacht einen Platz in Nathans Nähe zu finden, aber der Hono schien das vermutet zu haben und wich ihm aus. Offenbar hatte er keine Lust, weiter ausgefragt zu werden.
*
Das Schlafen im Raumanzug ist eine ungemütliche Angelegenheit. Der Helm bietet dem Kopf zwar eine Art Stütze, aber als Stütze ist nur die Rückwand des Helms zu gebrauchen. Wer nicht gewohnt ist, auf dem Rücken zu schlafen, hat von vornherein verloren. Tiff wachte mehrmals in der Nacht auf. Er verfluchte seinen unbequemen Helm, rückte den Kopf einen halben Zentimeter zur Seite und versuchte, wieder einzuschlafen.
Aber einmal rutschte er von dem Stein, den er als Unterlage gewählt hatte, vollends herunter und wurde bei der Mühe, die ihn das Aufrichten kostete, hellwach. Fünf, zehn Minuten lag er bewegungslos, starrte in das kreisrunde, sternenübersäte Stück Himmel hinauf das die Wände des Talkessels
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