0044 - Das Trio des Teufels
einigen Sondervollmachten ausgestattet war.
Es war Kommissar Will Mallmann.
Mallmann ließ sich die Akten schicken. Er betrachtete sich die Tatortfotos genau. Verglich. Er las die Aussagen der Fachärzte und wurde plötzlich an einen Fall erinnert, der etwas über ein Jahr zurücklag und der sich im Spessart zugetragen hatte. Dort hatte unter anderem ein Werwolf sein Unwesen getrieben. Seine Opfer hatten ähnlich ausgesehen. Mallmann zog Parallelen.
Eine halbe Stunde schloß er sich in seinem Büro ein und war für niemanden zu sprechen.
Dann ging er zu seinem Chef. Und ihm legte er einen gewagten Plan auf den Tisch, wie man diese Bestie unter Umständen fangen konnte.
»Wir müssen in diesem Fall auf eine andere Weise vorgehen«, sagte der Kommissar. »Anders können wir die Bestie nicht fangen.«
Der hohe Beamte lächelte etwas überheblich und wiegte zweifelnd den Kopf, »Magie, Wer-Bestien. Mallmann, sagen Sie ehrlich, glauben Sie daran?«
»Ja!«
»Ich verstehe Sie nicht. So etwas gibt es doch nur in Horror-Romanen.«
Will Mallmann lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Das habe ich auch früher geglaubt, bis mich die Praxis eines Besseren belehrte. Sie kennen doch meine Berichte.«
»Sicher, aber sie lesen sich ein wenig phantastisch, um einmal zu untertreiben.«
Mallmann fragte direkt. »Bekomme ich die Vollmachten oder nicht?«
Sein Chef wand sich. Schließlich gab er die Zustimmung.
»Meinetwegen. Führen Sie Ihren Plan durch und weihen Sie bitte nur Dr. Mensching ein.«
Will Mallmann lächelte. Mit Daumen und Zeigefinger strich er über seine Römernase. Ein Zeichen, wie sehr er zufrieden war. Dann verließ er das Büro und meldete sofort ein Gespräch nach London an.
Der Teilnehmer dort hieß John Sinclair…
***
Eine Party im eigentlichen Sinne war es nicht, sondern ein regelrechter Empfang.
Es ging alles ein wenig steif zu, es wurden Reden gehalten, Lob wurde verteilt, und es gab Beifall. Die Zuhörer saßen auf harten Stühlen, machten keep-smiling und wünschten sich wahrscheinlich zwanzig Yards weiter, denn dort war die Getränkebar aufgebaut.
Mir ging es nicht anders. Ich saß in der ersten Reihe, zupfte hin und wieder am Kragen meines zu engen, nagelneuen Smokinghemds und hörte einem der offiziellen Vertreter von Scotland Yard zu, der meinen Chef und dessen Wirken über alle Maßen lobte.
Was war geschehen?
Ganz einfach, Freunde. Superintendent Powell hatte sein großes Etappenziel erreicht.
Er war geadelt worden!
Jawohl, Sie haben richtig gelesen. Sir James Powell hieß er nun. Die Nachricht traf urplötzlich ein, und noch nie hatte ich meinen Chef so aus dem Häuschen gesehen. Jahrelang hatte er gezittert, gebangt und gehofft, in den Adelsstand erhoben zu werden. Nun hatte ihn die Queen persönlich zu einem Sir gemacht.
Hoch lebe die Queen!
Und hoch lebe Sir James!
Er war stolz wie Oskar. Endlich konnte er mit seinen Clubmitgliedern gleichziehen. Sir James Powell, wie sich das anhörte. Vielleicht würden jetzt sogar seine Magenbeschwerden verschwinden, da er ja nicht mehr so frustriert war wie früher, als er noch ein einfacher Superintendent war. Ich gönnte es dem alten Nörgler. Irgendwie hatten wir uns in den Jahren zusammengerauft, obwohl wir nicht nur vom Alter her so verschieden waren, sondern auch von der Weltanschauung. Powell ging für mich durchs Feuer, und umgekehrt war es ebenso. Schließlich hatte er dafür gesorgt, daß ich meine Vollmachten erhielt, auf die ich manchmal sehr angewiesen war.
Der Redner verstummte, wartete den Beifall ab und schritt zu seinem Platz.
Dann ging Sir James Powell zum Rednerpult. Mit hochrotem Kopf, und in seinen Augen leuchtete die Freude. Ich klatschte besonders laut. Das animierte meine Nachbarin ebenfalls, kräftig für die Durchblutung ihrer Hände zu sorgen.
Neben mir saß Glenda Perkins.
Auch heute, bei dieser offiziellen Feier, sah sie wieder zum Anbeißen aus. Sie trug ein schwarzes, zweiteiliges Kleid mit gewebten Silberfäden im Oberteil. Das Kleid war hochgeschlossen, nur dicht unter der Halsgrube setzte ein kleiner Tropfenausschnitt an, durch dessen schmale Öffnung das Weiß der Haut schimmerte. Glenda hatte das lange schwarze Haar mit zwei Spangen im Nacken zusammengesteckt, so daß es einen sehr breiten Pferdeschwanz bildete und locker auf die Schultern fiel. Glendas Lippen glänzten lackrot. Ich sah ihr Profil mit der schmalen Nase und den beiden Grübchen im Kinn.
Glenda Perkins war nicht nur meine
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