0044 - Wir kämpften nach drei Seiten
würde das gestohlene Koks noch wochenlang bei der Took-Lagergesellschaft liegen, und für Baw war es wichtig, dass die Kisten sich noch dort befanden, wenn der erwartete Besuch bei ihm eintraf. Er fuhr seinen Wagen unter die einzige Laterne, die in dieser Gegend brannte, schloss ihn ab und ging auf sein Haus zu.
Die Tür im Zaun hing schon seit langer Zeit schief in den Angeln. Baw schloss die Haustür auf, betrat den Flur und tastete nach dem Lichtschalter, fand ihn und drehte ihn, aber es wurde nicht hell.
»Birne oder Sicherung durchgebrannt«, murmelte er und tappte in das Wohnzimmer, das sich rechts befand.
Sobald er den Fuß auf die Schwelle des Raumes gesetzt hatte, zischte eine Stimme: »Kein Licht machen! Hände über den Kopf!«
Gleichzeitig bohrte sich ein kalter Pistolenlauf in Baws Rücken. Der erwartete Besuch war eingetroffen.
»Sind Sie es, Chef?«, fragte Ole mit unsicherer Stimme.
»Für eine Laus deiner Sorte braucht sich der Chef nicht selber zu bemühen«, antwortete die Stimme, die den ersten Befehl gegeben hatte.
Der Schein einer Taschenlampe blitzte auf und blendete Baw. Er kniff die Augen zusammen.
»Ich warte schon lange auf euch.«
Dreifaches Hohngelächter erscholl.
»Wahrhaftig«, beteuerte er. »Ich habe nur zum Schein bei Greco mitgemacht. Ich wurde gezwungen. Ihr müsst doch gemerkt haben, dass ich der einzige bin, der seine Wohnung nicht gewechselt hat. Ich habe einen Haufen Lügen erfinden müssen, damit ich hierbleiben konnte, und ich blieb nur hier, damit ihr mich finden konntet.«
»Hm, das stimmt sogar«, knurrte der Mann hinter der Taschenlampe. »Wollen mal sehen, was du noch zu erzählen hast. Wo sind Greco, Grew und Arelli?«
»Sie haben Zimmer in Tenders Boarding genommen«, erzählte Baw eifrig. »Das Hotel liegt in der 112. Straße. Außerdem ist noch ein neuer Mann dabei. Er nennt sich Corry Belford und stammt aus Chicago. Greco machte seine Bekanntschaft an dem Tag, an dem die Bande von John Steen uns die Kisten mit der Ware abnahm.«
»Ihr seid also damals tatsächlich mit Steen zusammengestoßen?«
»Ja, natürlich«, antwortete Baw. »Er hat eine gut organisierte Bande. Sie hatten vier Fahrzeuge und mindestens ein Dutzend Männer, und sie schossen mit Maschinenpistolen auf uns.«
»Habe doch immer gesagt, dass das kein Bluff von Greco ist«, brummte eine Stimme hinter Baw. Instinktiv wollte er sich umdrehen, aber gleich bohrte sich der Pistolenlauf stärker gegen seinen Rücken.
»Und als ihr die Kisten aus dem Geräteschuppen holtet, da seid ihr wieder mit Steen zusammengestoßen?«
»Nein, diese Ladung haben wir in aller Ordnung nach Hause bekommen, und als wir sie in der Garage hatten, da rückte Greco mit seiner großartigen Idee heraus, er wolle dem Chef erzählen, Steen habe uns wieder erwischt. Der Schnee sollte dann für unsere eigene Rechnung verkauft werden. Ich protestierte sofort, aber…«
»Schon gut«, wurde er unterbrochen. »Und wo befindet sich die Ware jetzt?«
»Bei der Took-Lagergesellschaft, 44. Straße, und zwar in der Halle 9. Ich war selbst dabei, als sie hingebracht wurde, und ich habe genau aufgepasst, wohin man sie stellte. Sie befindet sich noch in den Getreidesäcken. Sie steht im zweiten Lagergang rechts, gleich vorne.«
»Na, nun wissen wir alles, was wir brauchen«, sagte der Mann hinter Baw. »Soll ich durchziehen, Alger?«
»Nein!«, schrie Ole. »Das könnt ihr nicht tun! Ich habe doch…«
»Shut up«, antwortete der Mann, der die Lampe hielt. »Du solltest das Riesenbaby nicht so erschrecken, Jo. Und warum sollten wir ihn umlegen, wenn er auf unserer Seite steht? Wir brauchen jeden Mann, wenn die Sache mit Steen noch härter wird, als sie ohnedies schon ist.«
Er stand auf. Baw sah nur, dass der Taschenlampenschein näher auf ihn zukam.
»Hör zu, Dicker«, sagte der Mann, der mit Alger angeredet wurde, nahe vor ihm. »Es ist jetzt zehn Uhr. Der Freund in deinem Rücken bleibt bei dir, bis wir zurück sind. Ich denke, dass es ungefähr um ein oder zwei Uhr sein wird. Ich hoffe, es ist nicht allzu schwer, in die Halle 9 der Took-Lagergesellschaft zu gelangen. Wir werden sehen, ob du gelogen hast oder nicht.«
***
Für Ole Baw vergingen die vier Stunden unendlich langsam. Ständig saß er im Schein der Taschenlampe mit der Gewissheit, dass außer dem Licht eine geladene Pistole auf ihn gerichtet war. Einige Male versuchte er, ein Gespräch mit seinem Bewacher anzufangen, aber er bekam keine anderen
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