0044 - Wir kämpften nach drei Seiten
aus einer Toreinfahrt zwei Männer auf, die ihm den Weg versperrten.
Bevor der getarnte Schuhputzer noch fragen konnte, was sie wollten, hatte der eine ihm schon seine Schuhputzutensilien entrissen, während der andere ihn gegen die Wand drängte und ihm eine schlagringbewährte Faust drohend unter die Nase hielt.
Black wagte nicht, einen Laut von sich zu geben.
»Hast du etwas gefunden?«, fragte sein Bedroher den Kumpanen, der Foors Kasten durchwühlte.
»Nein, keine Briefe.«
Die Faust schob sich noch näher unter die Nasenlöcher des Schuhputzers und Rauschgifthändlers.
»Hast du Ware von diesem verdammten Steen gekauft? Briefe für fünf Dollar?«
Foor rollte die Augen.
»Nein, Sir, nein. Habe schon lange keine Ware mehr! Ich mache keine Kumpanei mit denen. Ich verderbe nicht das Geschäft.«
»Aber versucht hast du es doch, nicht wahr?«
»Nein… bestimmt… nein.«
»Ach, er lügt«, sagte der andere Straßenräuber, der inzwischen Blacks Eigentum gleichgültig auf den Bürgersteig hatte fallen lassen. »Los, gib’s ihm schon!«
Wahrscheinlich wäre es Foor schlecht gegangen, wenn nicht in diesem Augenblick zwei andere Männer aufgetaucht wären.
Sie stürzten sich auf Foors Bedränger. Mit angstschlotternden Knien sah der Neger, was sich abspielte, aber es ging ganz schnell.
Es hagelte Hiebe. In weniger als drei Minuten flüchtete der eine der Gangster ohne Hut und mit zerrissenem Jackett. Der andere lag auf der Erde und schützte ängstlich seinen Kopf mit den Armen.
Foors Retter standen nahe vor ihm.
»Hör zu«, sagte der eine von ihnen zu dem Besiegten. »Dies hier ist Steens Revier, und jedem, der glaubt, er könne Steens Kunden einschüchtern, dem geht es wie dir… oder schlimmer. Sag das den Leuten, die dich geschickt haben.«
Damit wandten sich die beiden Männer ab. Als sie an dem schlotternden Black vorbeikamen, winkte der Größere mit der Hand.
»Keine Sorge«, sagte er leichthin. »Steen kümmert sich um die Leute, die heute oder später mit ihm arbeiten, und er schützt sie. Wiedersehen, Blackie.«
Sie bogen um die Ecke und waren verschwunden, bevor der Neger richtig ihr Gesicht gesehen hatte. Er erwachte aus seiner Erstarrung und rannte davon, so schnell ihn die Beine trugen. Zurück blieben ein paar Bürsten und Schuhcremedosen.
***
Seit zwei Tagen beherbergte Tenders Boarding in der 112. Straße außer Corry Belford noch drei seltsame Gäste: Greco, Arelli, Grew, aber der Besitzer des Ladens war an Gäste dieser Art gewöhnt. Er verlangte wöchentliche Vorauszahlung, und damit war der Fall für ihn erledigt.
Die vier Männer.berieten viel miteinander. Für gewöhnlich nahm Ole Baw an diesen Beratungen teil, obwohl er der einzige war, der nicht im Hotel wohnte.
Seinen Kumpanen hatte er erzählt, dass er bei einem alten Freund wohnte, aber in Wirklichkeit hielt er sich nach wie vor in seiner alten Wohnung auf. Smith, bei dem er Greco und Belford gegenüber zu wohnen vorgegeben hatte, hatte er nur einmal aufgesucht, um ihm zu sagen: »Wenn jemand nach mir fragt, dann sage ihm, dass ich bei dir wohne und nur gerade mal weggegangen sei. Dann benachrichtigst du mich, so schnell du kannst, damit ich mir eine passende Ausrede einfallen lassen kann.«
Smith war ein Zellengefährte von Baw, der sich zur Ruhe gesetzt hatte, und Ole glaubte, sich auf ihn verlassen zu können.
Ole wartete auf einen Besuch, allerdings nicht bei Smith, sondern an seiner alten Adresse. Er bewohnte ein Art Gartenhaus draußen in Westend, eine schon etwas brüchige Bude, und er bewohnte sie allein.
Er wartete auf den Besuch, schwankend zwischen Hoffnung und Furcht, denn er war nicht sicher, ob ihm die Besucher überhaupt die Zeit lassen würden, die Worte zu sagen, die seine Stellung in der Angelegenheit klarstellen konnten.
Obwohl Ole das Gehirn nicht gerade pfundweise mitbekommen hatte, so konnte er’sich doch leicht ausrechnen, dass der Chef und seine Leute, wenn sie Grecos, Grews und Arellis Wohnungen vergeblich belauert hatten, es schließlich auch bei ihm versuchen würden. Dann würde er Jul und diesem verdammten Chicagoer heimzahlen können, was sie ihm angetan hatten. Außerdem hoffte er auf eine anständige Belohnung und spielte auch mit dem Gedanken, an Grecos Stelle Statthalter des Chefs zu werden.
Am dritten Tag kam er mit seinem alten Buick spät in der Nacht zu seinem Gartenhaus zurück. Er war guter Laune. Die Organisierung des Absatzes machte Schwierigkeiten. Es sah so aus, als
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