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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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und in die Sümpfe geschickt wurde, wo er elend umkam. Hexenprozesse gab es zu allen Zeiten, und bei allen Religionen.
    Zamorra erachtete es ebenfalls als erwiesen, dass es diesem historischen Soro auf irgendeine Art und Weise gelungen war, in die Welt der Lebenden zurückzukehren, so wie auch Vampire unter gewissen Umständen wieder zu einem widernatürlichen Scheinleben erwachen. Vielleicht hatte dieser Soro nun auch tatsächlich das Bedürfnis, sich an den Nachkommen jenes Volkes zu rächen, das einst seinen irdischen Tod verursacht hatte. So etwas kam vor und lag durchaus im Bereich des Denkbaren.
    Katulpek, der Medizinmann, schwieg, und Professor Zamorra sah keinen Anlass, weitere Fragen zu stellen. Auch die Tatsache, dass Katulpek von seinem Kommen gewusst hatte, war bei näherem Hinsehen gar nicht so widersinnig. Männer mit hellseherischer Begabung gibt es überall über den Erdball verstreut. Katulpek gehörte zu ihnen. Er beherrschte einige Regeln der Magie, was ihn über die Übrigen seines Volkes erhob, und ihn zu seinem Führer prädestinierte.
    Noch ein wenig Hokuspokus dazu, wie eben mit dem quadratisch brennenden Feuer, und seine Machtstellung war nie angefochten.
    Professor Zamorra betrachtete wie die anderen das immer ekstatischer werdende Treiben um sie herum. Wie rasend stampften nackte Füße den Boden. Spitze Schreie zuckten hinein in das Dröhnen der Trommeln, vergingen darin, wie ein Stein unter der Oberfläche eines Sees versinkt.
    In Nicoles großen Augen spiegelten sich die funkenstiebenden Flammen, nackte, wirbelnde Leiber, eine Orgie der Farben. Raum und Zeit waren vergessen. Man konnte sich dem Bann des Geschehens kaum entziehen.
    Professor Zamorra schaute unauffällig auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr.
    Schon elf Uhr vorüber. Trotzdem konnten sie nicht plötzlich aufbrechen. Das wäre unhöflich den Gastgebern gegenüber gewesen.
    Mit gekreuzten Beinen blieb er sitzen. Man hatte ihnen Strohmatten gebracht, damit sie sich auf dem feuchten Untergrund nicht verkühlten, doch die Nässe drang jetzt trotzdem durch und machte sich unangenehm bemerkbar. Bill und Nicole schienen nichts davon zu fühlen. Sie ließen kein Auge von dem Geschehen um sie herum.
    Plötzlich blitzten Messer auf. Die Schreie wurden heller und gepeinigter.
    Geräusche wie aus einer Folterkammer, wo Menschen auf unsagbare Weise gequält werden.
    Jetzt sah auch Zamorra wieder zu.
    Die Seminolas brachten sich mit ihren Waffen tiefe Schnitte am Körper bei. Dickes Blut quoll aus den Wunden und tropfte in roten Rinnsalen auf den Boden, wo sich schnell ein Gemisch aus Wasser und Blut bildete, das bei jedem heftigen Tanzschritt weit aufspritzte.
    So brachten sich die Seminolas also ihre Narben bei. Es war eine kultische Handlung, während sie ihr eigenes Blut den Göttern weihten, um sie gnädig für sich gesinnt zu machen. Manche der Indios entstellten sich grässlich in den Gesichtern. Nicole hatte eine Faust vor ihren offenen Mund gelegt, um ihn am Schreien zu hindern. Ihr Blick flackerte, doch sie wandte ihre Augen nicht ab. Ihr pfirsichfarbener Teint war teigig weiß geworden.
    Auch Bill wischte sich über die Augen, als könne er so dieses Bild verwischen, das aus einem Alptraum entwichen schien.
    Die zuckenden Rufe verstummten nach und nach. Wie durch ein Wunder hörten die Schnittwunden auf zu bluten, je langsamer das Trommeln wurde. Schließlich stapften nur mehr einige wenige Füße, und ein Tänzer nach dem anderen fiel um, wo er gerade stand. Dann lagen sie alle, und das Feuer war herabgebrannt.
    Es war still auf der schwimmenden Insel geworden, bis die Stille von der brüchigen Stimme Katulpeks unterbrochen wurde.
    »Das Fest ist vorüber, Freunde«, sagte er. »Ihr müsst wieder gehen.«
    Der Alte erhob sich, und die drei Freunde folgten seinem Beispiel.
    Katulpek begleitete sie schweigend zum Boot. Niemand sprach ein Wort. Zu frisch waren noch die Eindrücke, die sie eben hatten sammeln können. Zu fremd die Welt, aus der sie stammten.
    »Den Tänzern ist nichts geschehen«, beantwortete Katulpek die ungestellte Frage. »Jeder von ihnen wird morgen wieder seiner Arbeit nachgehen können.«
    Nicole hatte ihre langen Finger in Zamorras Unterarm gebohrt.
    Jetzt lockerte sich ihr Griff.
    »Sie haben bei unserer Ankunft etwas von großen Schwierigkeiten erzählt«, erinnerte sich Zamorra an den Medizinmann gewandt.
    »Können Sie mir Näheres darüber sagen?«
    Bill stand schon im schwankenden Boot und

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