0045 - Ich entkam der Teufelshöhle
Bronx auf alles gefasst sein muss, auch auf einen heimtückischen Messerstich in den Rücken. Es gab extra eine Dienstvorschrift mit einem Dutzend Anweisungen darüber, wie man sich hier zu verhalten hatte.
Als wir in der fünften Etage ankamen, drückten wir uns zunächst in eine Nische, um dort unbeobachtet unsere Waffen zu ziehen und in der Manteltasche verschwinden zu lassen.
Dann hatten wir Mools Wohnung erreicht. Wir verhielten vor der Tür und lauschten. Lautes Schnarchen ertönte aus dem Innern.
»Herrlich«, murmelte Phil.
Ich nickte.
Leise, fast millimeterweise versuchte ich, die Tür zu öffnen. Es ging nicht. Mool hatte abgeschlossen. Das war weniger schön.
Durch einen Blick verständigte ich mich mit Phil. Er nickte.
Wir zogen beide unsere Pistolen aus der Manteltasche hervor. Phil nahm Maß, hob das rechte Bein und trat mit aller Wucht gegen das Schloss.
Krachend flog die Tür in den Raum. Zugleich sprang ich vor, war mit drei Sätzen quer durchs Zimmer geeilt und stand jetzt mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Mir ging es dabei im Wesentlichen darum, die Tür im Auge behalten zu können. Phil pflanzte sich rechts neben der Tür auf.
Mool rieb sich verschlafen die Augen und hockte sich verwirrt auf die Bettkante. Er starrte von mir zu Phil.
»Keine Dummheiten, Mool!«, warnte ich und hob ein wenig die Pistole an. »Sie sind verhaftet!«
Er rieb sich über die Narbe an seinem Kinn und brauchte eine ganze Weile, bis er begriffen hatte, was geschehen war. Allerdings schien er uns zuerst einmal für rivalisierende Kollegen zu halten. Er lachte verzerrt und schüttelte den Kopf.
»Hoho! Alberner Witz! Setzt euch, Boys! Wer schickt euch? Um was handelt es sich?«
Phil hielt ihm seinen Dienstausweis hin und ich sagte: »Jack Mool, wir verhaften Sie wegen vorsätzlichen Mordes, begangen an Ihrem Komplizen Stew Gordon. Der Haftbefehl wird Ihnen innerhalb von vierundzwanzig Stunden vorgelegt werden. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von jetzt an sagen oder tun, gegen Sie verwendet werden kann.«
Mool begriff, dass es unser Ernst war. Er wurde merklich nervös und schielte zu der offenen Balkontür, die sich zwei Schritte rechts von mir befand. Ich maß dieser Tatsache nicht viel Bedeutung bei, denn von einem alleinstehenden Balkon, der keine Verbindung zu Nachbarwohnungen hat, kann man kaum aus der fünften Etage fliehen.
Mool sah mich prüfend an. Er erinnerte sich wohl, mir schon einmal begegnet zu sein.
Ich half seinem Gedächtnis nach.
»Na, Mool, erinnern Sie sich nicht?«
Er presste die Lippen zusammen.
»Woran?«, brummte er kaum verständlich.
»Sie waren doch so freundlich, mir mit zwei anderen Gangstern einen nächtlichen Besuch abzustatten! Leider mussten die beiden Kollegen ins Gras beißen. Einen traf ich in Notwehr tödlich, den anderen erschossen Sie kaltblütig, als er durch seine Verwundung nicht fähig war, zu flüchten. Wahrscheinlich wollten Sie verhindern, dass er uns Aussagen zu Protokoll gab, die Sie belasten konnten. Vor dem Gesetz bleibt ein Mord auch ein Mord, wenn er an einem Gangster ausgeführt wird.«
Mool stand langsam auf. Aufmerksam beobachteten wir ihn.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, knurrte er.
Ich lächelte geringschätzig.
»Das wird Ihnen wenig helfen, Mool, denn ich werde vor Gericht beschwören, dass ich Sie als nächtlichen Eindringling und als Mörder von Stew Gordon, der im Hausflur meiner Wohnung erschossen wurde, wiedererkenne. Ich war Augenzeuge. Und den Schwur eines FBI-Beamten werden die Geschworenen verdammt ernst nehmen, das können Sie glauben, Mool. Es sieht böse für Sie aus! Sie haben zwei Prozesse zu erwarten. Nummer eins wegen Gordons Ermordung, Nummer zwei wegen Beteiligung am Kidnapping. Auf beide Delikte steht die Todesstrafe. Möglicherweise kommt noch eine dritte Anklage wegen der Ermordung eines gewissen Marselli hinzu.«
Ich machte eine Pause und fixierte ihn scharf. Seine Augen wanderten unstet im Raum umher.
***
Er hatte etwas vor, das stand fest. Aber was? Zur Tür hinaus konnte er nicht, denn dort lehnte Phil mit seiner Dienstpistole.
Rechts führte eine zweite Tür ins Badezimmer. Sie stand halb offen, und man konnte die weißen Fliesen des halb ausgekachelten Raumes sehen. Selbst wenn es vom Badezimmer aus einen Durchgang in andere Räume gab, war dieser Fluchtweg sinnlos, weil er an mir vorbeiführte.
Fenster und Balkontür schieden aus, denn wir befanden uns schließlich in der fünften
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