0045 - Ich entkam der Teufelshöhle
hatte sie dem Etagenkellner einige Wünsche für die Mittagsmahlzeit diktiert. Sie schien irgendeine raffinierte Form von Diät zu leben, vermutlich, um sich die schlanke Figur zu bewahren.
Ob Miss Arpád durch einen Anruf zum Verlassen des Hotels bewegt worden war, ließ sich nicht feststellen. Die Telefonistin aus der Hotelzentrale konnte sich nicht erinnern. Sie sagte, es könnte sein, dass jemand die Dame angerufen hätte, ebenso gut aber sei es möglich, dass Miss Arpád nicht angerufen worden wäre. Bei der Unzahl von Telefongesprächen, die sie täglich zu verbinden hätte, sei es ganz unmöglich, ein einziges im Kopf zu behalten.
Nun, das war recht gut zu verstehen. Wir verabschiedeten das Mädchen, das wir zuletzt vernommen hatten. Ich wandte mich dem Hotelmanager zu, der fragend von Phil zu mir sah.
»Glauben Sie, dass ein Verbrechen vorliegt?«, meinte er unruhig.
Ich zuckte die Achseln.
»Wie sollen wir das wissen? Wir sind keine Hellseher. Aber es ist wahrscheinlich. Mister Ferrucci war mit Miss Arpád eng befreundet, und wenn beide innerhalb weniger Tage spurlos verschwinden, kann es kaum mit rechten Dingen zugehen. Sagen Sie, Sie kümmern sich doch sicher ein bisschen um Ihre Gäste. Mich würde eines interessieren: Aus welchen Einkünften bestritt Miss Arpád ihre doch sicher nicht billigen Lebenskosten? Der rote Chrysler, den sie fuhr, gehört nicht gerade zu den billigsten Wagen, ihre Kleider hier sind bestimmt sehr teuer gewesen, die Pelzmäntel dort in dem Schrank dürften ein halbes Vermögen gekostet haben. Woher nahm sie das Geld dafür?«
Der Manager lächelte kaum merklich und sagte mit einer unnachahmlichen Geste: »Signor Ferrucci gestattete seiner Freundin einen sehr großzügigen Lebensstandard.«
Das war eine sehr vornehme Umschreibung für die Tatsache, dass Miss Arpád von Ferrucci ausgehalten wurde. Nun, wer so berühmt ist, dass er als Gast an die Metropolitan Opera geholt wurde, konnte sich so kostspielige Freundinnen wahrscheinlich leisten. Plötzlich kam mir ein Gedanke.
»Wissen Sie, ob Miss Arpád über ein eigenes Bankkonto verfügte?«, fragte ich.
Der Manager des Hotels nickte lebhaft.
»Aber ja! Sie war noch keinen Tag bei uns, als sie sich nach einer vertrauenswürdigen Bank erkundigte. Ich empfahl ihr die First National.«
Phil und ich verabschiedeten uns und verließen das wie ein Bienenstock summende Hotel, um zuerst einmal die dem Waldorf Astoria nächstgelegene Filiale der genannten Bank aufzusuchen.
Ein Schalterclerk trat auf uns zu und erkundigte sich nach unseren Wünschen. Wir ließen unauffällig unsere Ausweise sehen.
»Bundespolizei?«, raunte der Clerk erschrocken. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Wir möchten nur eine Auskunft: Bei Ihnen unterhielt eine Miss Arpád ein Konto, ist das richtig?«
»Ich werde einmal nachfragen. Einen Augenblick bitte.«
Es dauerte nicht lange, bis der Angestellte wieder erschien.
»Ja, es stimmt, die Dame hat ein Konto bei uns.«
»Es ist für uns von größter Wichtigkeit, zu wissen, ob seit gestern Mittag ein größerer Betrag von diesem Konto abgehoben wurde und von wem. Versuchen Sie, das festzustellen.«
»Jawohl, meine Herren.« Diesmal dauerte es etwas länger, bis der Clerk zurückkam.
»Ihre Vermutung ist richtig, meine Herren«, erklärte er. »Heute früh, vor ungefähr einer Stunde, wurde ein außerordentlich hoher Betrag abgehoben.«
»Wie viel?«
Der Mann zuckte die Achseln.
»Tut mir leid, meine Herren. Das ist Bankgeheimnis.«
Ich beugte mich vor und beschwor ihn eindringlich.
»Miss Arpád ist vermutlich in den Händen einer skrupellosen Kidnapperbande. Sie müssen uns helfen! Diese Auskunft ist wichtig für unsere Nachforschungen!«
Er sah sich um, als fürchte er, belauscht zu werden. Dann raunte er: »Also gut. Aber Sie müssen die Sache streng vertraulich behandeln.«
»Natürlich. Das versprechen wir.«
»Es wurde fast das ganze Geld abgehoben, das Miss Arpád auf ihrem Konto hatte. Und zwar sechzigtausend Dollar. Durch einen Barscheck. Die Unterschrift war zweifellos echt. Wir haben sie besonders sorgfältig geprüft wegen der Höhe der Summe.«
»Wer brachte den Scheck und holte das Geld?«
»Genau kann ich mich nicht an jede Einzelheit erinnern. Aber ich weiß noch, dass der Mann eine Narbe am Kinn hatte!«
Das genügte uns.
***
Als wir wieder im Distriktbüro waren, ging ich zuerst in die Funkzentrale.
Ein Kollege trat auf mich zu und fragte, was er für mich tun
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