0046 - Das Haus der Verfluchten
stimmten ihm zu, und versprachen, mit ihm zu gehen.
»Damit ist geklärt, wer das Buch mit dem Fluch in das Schloss zu bringen hat. Warten wir bis zur nächsten Nacht.«
Professor Zamorra und die anderen sahen gerade noch, wie sich die Männer und Frauen in die Büsche schlugen.
Dann hörten sie wieder das Geläute der Kirchturmuhr, und alles verschwamm, wurde mit einem Schleier zugedeckt.
Als der letzte Glockenschlag verklungen war, konnten sie nur den Schlosshof so sehen, wie er sich ihnen immer zeigte.
Zamorra zog Lucille sanft auf das Verwalterhaus zu, wo Nicole sie erwartete.
Die junge Erbin von Schloss Bradois hatte die Erscheinungen dieser Nacht offensichtlich gut überstanden.
»Dieses Buch müssen wir finden«, sagte sie, »dann können wir gutmachen, was meine Vorfahren verbrochen haben, und der Fluch ist aufgehoben!«
»Wir werden morgen danach suchen«, versprach der Professor und bat seine Sekretärin, das junge Mädchen in ihr Zimmer zu bringen.
Der Gelehrte selbst setzte sich mit dem Verwalterehepaar und dem alten Jean-Paul zusammen und fragte nach ihren Beobachtungen.
Die drei hatten jedoch nichts zu berichten.
Erst als Nicole wiederkam, wandelte sich das Bild.
»Ich habe gesehen, dass die Mönche aus der hinteren Ecke kamen. Sie tauchten nicht einfach auf, sondern hatten Fackeln in den Händen, die sie anzündeten. Die drei Männer kamen aus einem kleinen Raum, der heute nicht mehr vorhanden ist. Er müsste unmittelbar neben dem Teich, das heißt also dort, wo jetzt der Geräteschuppen ist, gestanden haben. Vielleicht schloss sich daran die Kapelle an?«
»Das werden wir morgen untersuchen«, sagte Zamorra, »für heute ist es genug.«
»Das, was Mademoiselle Duval meint, ist früher die Futterkammer gewesen«, sagte der alte Jean-Paul nachdenklich. »In meiner Kindheit wurde dort der Hafer für die Pferde aufbewahrt. Jetzt steht in diesem Raum das Motorenöl für die Traktoren.« Er stand auf und ging hinaus.
»Was will er nur?«, fragte Martin Dubois.
»Es lässt ihm keine Ruhe«, meinte seine Frau.
Als der Alte nicht wiederkam, sagte Zamorra: »Gehen wir schlafen. Wir haben morgen viel vor, wenn wir diese Ecke genau untersuchen wollen.«
»Warum suchen wir eigentlich die Kirche, beziehungsweise die Kapelle?«, fragte Nicole Duval.
»Weil wir vermuten, dass dort das Rätsel gelöst werden kann«, antwortete Zamorra, »weil das hier das einzige Schloss, die einzige Burg ist, die wir kennen, und die keine Kapelle hat.«
»Warten wir doch erst einmal die nächste Nacht ab, vielleicht wird das unsere Suche erleichtern«, meinte seine Sekretärin.
»Kannst du den ganzen morgigen Tag nur darauf warten, dass es Mitternacht wird?«, fragte der Professor.
»Sie haben Recht. Wir müssen uns irgendwie beschäftigen. Vielleicht haben wir sogar Erfolg.«
Sie standen auf und wollten in ihre Zimmer gehen.
Da hörten sie auf einmal einen Hilfeschrei. Der Rufer war weit entfernt, seine Stimme klang dumpf und gedrückt.
»Jean-Paul, wir brauchen Taschenlampen«, stieß Zamorra hervor.
Martin war bereits in den Flur gelaufen, und schaltete die Hofbeleuchtung ein.
Seine Frau holte drei Taschenlampen aus einem Schrank, und alle rannten ins Freie.
Der Verwalter war bereits in der Nähe des Traktorschuppens. Die anderen folgten ihm und hörten, dass die Rufe deutlicher wurden.
Martin riss die Tür des kleinen Lagerraums auf, und jetzt war Jean-Pauls Stimme deutlich zu hören.
Das Licht flammte auf, und sie sahen ein Loch in der Wand des Anbaues.
Vorsichtig streckte Martin zuerst die Hand mit der Taschenlampe in die Öffnung und schob dann seinen Kopf hinterher.
Er zuckte sofort wieder zurück. Sein Gesicht trug einen entsetzten Ausdruck, und er war weiß wie ein Laken. Der Verwalter brachte keinen Ton heraus, zeigte nur immer wieder auf das Loch.
Professor Zamorra schaltete seine Lampe ein und leuchtete in die Öffnung.
Dahinter befand sich ein Holzboden, der fast völlig zusammengebrochen war. Zamorra lenkte den Strahl seiner Lampe in die Tiefe.
Da sah er die Skelette. Sie hingen in schweren, eisernen Ketten.
Dazwischen lag der alte Jean-Paul.
»Können Sie stehen?«, fragte Zamorra gedrückt. Die modrige Luft raubte ihm fast den Atem.
»Nein, ich glaube, ich habe mir den Knöchel verstaucht. Wenn Sie ein Seil holen, kann ich mich hochziehen.«
»Einen Augenblick.«
Martin Dubois hatte die Worte gehört und kam nach wenigen Sekunden mit einem Strick zurück.
»Halten Sie die
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