0046 - Das Haus der Verfluchten
Flügeltüren, und der Herr des Schlosses kam heraus.
Er blieb einen Moment auf dem Podest stehen und betrachtete die Szene auf dem Hof.
Die Mönche verharrten auf der untersten Stufe und warteten, bis der Baron sie ansprach.
»Ich danke euch, dass ihr gekommen seid«, begann der Adelige, »es sind wieder einige Fälle von Hexerei gemeldet worden. Ihr wisst, dass ich so etwas auf meinem Besitz nicht dulde und dankbar bin, dass ihr mir helft.«
»Wir danken für die großzügige Spende, die uns erlaubte, ein neues, größeres Kreuz anfertigen zu lassen. Es ist gestern geweiht worden und wird heute Abend zum ersten Mal gegen die Hexen und Ungläubigen eingesetzt werden.«
»Es war mir ein Bedürfnis, für das vor einigen Wochen entweihte Kruzifix eine Spende zu leisten. Schließlich geschah die Tat auf meinem Grund, und ich möchte nicht, dass man mich eventuell der Beihilfe oder Duldung der Gotteslästerung verdächtigt.«
Die Mönche neigten den Kopf und kamen auf den Wink des Barons einige Stufen weiter herauf.
Professor Zamorra konnte nicht mehr verstehen, was dort geredet wurde.
Er nahm Lucille Renard bei der Hand und zog sie in Richtung Schlosstreppe.
Als sie neben dem Aufgang standen, hörten sie, wie die Mönche mit dem Baron über die Aufteilungen der Ländereien verhandelten.
»Heute Abend werden drei freie Bauern vorgeführt«, sagte Bradois. »Zwei sind mit Sicherheit Hugenotten. Unser allergnädigster König hat ja nun allgemein bekannt gemacht, dass das Edikt von Nantes endgültig aufgehoben ist.«
»Wir sind dankbar, dass seine Majestät nun doch den richtigen Weg gefunden hat«, sagte einer der Mönche.
Baron Bradois nickte feierlich und fuhr fort: »Außerdem steht der dritte im Verdacht, Hexerei getrieben zu haben. Sein Vieh wurde krank, und bereits nach wenigen Tagen trieb er die Tiere wieder auf die Weide. Es war nichts von einer Krankheit festzustellen! Das muss doch Hexerei sein!«
»Wir danken für diese Angaben und werden entsprechend verfahren«, sagte der Mönch, »was aber erhält die Kirche aus dem Besitz der drei Verbrecher?«
»Ich dachte daran, der Kirche einen gleichwertigen Anteil zu geben. Es ist nämlich so, dass der Besitz der drei in mein Gebiet hereinragt. Ich möchte gerne mein Land zusammenhängend haben. Aber an der Ostgrenze stoßen Ländereien der Kirche an meine Grenze. Ich bin bereit, dort meine Bewirtschaftung zurückzuziehen.«
Die Mönche redeten noch eine Weile mit dem Baron und waren schließlich zufrieden.
Bradois stieg gemeinsam mit ihnen die Stufen nach unten und wartete im Hof auf das Eintreffen der drei Verdächtigen.
Plötzlich klang Pferdegetrappel auf, und nach wenigen Minuten sprengten die fünf Söhne des Adeligen in den Hof.
»Wir haben die drei Hexer den anderen überlassen und kommen, um ihre Ankunft zu melden«, sagte einer und hatte Mühe, sein Pferd zu bändigen.
Der Mönch gab einem seiner Untergebenen einen Wink, der daraufhin zum Teich eilte und mit einem schweren Packen herbeikam.
Als er die Verschnürung löste, blitzte es im Schein der Fackeln golden auf. Es war das neue Kreuz, das von dem Baron gestiftet worden war.
Augenblicklich wich der Adelige zurück, und auch seine fünf Söhne nahmen die Pferde zurück.
Die Mönche schienen nichts zu merken und kramten in dem Bündel herum. Schließlich zog einer ein Gefäß heraus und reichte es seinem Führer.
»Wir werden bei den beiden Andersgläubigen ein Gottesurteil durchführen«, sagte er, »derjenige, dessen Vieh so schnell gesund wurde, gilt bereits als überführt.«
Wieder klang Pferdegetrappel durch die Nacht, und eine Schar Reiter sprengte durch das Tor.
Zwischen sich zogen sie drei gefesselte Männer, die, als die Pferde standen, zusammenbrachen.
Die Gestalt des ältesten Mönches reckte sich gebieterisch.
»Bindet sie los«, befahl Bradois.
Die Stricke fielen, und die drei Männer versuchten, sich auf die Beine zu quälen.
Nach einigen Versuchen gelang es ihnen auch. Schwankend und unsicher standen sie vor dem Baron und den drei Mönchen.
»Was wirft man uns vor?«, fragte einer der Männer.
»Aus Gründen, die ihr selbst zu vertreten habt, seid ihr hier«, sagte Bradois.
Ein verächtlicher Blick traf ihn, aber er reagierte nicht weiter.
Der Mönch mit dem großen Goldkreuz in beiden Händen trat vor, und sofort wich Bradois zurück.
»Ihr seid der Hexerei angeklagt!«, donnerte die Stimme des alten Mönches über den Hof. »Wessen Vieh war krank und ist
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