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0046 - Das Haus der Verfluchten

0046 - Das Haus der Verfluchten

Titel: 0046 - Das Haus der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Werder
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Lampe«, sagte Zamorra und ließ das Seil in die Tiefe gleiten.
    Jean-Paul fasste den Strick und wollte sich hochhangeln.
    »Lassen Sie das, ich ziehe Sie hoch«, rief der Professor.
    Er holte mit gleichmäßigen Bewegungen das Seil wieder ein.
    Als Jean-Paul den Kopf in der Höhe des Mauerrestes hatte, griff Zamorras Rechte zu. Dann hob der Alte die andere Hand, und der Professor zog ihn durch das Loch.
    Er ließ den Mann sanft zu Boden gleiten und sah sich dessen Knöchel an.
    Jean-Paul bewegte den Fuß, was beinahe ohne Schmerzen geschehen konnte.
    »Wohl doch nur verstaucht«, sagte der Gelehrte. »Martin, nehmen Sie Jean-Paul mit, und machen Sie kalte Umschläge. Meine Sekretä- rin und ich bleiben noch und sehen uns die Skelette etwas genauer an.«
    »Was ist denn da unten zu sehen?«, fragte die Frau des Verwalters und beugte sich neugierig durch das Loch. Erst dann knipste sie die Lampe an.
    Als sie die angeketteten Skelette in der Tiefe sah, stieß sie einen leisen Schrei aus, hielt sich aber besser als ihr Mann.
    »Ich kann mir vorstellen, dass du dich erschreckt hast«, sagte sie, »vor allem, als Jean-Paul dazwischen lag.«
    »Und ich wusste nicht, was das war«, meinte der Alte. »Ich erinnerte mich daran, dass früher dort noch ein Raum gewesen war, neben der Futterkammer, meine ich. Heute ist dort ein Hügel, der wohl früher mal irgendeine Vorratskammer war.«
    »Eine Zeitlang wurde dieser Raum für Geräte benutzt«, sagte Madame Dubois, »während des Zweiten Weltkrieges haben sich dort Widerstandskämpfer und Flüchtlinge versteckt. Aus diesem Grund ist der Hügel aufgeschüttet worden. Ich hatte das ganz vergessen.«
    Der Verwalter und seine Frau nahmen den alten Jean-Paul zwischen sich und führten ihn zu ihrem Haus.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Zamorra und betrachtete zweifelnd das Kleid seiner Sekretärin.
    »Willst du dich nicht zuerst umziehen?«, fragte er, »es ist bestimmt sehr schmutzig dort unten.«
    »Ich bin in drei Minuten wieder zurück«, versprach Nicole und rannte zum Haus.
    Es dauerte tatsächlich kaum länger, bis sie zurückkam.
    Sie trug eine lange Hose und einen alten Pullover. Auch diese Sachen standen der bezaubernden Nicole.
    Zamorra hatte inzwischen das Seil an einem Pfeiler im Ölschuppen befestigt und den Rest in die Tiefe geworfen.
    »Leuchte bitte mal«, sagte er und zwängte sich durch die Maueröffnung in den Nebenraum.
    Nicole Duval beugte sich ebenfalls durch und richtete den Strahl der Taschenlampe in die Tiefe. Sie zuckte etwas zusammen, als sie die Skelette sah, konnte sich aber beherrschen.
    Professor Zamorra balancierte auf dem schmalen Rand des Fußbodens, der noch erhalten war, und griff nach dem Seil.
    Langsam, Hand über Hand, ließ er sich in den Kellerraum hinab.
    »Komm«, rief er und schaltete zwei Taschenlampen ein, die er vorher in den Gürtel gesteckt hatte.
    Mit einer schlangengleichen Bewegung zwängte sich Nicole Duval durch die Öffnung und ließ sich ebenfalls hinabgleiten.
    Die drei Lampen gaben genügend Licht zu einer oberflächlichen Untersuchung.
    Zuerst drehte sich Zamorra herum und beleuchtete jeden Winkel des Raumes. Im Hintergrund entdeckte er eine schwere, eiserne Tür, die jedoch verschlossen war.
    Er konzentrierte sich auf die Skelette.
    Sie waren an Händen und Füßen angekettet worden. Sie konnten die Arme nur so weit bewegen, dass sie die Hände gerade zusammenbringen konnten.
    Die Fußketten waren nur wenige Glieder lang.
    »Sie sind hier angekettet worden, damit sie verhungerten«, sagte Zamorra.
    Nicole Duval drehte sich und stieß scharf den Atem aus.
    Der Professor wandte den Kopf in ihre Richtung und leuchtete.
    Dort hingen noch sieben Skelette in Ketten. Aber diese Ketten waren erheblich länger.
    Zamorra schätzte, dass sie bis knapp vor die andere Wand reichten. Er trat heran und beleuchtete die neu entdeckten Gebeine näher.
    »Das sind vier Frauen und drei Kinder gewesen«, sagte er.
    »Wie können Menschen nur so grausam sein?«, fragte Nicole gepresst.
    »Man hat die Frauen an diese Wand angekettet und ihnen so viel Bewegungsfreiheit gelassen, dass sie bis knapp vor ihre Männer kamen, die an der anderen Wand hingen. Mit den Kindern hat man es genauso gemacht. Man hat ihnen noch nicht einmal gestattet, zusammen zu sterben!«
    Der Professor schüttelte sich.
    »Ich habe einen bestimmten Verdacht«, sagte Zamorra, »vor allem wenn ich daran denke, dass auf dieser Lichtung eben vier Männer das Buch mit dem Fluch

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