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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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sich vorhin so fabelhaft gehalten, Sie schaffen auch das noch!«
    »Meinen Sie?« fragte sie. Plötzlich war alle Selbstsicherheit von ihr abgefallen. Schaudernd drückte sie sich an mich und wollte sich über den Rand des Simses beugen. Ich hielt sie zurück.
    »Nicht nach unten sehen«, mahnte ich. »Sie gehen vor mir, ich halte Sie. Stützen Sie sich an der Mauer ab. Dann kann Ihnen gar nichts passieren!«
    Das war eine glatte Notlüge, aber ich mußte ihr Mut machen. Noch zögerte sie, gab sich jedoch endlich einen Ruck.
    »Gehen wir«, sagte sie rauh. In ihrer Stimme schwang Angst.
    Verstohlen wischte ich mir den Schweiß von der Stirn.
    Ja, ich hatte entsetzliche Angst vor diesem Weg. Unsere Überlebenschancen waren minimal. Jeder Sturz aus dieser Höhe mußte tödlich verlaufen.
    Rasch faßte ich an mein silbernes Kreuz. Ich hatte das Gefühl, als pulsiere es warm in meiner Hand.
    Im nächsten Augenblick ertönte aus der Tiefe ein dumpfes Stöhnen, das die Mauern erbeben ließ. Erschrocken zog ich die Hand zurück, als unter uns eine Stufe unter der Vibration losbrach und in die Tiefe sauste.
    Kelly schien das alles nicht zu bemerken. Sie ging mutig voran und begann mit dem Abstieg. Ich hielt mich dicht hinter ihr und ließ meine Hände auf ihren Schultern liegen. Wenn sie rutschte, konnte ich blitzschnell zupacken.
    Ich ließ Kelly absichtlich vorangehen. Ihr Gewicht trug die Treppe eher als meines. Wenn eine Stufe brach, konnte sie sich retten. Ich mußte dann eben springen.
    Ohne Zwischenfall erreichten wir die Stelle, an der die Treppe unterbrochen war. Jetzt wurde es kritisch.
    »Mr. Sinclair!« Kelly blieb mit einem erschrockenen Ruf stehen. »Hier geht es nicht weiter.«
    Ich biß die Zähne zusammen. Beim Aufstieg hatte ich nicht darauf geachtet, wie weit die beiden Teilstücke der restlichen Treppe voneinander entfernt waren.
    »Wir müssen springen«, erklärte ich ihr heiser. »Es hilft nichts! Wir müssen!«
    Zu meiner Überraschung protestierte sie nicht. Sie nickte nur.
    Ich schätzte noch einmal die Entfernung. Wahrscheinlich brach die Fortsetzung der Treppe ebenfalls unter uns zusammen, wenn wir gemeinsam aus dieser Höhe aufprallten.
    »Wir halten uns aneinander fest und springen gleichzeitig«, sagte ich und griff nach ihren Händen.
    Ihre Finger fühlten sich eiskalt an. Ich gab uns keine Chance, aber hierbleiben war zu gefährlich.
    »Los!« schrie ich.
    Sekundenbruchteile dehnten sich zu Ewigkeiten, während wir über den bodenlosen Abgrund flogen. Jane Collins und Suko, Bill Conolly und Sheila, sogar Superintendent Powell und Glenda Perkins schossen mir durch den Kopf.
    Dann prallten wir auch schon jenseits des Abgrundes auf die Treppe.
    Ich hörte einen lauten Knall. Der Boden sackte unter uns weg.
    Ich warf mich nach vorne, riß Kelly mit mir, ruderte mit Armen und Beinen, ohne das Mädchen loszulassen.
    Es war umsonst.
    Wir fanden keinen Halt und stürzten in die Tiefe.
    ***
    Bill Conolly hätte nicht sagen können, wie lange dieser grauenhafte Zustand schon andauerte.
    Er hatte noch immer das Gefühl zu fallen. Er glaubte, daß bereits Stunden verstrichen waren.
    Noch immer griff er verzweifelt in die Dunkelheit, die ihn verschluckt hatte. Arme und Beine stießen ins Leere.
    Es gab keinen Luftzug wie bei einem normalen Sturz. Er hörte kein Rauschen und hatte keinen Druck auf den Ohren.
    Er wußte auch nicht, ob er mit dem Kopf oder den Beinen voran fiel. Es war nur dieses entsetzliche Gefühl, zu fallen und unaufhörlich tiefer zu sacken.
    In seiner Not dachte er zuerst an den Geisterjäger. John war in der Nähe gewesen, als er in diesen höllischen Schacht gestürzt war. Der Geisterjäger hatte bestimmt seine beiden Schreie gehört und sofort nach ihm gesehen.
    Jetzt war nur die Frage, ob sich das Loch wieder geschlossen hatte oder nicht. War es noch offen, würde John schon eine Möglichkeit finden, ihm zu helfen.
    Aber was geschah, wenn es keine Spur mehr gab? Auch ein John Sinclair war nicht allwissend und allmächtig. Seine Möglichkeiten waren zwar groß, aber doch begrenzt!
    Bill kämpfte die aufkeimende Panik nieder. Sein zweiter Gedanke galt Sheila. Was sie jetzt wohl machte? Ob sie wieder mit ihm litt, wie sie das in der vergangenen Nacht getan hatte? Ob sie ahnte, in welch entsetzlicher Lage er sich befand?
    Sein dritter Gedanke beschäftigte sich mit Kelly MacGowan. Als er das Mädchen zum letzten Mal gesehen hatte, war sie dem Tod näher als er gewesen.
    Seltsamerweise

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