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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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beruhigte ihn der Gedanke an Kelly. Er wußte selbst nicht, wieso, aber er empfand plötzlich keine Angst mehr. Vielleicht kam das daher, daß sie ihm in der vergangenen Nacht das Leben gerettet hatte, überlegte er.
    Doch dann sagte er sich, daß das Unsinn war. Wie sollte sie ihm in seiner Lage helfen, wenn sie selbst dringend Hilfe brauchte?
    Und dann war es schlagartig vorüber, dieses abscheuliche Gefühl, in bodenlose Tiefen zu stürzen.
    Bill brauchte ein paar Sekunden, bis er es erkannte.
    An seiner Situation veränderte sich jedoch nichts. Anstatt zu fallen, hing er reglos im Nichts, im leeren Raum, in der absoluten Schwärze.
    Nein, korrigierte er sich. Schwärze stimmte nicht mehr. Über sich sah er eine kreisrunde Fläche, die schwach schimmerte. Als er länger hinsah, erkannte er einzelne funkelnde Punkte.
    Sterne!
    Es war der Nachthimmel, der von unzähligen Sternen übersät war. Bill Conolly konnte die Entfernung bis zu der Öffnung nicht schätzen, aber es gab ihm Mut, wieder den Zugang zur Oberwelt zu erkennen.
    Doch als er einen Blick in die Tiefe warf, machte sein Mut schneidender Todesangst Platz.
    Tief unter ihm glomm nämlich ein winziger roter Punkt auf, der sich rasch vergrößerte. Schon nach wenigen Sekunden konnte Bill Bewegungen innerhalb des Punktes unterscheiden. Rote und gelbe Zungen umtanzten einander. Glühende Punkte stoben nach allen Seiten.
    Wieder dauerte es einige Momente, bis sein Verstand die Eindrücke richtig verarbeitete. Dann wich die Todesangst dumpfer Verzweiflung.
    Bill begriff die Zusammenhänge.
    Er schwebte in einem von der Erdoberfläche in unvorstellbare Tiefen führenden Schacht. Und von unten näherte sich eine alles verzehrende, alles vernichtende Feuersäule.
    Mit atemberaubender Geschwindigkeit schoß sie heran. Die Flammenzungen leckten Bill entgegen. Funken stoben an ihm vorbei.
    Schon fühlte er die Hitze, die von dem Höllenfeuer ausstrahlte. Ein letzter, bitterironischer Gedanke zuckte durch seinen Kopf.
    Hier hänge ich wie ein Schinken, der geräuchert werden soll!
    Jetzt wußte er, wo er war.
    Im Kamin der Dämonenschmiede.
    Aber dieses Wissen würde ihm wohl nichts mehr nützen, denn mit ohrenbetäubendem Brüllen schossen die Flammen heran.
    Bill Conolly brüllte auf.
    Er schrie auch noch, als ihn die Flammen erreichten und einhüllten.
    ***
    Ich krampfte mich zusammen. Gleich würden wir wie die Steine in die Tiefe sausen, vielleicht schon während des Sturzes die Besinnung verlieren, ganz bestimmt jedoch unten auf dem Erdboden.
    Ob der Aufprall noch schmerzte? Ob wir es fühlten, wie wir von den Naturgewalten zerschmettert wurden?
    Ich wartete auf den Sturz, aber er kam nicht.
    Fest aneinandergeklammert schwebten Kelly MacGowan und ich im Mittelturm der Ruine. Ich hörte das Mädchen stöhnen. Ich selbst holte röchelnd Atem.
    Wir stürzten nicht! Wieso fielen wir nicht? Ich verlor um ein Haar die Beherrschung.
    Ruckartig drehte ich mich nach allen Seiten, doch ich sah nichts. Es war so dunkel, daß ich die Wände des Schachtes nicht mehr erkennen konnte. Ich starrte nach unten. Nichts. Schwärze.
    Dann riß ich den Kopf nach hinten und starrte zur Spitze des Turms hinauf. Und jetzt endlich erkannte ich, daß wir langsam sanken, als wären wir Federn, die mit leisem Schaukeln zur Erde schwebten. Ich sah es nur daran, daß die Öffnung zum nächtlichen Himmel kleiner wurde.
    Im nächsten Moment setzten wir weich auf dem Boden auf. Kelly brach in meinen Armen zusammen. Sie war von dem Schock ohnmächtig geworden.
    Ich konnte sie nicht mehr halten und sank mit ihr auf den Schutt, der den Boden des Turms bedeckte. Die Erleichterung über unsere wunderbare Rettung entlockte mir ein kurzatmiges, hechelndes Lachen. Ich lachte, bis ich keine Luft mehr bekam, mich verschluckte und hustete, daß ich zu ersticken drohte.
    Erst allmählich beruhigte ich mich. Es gehörten schon Nerven dazu, um solche Erlebnisse durchzustehen. Erst Kellys Absturz von der Spitze des Turms, dann unser gemeinsamer Fall. Wir hatten den Tod vor Augen gehabt, und doch war alles glimpflich abgelaufen.
    Welcher Kraft verdankten wir diese Wendung? Mein silbernes Kreuz fiel mir ein, das ich vor Beginn des Abstiegs im stillen um Hilfe angefleht hatte. Jetzt zog ich es hervor. Sollte es uns geholfen haben?
    Noch kannte ich längst nicht alle Möglichkeiten dieser herrlichen Waffe gegen das Böse, doch als ich es jetzt anfaßte, erlebte ich eine schlimme Überraschung.
    Wie schon vorhin auf

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