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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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werden!« sagte ich energisch. »Kelly, Sie dürfen sich nicht opfern! Wenn ich abstürze, dann hilft es niemandem, wenn ich Sie mit in die Tiefe ziehe! Verstehen Sie denn nicht? Es muß jemand da sein, der die übrigen Menschen warnen kann! Wenn mir etwas zustößt, laufen Sie zurück nach Ranverness und rufen im Yard an. Verlangen Sie Superintendent Powell! Schildern Sie ihm, was passiert ist und daß in der Dämonenschmiede von Ranverness eine Kette aus Vampirzähnen hergestellt wird! Haben Sie sich alles gemerkt?«
    Sie nickte und sah mich erschrocken an. Ehe sie etwas fragen konnte, winkte ich ab.
    »Gehen wir!« sagte ich rauh.
    Ich näherte mich dem Krater, soweit ich es gefahrlos tun konnte. Dann legte ich mich flach auf den Boden und wartete, bis ich Kellys Hände an meinen Fußknöcheln spürte.
    Sie griff überraschend fest zu. Die Situation erinnerte mich an die Szene oben auf dem Turm, als sie beinahe abgestürzt wäre. Da hatte ich sie festgehalten, und sie hatte sich mit unwahrscheinlicher Geschicklichkeit gerettet.
    »Jetzt wird es kritisch!« rief ich dem Mädchen zu.
    »Keine Angst, ich halte Sie!« rief es zurück.
    Ich schob mich vor. Unter mir gab das lockere Geröll etwas nach, hielt jedoch.
    Noch trennte mich ein Stück von der Röhre, die in die Tiefe führte. Genau konnte ich die Entfernung nicht abschätzen, da es zu dunkel war.
    »Kann ich noch weiter?« rief ich keuchend.
    »Ohne Schwierigkeiten!« antwortete sie. Ihr Atem ging nicht schneller. Es schien sie gar nicht anzustrengen, obwohl sie mich bereits gegen den Sog in die Tiefe zurückziehen mußte.
    Noch ein Stück vorwärts!
    Steine und Sand rutschten ab. Ich sackte tiefer, aber Kellys Hände lagen wie Klammern um meine Beine. Sie ließ nicht locker. Ohne sie wäre ich bereits abgestürzt.
    Ich gab mich keiner Illusion hin. Mein Schicksal lag buchstäblich in den Händen dieses Mädchens.
    Der letzte Erdrutsch hatte mich nahe genug an die Öffnung herangebracht. Ich hing mit dem Kopf über einem bodenlosen Abgrund. Zu sehen war nichts.
    »Bill!« rief ich.
    Keine Antwort.
    Ich atmete tief ein und brüllte den Namen meines Freundes.
    Nichts! Nicht einmal ein Echo. Es war, als würde meine Stimme einfach verschluckt.
    »Geht es noch, Kelly?« rief ich.
    »Ja, aber nur mehr ein paar Minuten«, antwortete sie gepreßt. Es war ohnedies erstaunlich, daß sie mich schon so lange hielt. Längst hatte ich meinen Verdacht aufgegeben, sie könne eine Abgesandte der Dämonen sein. Sie war ehrlich.
    »Bill!« brüllte ich noch einmal aus Leibeskräften.
    Wieder antwortete mein Freund nicht, doch in diesem Moment sah ich in unvorstellbarer Tiefe einen roten Lichtpunkt aufglimmen. Es sah so aus, als habe sich jemand in einem dunklen Raum eine Zigarette angesteckt.
    Aber das da unten war keine Zigarette! Wenn ich die ungeheure Entfernung berücksichtigte, dann mußte es sich um ein gewaltiges Feuer handeln.
    Die Dämonenschmiede!
    Sie begann zu arbeiten! Es war das Schmiedefeuer, das sich rasend schnell vergrößerte!
    Nein, verbesserte ich mich in Gedanken. Das Feuer vergrößerte sich nicht, es näherte sich!
    »Kelly, zurück!« brüllte ich erschrocken.
    Die gigantischen Flammensäulen der letzten Nacht fielen mir ein, der gewaltige Funkenregen. Das Feuer war aus diesem Kamin geschossen. Bill war ausgerechnet in die Esse der Dämonenschmiede gestürzt.
    »Kelly, ziehen Sie mich zurück!« rief ich noch einmal. Wenn mich die Flammen erreichten, blieb von mir nicht einmal mehr Asche zurück.
    »Ich… ich kann… nicht…!« rief sie stockend. »Ich… habe keine… Kraft mehr!«
    Ich erschrak. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich war so begierig gewesen, einen Blick in die Tiefe zu werfen, daß ich gar nicht alle Gefahren berücksichtigt hatte. Das rächte sich jetzt. Kelly konnte mich zwar noch halten, aber zum Ziehen hätte sie die doppelte oder dreifache Kraft gebraucht. Und hier unten gab es keinen festen Untergrund, von dem aus ich mich hätte abstoßen können.
    »Ich mache es wie Sie oben auf dem Turm!« preßte ich keuchend hervor.
    »Ja, aber schnell!« gab sie zurück.
    Es war schwierig. Ich lag auf dem Bauch und hing mit dem Kopf über dem Abgrund. Um mich hochschnellen zu können, mußte ich mich erst schraubenförmig umdrehen.
    Ein Blick in die Tiefe gab mir die nötige Kraft. Die Flammen waren nämlich schon gefährlich nahe. Brüllend und tosend schossen sie unaufhaltsam höher. Nur mehr Sekunden, dann hatten sie mich

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