Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
der Turmspitze erscholl aus der Tiefe der Erde ein grollendes Stöhnen. Im nächsten Moment hob und senkte sich die Erde.
    Das Beben schleuderte mich auf Kelly. Das war ein Glück für das Mädchen. Von oben sausten Trümmer des brüchigen Turms herunter. Zwei davon trafen meinen Rücken, daß ich aufschrie.
    Hastig schob ich das Kreuz unter das Hemd zurück. Nein, diesmal hatte uns nicht das Kreuz gerettet. Kaum hatte ich es verborgen, als das Beben aufhörte. Eine Weile knisterte und knirschte es noch verdächtig in den morschen Mauern, danach beruhigte sich auch der Turm.
    Und ich stand wieder vor der Frage, wer oder was uns gerettet hatte.
    Da ich die Frage jetzt nicht beantworten konnte, schob ich sie beiseite und kümmerte mich um Kelly. Sie war wieder bei Bewußtsein und kam torkelnd hoch, als ich sie auf die Beine zog.
    »Was ist passiert?« murmelte sie benommen. »John, was ist bloß geschehen? Wir haben es geschafft, ja? Wir sind in Sicherheit, nicht wahr?«
    Ich hielt sie fest, strich ihr beruhigend über die blonden Haare und nickte. »Ja, Kelly, wir sind in Sicherheit.«
    Ich führte sie aus der Ruine und starrte zu dem schwarzen Loch hinüber, in dem Bill verschwunden war. Konnte ich es dem Mädchen überhaupt zumuten, noch länger hierzubleiben? Ich durfte aber auch Bill jetzt nicht im Stich lassen.
    Kelly kam mir zuvor. »Ist Bill verunglückt?« fragte sie und deutete auf die klaffende Öffnung an der Außenmauer. »Ist er in dieses Loch gefallen?«
    »Ja, Kelly«, antwortete ich rauh. »Ich habe einen Stein hineingeworfen und nicht gehört, daß er auf dem Boden aufprallte. Er ist auch nicht in Wasser gefallen. Er war einfach weg.«
    »Das ist doch nicht möglich«, flüsterte sie. »John, was geht hier vor sich?«
    »Ich habe gehofft, Sie könnten mir das sagen«, antwortete ich. »Sie sind nach der Beerdigung der alten Ethel und Jane Intocks in Trance hierhergelaufen und auf den Turm geklettert. Warum?«
    Sie blickte mich an, aber sie sah durch mich hindurch. »Ich weiß es nicht mehr«, flüsterte sie. »Ich… ich habe… Ja, die Kette… Es ist eine Kette, eine Halskette… aus Zähnen… aus vielen Zähnen… Sie opfern sogar ihre Brüder und Schwestern… für diese Kette…«
    »Was ist mit dieser Kette?« flüsterte ich. »Konzentrieren Sie sich!«
    Sie drehte sich zu mir und strich sich über das Gesicht. Erstaunt schüttelte sie den Kopf. »Was haben Sie gesagt, Mr. Sinclair?« fragte sie irritiert. »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Schon gut, Kelly, vergessen Sie es.« Es hatte keinen Sinn. Sie war aus der kurzen Trance erwacht und wußte nicht mehr, was sie eben gesagt hatte.
    Eine Kette aus Zähnen! Aus Zähnen, die von Brüdern und Schwestern der Dämonen stammten!
    Es gehörte nicht viel Scharfsinn dazu, um sich alles zusammenzureimen.
    Bisher hatte ich zwei Leichen von Vampiren gefunden, bei denen die Zähne fehlten. Die Vampirzähne!
    Also wurde die Kette aus Vampirzähnen gefertigt. Das war einmalig. Von einem solchen Fall hatte ich noch nie gehört. Es fiel den Dämonen sicher schwer, ihre »Brüder und Schwestern«, die Vampire, zu vernichten. Daß sie es dennoch taten, bewies nur eines. Sie mußten sich ihres Erfolges absolut sicher sein.
    Sofort tauchte für mich eine neue Frage auf. Es sollte eine Halskette sein. Jemand mußte sie tragen. Wer sollte das sein? Die betreffende Person war dann der Abgesandte des Bösen auf Erden, ein Mensch, dem alle negativen Möglichkeiten offenstanden.
    Oder wollte ein Dämon menschliche Gestalt annehmen und sich mit dieser Satanskette unter die Menschheit mischen? Auch das war denkbar.
    Wie auch immer, in erster Linie mußte ich versuchen, Bill Conolly zu helfen.
    Wieder näherte ich mich dem Loch und versuchte, nach unten zu blicken. Es war unmöglich, weil die Ränder nicht gerade abfielen, sondern einen Trichter bildeten. Wagte ich mich zu nahe heran, mußte ich den Halt verlieren und wie Bill abstürzen.
    »Kelly, glauben Sie, daß Sie mich halten können?« fragte ich und deutete auf die Öffnung in der Erde. »Wenn ich mich auf den Boden lege und vorsichtig herankrieche, müßten Sie meine Füße festhalten. Aber wenn ich Ihnen zu schwer werde, lassen Sie los. Trauen Sie sich das zu?«
    Zum ersten Mal seit längerer Zeit erschien auf ihrem Gesicht ein zaghaftes Lächeln.
    »Das Festhalten schon, aber nicht das Loslassen. Sie glauben doch nicht, Mr. Sinclair, daß ich Sie tatsächlich da hineinstürzen ließe?«
    »Und ob Sie das tun

Weitere Kostenlose Bücher