Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0047 - Gom antwortet nicht

Titel: 0047 - Gom antwortet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
hatte, hob sich der Vorhang nur für wenige Sekunden. Dann senkte er sich wieder auf den Boden und schloß den einen Teil des Ganges hermetisch vom andern ab. Aber für Bulls Leute war die kurze Spanne ausreichend gewesen. Sie keuchten unter der Anstrengung, die die schnelle Bewegung im Banne der hohen Schwerkraft für sie bedeutete, aber sie waren hinter dem Vorhang. Ein paar Meter weiter gab es einen weiteren Vorhang, ebenso wie der vorherige aus lebenden Goms bestehend. Marshall brachte ihn auf die gleiche Art zum Weichen.
    Bull beobachtete aufmerksam das Armbandmanometer. Er stellte fest, daß hinter jedem Vorhang - es gab insgesamt fünf - der Luftdruck um ein paar Atmosphären niedriger lag als davor. Nach der fünften Abteilung betrug der Druck noch zweieinhalb Atmosphären. Das war immer noch zuviel, als daß sie die Raumanzüge hätten ablegen können - aber es war fast nur noch ein Zehntel des Normaldrucks, der auf Gom herrschte.
    Hinter dem letzten Vorhang verlief der Gang in Schlangenlinien. Die Goms hatten auf die einfachste und zugleich sinnvollste Weise dafür gesorgt, daß bei schnellem Druckausgleich die Luft-Strömung keinen Schaden anrichten konnte. Sie war gezwungen, den Gang entlang zu mäandrieren und verlor dabei an Geschwindigkeit. Zwei Stunden waren fast verstrichen, als hinter einer der Gangkrümmungen wiederum ein Gom-Vorhang auftauchte. Er machte einen weitaus massiveren Eindruck als alle, die sie bisher passiert hatten, und als Bull probeweise mit der Faust dagegen schlug, merkte er, daß die Goms an dieser Stelle nicht daran dachten, mit gummiartiger Elastizität nachzugeben, sondern sich eher wie eine solide Betonwand verhielten. „Kein Wunder", erklärte Marshall. „Dahinter liegt wahrscheinlich die große Vakuumkammer. Dieser Verschluß hat einen ganz schönen Druck auszuhalten."
    Marshalls Patentrezept wirkte auch hier. Ein kurzer Beschuß der Gangwand veranlaßte den Vorhang, sich zur Seite zu schieben und die erhitzte Luft in die Kammer hinein abzusaugen. Bull und seinen Leuten gelang es nach der mehrmaligen Übung nun ohne Schwierigkeiten, in die Kammer hineinzukommen, bevor der Temperaturausgleich stattgefunden hatte. Nur Marshall blieb draußen.
    Auf seinem Manometer las Bull einen Druck von 0,05 Atmosphären ab. Die elastischen Raumanzüge, bisher unter dem mächtigen Druck bis auf eine dünne Lufthaut eng an den Körper anliegend, hatten sich zu unförmigen Ballons aufgebläht.
    „Fünf Hundertstel!" rief Bull dem wartenden Marshall zu. „Wir brauchen zwanzigmal soviel." Unter Marshalls sengenden Strahlschüssen hob sich der Gom-Vorhang von neuem und ließ einen zischenden, brausenden Luftstrom herein. Bull beobachtete, wie sein Manometer von 0,05 auf 0,6 Atmosphären stieg. „Noch einen ganz kleinen Schuß!" forderte er Marshall auf.
    Marshall gehorchte prompt, kam unter dem zum drittenmal sich hebenden Vorhang hindurchgekrochen und konnte nun auf seinem eigenen Gerät ablesen, daß der letzte Schuß ausgereicht hatte, um den Druck innerhalb der Kammer bis auf 0,97 Atmosphären anzuheben. Unter den tastenden Strahlen der Helmscheinwerfer zeigte sich, daß die Kammer nicht so groß war, wie sie sie sich vorgestellt hatten. Sie war rund im Querschnitt, wie überhaupt die Goms eine Vorliebe für kreisrunde Bauweise zu haben schienen, etwa zwanzig Meter hoch und hatte einen Durchmesser von fünfzehn Metern. Die Wände waren nicht kahl, wie die der luftgefüllten Kammer, in der die Bios sie angegriffen hatten, sondern zu drei Vierteln mit dunkelbraunen Goms bedeckt. Marshall behauptete dreist: „So ähnlich hab' ich mir es vorgestellt! Die Goms haben nicht unendlich viel Vakuumkammern. Wenn eine davon teilweise voll Luft gelaufen ist, so wie diese hier, dann sind sie darauf angewiesen, sie im Laufe der Zeit wieder leer zu pumpen. Mechanische Hilfsmittel haben sie nicht, wie wir bisher beobachten konnten. Wie anders sollen sie also die Luft hier wegbekommen als dadurch, daß sie irgendeine chemische Reaktion ablaufen lassen - oder besser noch eine Reihe von Reaktionen, die die Luft verbrauchen?" Bull nickt. „Plausibel. Und die Reaktionen machen die Goms selbst?"
    „Ohne Zweifel. Sie hängen sich selbst als Vorhänge in die Stollen - warum sollten sie nicht auch chemische Reaktionen mit den eigenen Körpern auslösen und steuern können? Warten wir ruhig ab; nach meiner Theorie müßte der Druck im Laufe der Zeit abnehmen - wahrscheinlich langsam, aber stetig. Bull war der

Weitere Kostenlose Bücher