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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Meister«, flüsterte Edna Stone. Sie wusste plötzlich Dinge, die sie vorher im Traum nicht geahnt hätte. »Wann werde ich die finstere Herrin sehen?«
    »Bald. Am Loch Argyll. John Sinclair ist unser Feind, du musst vor ihm auf der Hut sein. Auch seine blonde Begleiterin ist nicht ungefährlich.«
    »Asmodara wird sie wie Würmer im Staub zertreten.«
    Mit einer herrischen Handbewegung schickte Argyll das Mädchen hinaus. Er verwandelte sich zurück, richtete seine Kleidung und verließ dann ebenfalls den Wachtturm.
    ***
    Ich sah, wie Edna Stone den Wachtturm verließ. Ihren Namen hatte ich zuvor im Bus gehört. Das Mädchen war bleich, ihr Blick abwesend. Was hatte Argyll ihr drinnen im Gemäuer angetan?
    Er kam aus dem Turm und ging zum Bus.
    »Siehst du das Mädchen dort?« fragte ich Jane und deutete auf Edna Stone. »Sie war eben mit Argyll im Wachtturm. Da muss etwas geschehen sein.«
    »Man deutet nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute, John«, ermahnte mich Jane. »Vielleicht hat der alte Lüstling sie geküsst.«
    »Möglich. Es fragt sich nur wie.«
    Ich sprang vom Wall herunter, landete zweieinhalb Meter tiefer federnd auf dem grasigen Boden. Edna Stone bummelte durch den Innenhof des Kastells, und ich gesellte mich zu ihr.
    »Hallo, Miss Stone, wie geht es Ihnen?«
    Ein hasserfüllter Blick traf mich.
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Mr. Sinclair. Ich will von Ihnen nicht belästigt werden.«
    »Aber, aber, wer wird denn so abweisend sein? Sie knicken mein männliches Ego, Miss Stone. Interessant, dieses Kastell, und sehr sinnvoll angelegt. Das dort sind die Mannschaftsunterkünfte, da die Stallgebäude. Dort steht die Kommandantur, und der kleine Steinbau rechts ist das Bad. Wussten Sie, dass die alten Römer in ihren Thermen schon fließendes heißes und kaltes Wasser hatten?«
    »Verschwinden Sie!«
    Ein böser Geist sprach aus ihr, ich entschloss mich zu einem Test. Ich wandte mich halb ab und zog das silberne Kreuz unterm Hemd hervor. Edna Stone wollte weitergehen, da presste ich das Ende des Kreuzes auf ihre Hand.
    Ihr Schrei war im ganzen Kastell zu hören.
    »Das werden Sie bitter bereuen, John Sinclair.«
    An der Stelle, an der das Kreuz Edna Stones Hand berührt hatte, entstand eine Brandblase. Einige Mitreisende eilten herbei.
    »Was ist passiert, Miss Stone?« fragten die beiden alten Misses. »Hat dieser schlimme Mensch Ihnen etwas angetan?«
    Die drei Studenten betrachteten mich, als wollten sie mir gleich eine Tracht Prügel verabreichen.
    »Es ist nichts«, antwortete Edna Stone. »Ich… ich bin beim Gehen umgeknickt. Ich glaube, ich habe mir den Knöchel verstaucht.«
    Sie hinkte ein paar Schritte.
    »Wir helfen Ihnen, Miss«, sagte einer der drei Studenten. »Wir bringen Sie zum Bus. Sie sind vermutlich in ein Loch im Boden getreten.«
    »Ja, ja.«
    Zwei der Jungs stützten Edna Stone rechts und links und führten sie zum Bus. Das Kreuz steckte längst wieder in meiner Tasche.
    »Bitte zum Bus zurückkehren, Ladies and Gentlemen!« rief Thomas Argyll vom Kastelltor her.
    Die kleine Gruppe, die sich angesammelt hatte, zerstreute sich. Doch die beiden alten Misses mit den karierten Mänteln betrachteten mich noch misstrauisch. Beide hatten knochige Gesichter und trugen das graublonde Haar im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst.
    »Wenn jemand sich den Knöchel verstaucht, bleibt er nicht auf den Beinen, Adele«, sagte die eine.
    »Bestimmt nicht, Agatha«, stimmte die andere zu. »Sie sind mir nicht recht geheuer, sie angeblicher Gaswerk-Oberinspektor. Hinter unschuldigen Gesichtern wie dem Ihren verbirgt sich oft etwas. Erinnerst du dich noch an den netten jungen Mann, der immer so freundlich war, und der uns dann in unserem Gemischtwarenladen in Bloomsbury in die Kasse griff, Agatha?«
    »Gewiss, Adele. Hüten Sie sich, junger Mann, uns können Sie nicht hinters Licht führen. Wir werden mit Mr. Argyll reden, das ist so ein freundlicher, distinguierter Herr, ein Kavalier der alten Schule. An dem sollten Sie sich ein Beispiel nehmen.«
    »Aber er kann bestimmt auch energisch werden, ganz so wie der pensionierte Oberst Marple, der bei uns immer seinen Pfeifentabak kauft, Agatha. Junger Mann, seien Sie vorsichtig!«
    »Ich will mir Mühe geben, Ladies«, sagte ich.
    Die beiden rauschten ab, und auch ich begab mich zum Bus. Während alle einstiegen, die Mäntel ablegten und es sich bequem machten, vertrat ich mir noch etwas die Beine. Professor Melibocus leistete mir

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