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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Gesellschaft.
    »Was war das vorhin, Mr. Sinclair?«
    »Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Behalten Sie Thomas Argyll im Auge. Bei Ihrer Länge haben Sie den besten Überblick.«
    »Jawohl. Mit zwei Meter und zwölf zähle ich nicht gerade zu den Kleinen. Sie brauchen gar keine Angst zu haben, Mr. Sinclair. Mit Asmodara, der Black Lady und allen anderen werde ich schon fertig. Ich kenne da ein paar Bannsprüche und Formeln der Weißen Magie, die es in sich haben. Und ich halte noch einige Überraschungen in der Hinterhand.« Er neigte sich zu mir nieder, dass ich glaubte, seine immense Nase würde mir ins Gesicht stoßen. »Ich kann einem Gegner durch eine Bannformel und eine Handbewegung einen Hexenschuss verpassen, dass er sich vor Schmerzen am Boden krümmt.«
    »Sehr praktisch. Haben Sie es schon einmal ausprobiert?«
    Die Nase rückte wieder in höhere Sphären.
    »Einmal? Ein Dutzend Mal reicht nicht. In Krakau habe ich mal einem Poltergeist das Handwerk gelegt, der sämtliche Mieter eines Hauses in der Altstadt vertrieben hatte. Mit Hexenschüssen, Weihwasser und Bannsprüchen setzte ich ihm zu und trieb ihn in die Enge. Schließlich wandte ich die stärkste Formel an. Von da an kehrte er nie wieder. Leider ist das Haus dabei eingestürzt.«
    Ich musste ein Grinsen unterdrücken.
    »Ihr Schädel ist übrigens äußerst ungewöhnlich und interessant, Mr. Sinclair, ich erwähnte es schon. Ich würde ihn zu gern vermessen. Man macht da oft die tollsten Entdeckungen, merkwürdigerweise stößt man auch gelegentlich auf nicht zu erklärende Widersprüche.«
    »Tatsächlich?«
    »Aber ja. Nach meinen Schädelmaßen dürfte ich eigentlich überhaupt keine Intelligenz besitzen, was aber ganz offensichtlich nicht stimmt. Der faszinierendste Kopf, den ich jemals vermaß, war der Totenschädel Mozarts. Dieses Keilbein, dieses Kahnbein! Manchmal träume ich nachts davon.«
    Ich eilte in den Bus. Der Professor war schon ein merkwürdiger Vogel. Kurz nach mir stieg er ein und marschierte den Mittelgang entlang, den Kopf nach vorn geneigt, um nicht an der Decke des Busses anzustoßen. Plötzlich ein Schrei, der Professor fiel der Länge nach hin. Er war über seine eigenen Füße gestolpert. Als alle an ihren Plätzen saßen, fuhr Argyll wieder los. Kurz nach neun Uhr abends erreichten wir Glasgow, wo wir in einem Hotel in der Innenstadt übernachten sollten. Nach der langen Busfahrt war jeder wie zerschlagen. Doch ich wusste, dass ich so schnell nicht würde schlafen können.
    In meinen Gliedern kribbelte es vom stundenlangen Stillsitzen. Der Bus hielt im Hof des Hotels, eines großen dreistöckigen Gebäudes in massiver Bauweise. Argyll gab das Gepäck aus. Cora Simpson regelte das Erforderliche an der Rezeption, und der Wirt und Hotelbesitzer verteilte die Zimmerschlüssel.
    Jane und ich hatten Einzelzimmer, was ich bedauerte. Aber ich war nicht zu meinem Vergnügen unterwegs.
    Die Reisenden brachten ihre Gepäckstücke auf die Zimmer im ersten und zweiten Stock und sammelten sich dann in der Schottenstube neben dem geräumigen Gastzimmer. An den Wänden der Schottenstube hingen Kupferstiche trachtentragender Hochländer, und gälische Trinksprüche waren in die Deckenbalken und die Wandtäfelung eingebrannt.
    Zwei lange Tische waren für die Tourteilnehmer gedeckt. Ich saß bei Jane Collins, Shirley Barnard und Tony Lamarre. Das Abendessen bestand aus drei Gängen, und man konnte nicht sagen, dass der schottische Geiz sich dabei auswirkte. Im Gegenteil, es gab reichliche Portionen.
    Nur die beiden alten Misses Adele und Agatha mäkelten am Essen herum. Erst war ihnen die Suppe zu heiß, dann zu kalt, das Fleisch hielten sie für zu zäh, und den Nachtisch mochten sie auch nicht. Nachdem sie einen Lindenblütentee getrunken hatten, verschwanden sie zur allgemeinen Freude.
    Auch Edna Stone saß mit an der Tafel. Von ihrem angeblich verstauchten Knöchel merkte man nichts mehr. An der Hand trug sie ein Pflaster.
    Die meisten Teilnehmer der Reisegruppe saßen nach dem Essen noch eine Weile im Gastzimmer oder an der Hotelbar. Das dunkle Bier hatte es in sich. Einer nach dem andern erreichte die nötige Bettschwere und empfahl sich.
    Shirley Barnard hatte sich schon früh mit Kopfschmerzen entschuldigt. Das Glasgower Nachtleben wollte sich keiner ansehen, viel gab es da ohnehin nicht. Ein kurzer Bummel an der frischen Luft war dem Besuch einer verräucherten Bar vorzuziehen.
    Jane und ich schlenderten die beleuchtete Straße

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