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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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wollen?«
    Die beiden hübschen Girls teilten sich das Doppelzimmer.
    »Was haben Sie da drin getrieben, Argyll?« fragte ich.
    »Sie fragen wie ein Narr. Soll ich Ihnen vielleicht einen Aufklärungsunterricht halten? Gute Nacht, schlafen Sie wohl, Mr. John Sinclair.«
    Mit diesen hämischen Worten ging er weg, er hatte ein Zimmer im ersten Stock.
    Ich hörte seine Schritte auf der Treppe. Nach kurzem Zögern öffnete ich die Tür zum Zimmer der beiden Mädchen. Constance Miller war eine lebhafte Rothaarige, die hübsche, Anne Ferguson ein stiller Typ.
    Nur eine Nachttischlampe brannte. Die beiden Mädchen lagen im Doppelbett, bis zum Hals zugedeckt, die Augen weit offen. Sie sahen sehr blass aus.
    Ich hob das silberne Kreuz.
    »Constance, Anne, erschrecken Sie nicht. Ich will Ihnen helfen.«
    Constance Miller setzte sich auf, die Decke rutschte von ihren Schultern. Sie war im Pyjama.
    Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse scheußlichen Hasses, sie wies zur Tür und zischte: »Verschwinden Sie, Sie verfluchter Kerl, oder ich schreie das ganze Hotel zusammen!«
    Ich konnte keine Wunde an ihr entdecken.
    »Weg mit dem Kreuz!« geiferte das Mädchen, das wenige Stunden zuvor noch mit mir gelacht und gescherzt hatte.
    Ich verließ das Hotelzimmer. Im Korridor erwartete mich ein weiterer Horror. Miss Adele und Miss Agatha standen vor ihrem Zimmer, beide in bodenlangen Nachthemden. Sie musterten mich wie ein ekliges Insekt.
    »Sie Wüstling!« zischte Miss Adele. »Wir haben gesehen, wie Sie das Zimmer von Miss Miller und Miss Ferguson betraten. Gerade, wollten wir die Hotelleitung verständigen. So etwas ist unerhört, eine Sünde und Schande!«
    »Es schreit zum Himmel!« stimmte Miss Agatha ihr zu. »Zum Glück haben diese beiden anständigen Mädchen Sie hinausgewiesen, Sie Sittenstrolch. England ist noch nicht verloren, solange es die weibliche Tugend gibt.«
    »Und so einer ist Oberinspektor«, sagte Miss Adele im Ton tiefsten Abscheus. »Mein Großneffe Winfred aber plagt sich nach zwanzig Jahren immer noch im einfachen Dienst herum, obwohl er im Kirchenchor singt und Abstinenzler ist.«
    »Ich war nicht aus dem Grund in jenem Zimmer, an den Sie denken«, antwortete ich. »Sie wissen vieles nicht, sonst würden Sie anders reden. Thomas Argyll hätten sie eigentlich auch aus jenem Zimmer kommen sehen müssen, wenn sie schon die ganze Zeit den Flur beobachtet haben.«
    »Nicht die ganze Zeit.« Die beiden rangen die Hände. »Sie gewissenloser Mensch, sogar den humorigen Mr. Argyll wollen Sie noch in den Schmutz ziehen, in dem Sie sich suhlen. Wir werden diesem blonden Mädchen, Jane Collins, mit dem Sie den ganzen Tag zusammen waren, berichten, was wir gesehen haben. Gehen Sie uns aus den Augen, Sie Schandfleck.«
    »Gute Nacht«, sagte ich. »Vielleicht haben sie auch noch einmal Glück, und ein Mann besucht sie auf dem Zimmer. Man soll die Hoffnung nie aufgeben.«
    Agatha und Adele rauschten in ihr Zimmer. Die Tür knallte zu. Ich brachte die restlichen Drudenfüße an.
    ***
    »Was habe ich gehört, John? Du wolltest Miss Miller und Miss Ferguson verführen?«
    Die Stadtrundfahrt durch Glasgow hatte begonnen. Ich saß neben Jane Collins hinten im Bus.
    »Adele und Agatha haben also aus der Schule geplaudert. Ich überraschte Argyll, als er das Zimmer der beiden Mädchen verließ. Er hat sie in Kreaturen der Finsternis verwandelt.«
    Das letztere flüsterte ich Jane leise ins Ohr. Tony Lamarre, der links neben mir saß, machte einen ziemlich verkaterten Eindruck.
    Die Stadtrundfahrt dauerte bis elf Uhr vormittags, eine Stunde blieb anschließend zur freien Verfügung. Ich nutzte die Gelegenheit zu einem ausführlichen Telefongespräch mit Superintendent Powell in London. Das Mittagessen nahmen wir wieder im Hotel ein, in dem wir übernachtet hatten, dann ging es weiter, durch die Grampian Mountains und über den Killercrankie Pass zum Loch Ness.
    Ich studierte meine Mitreisenden. Sechs der Mädchen musterten mich mit unverhohlenem Hass, sie mussten bereits Kreaturen der Finsternis sein. Und ich konnte nichts dagegen unternehmen.
    Die Drudenfüße, die ich mit magischer Kreide auf die Türschwelle gezeichnet hatte, hatten nichts bewirkt. Nach einer Rast an einem Aussichtspunkt in den zerklüfteten Grampian Mountains erreichten wir Loch Ness, die Heimat des sagenhaften Seeungeheuers Nessie.
    Der See lag im Grabenbruch des Glen More Fjords, zwischen den Grampian Mountains und den Northwest Highlands auf der

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