Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0048 - Wir machten dem Spuk ein Ende

0048 - Wir machten dem Spuk ein Ende

Titel: 0048 - Wir machten dem Spuk ein Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir machten dem Spuk ein Ende
Vom Netzwerk:
sie nicht an einem späteren Tag herausgeben. Frühestens wieder am nächsten Dienstag. Und Sie haben für jeden Brief genau einhundert Dollar zu kassieren. Das ist der Einsatz, den ich für unsere Leute auf den Rennplätzen machen werde. Haben Sie alles verstanden?«
    Henny nickte.
    »Jawohl, Mr. Proaks. Kennwort, nur dienstags und gegen hundert Dollar.«
    »Richtig. Vielen Dank, Miß Schneider.«
    »Bitte.«
    Henny wandte sich zur Tür. Als sie die Türklinke schon in der Hand hatte, rief Proaks ihr noch nach: »Übrigens habe ich der Buchhaltung Anweisung gegeben, Ihr Monatsgrundgehalt um fünfzig Dollar zu erhöhen.«
    Henny wurde rot vor Freude.
    »Oh, danke!« rief sie. Dann war sie mit neuem Arbeitseifer in das Lokal zurückgeeilt und hatte sich hinter der als Kommandobrücke gebauten Bar im »Schiff« niedergelassen.
    Seit dieser Zeit verteilte sie jeden Dienstag verschlossene Briefumschläge gegen einhundert Dollar Bargeld und die Nennung des vereinbarten Kennworts. Es waren immer die gleichen Gesichter, die nach den Briefen fragten.
    In solchen Sachen war Henny so naiv wie ein neugeborenes Baby.
    An diesem Abend hatte sie bereits acht dieser Briefe ausgehändigt, als zwei Männer im »Schiff« erschienen, die nie vorher im Lokal gewesen waren. Henny hörte sie die Treppe herunterkommen und sah auf.
    Plötzlich schien ihr der Herzschlag zu stocken. Das Glas, das sie gerade in den Händen hielt, glitt ihr aus den Fingern und schlug mit häßlichem Klirren auf den Fußboden.
    Einer der beiden Männer war Bill Cumber, der blauäugige Bill, den sie ein halbes Jahr lang vergeblich in New York gesucht hatte.
    Sie wurde bleich wie eine Kalkwand. Mit Gewalt zwang sie sich zur Ruhe. Als Bills Blick sie streifte, drängte ihr Blut zum Herzen, daß ihr schwindlig wurde. Aber Bills Blick glitt gleichgültig über sie hin. Er hatte sie nicht erkannt.
    ***
    Als ich wieder zu mir kam, hatte ich nichts als dieses elende Brausen in meinem Kopf. Ich weiß nicht, ob Sie die Niagarafälle schon mal aus nächster Nähe haben rauschen hören. Ich kann Ihnen versichern, daß Sie Ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen können, so einen gewaltigen Lärm machen die herabstürzenden Wassermassen.
    Das gleiche Rauschen war in meinem Kopf.
    Und im Magen hatte ich jenes bekannte Gefühl von Übelkeit, wo sich der Magen in jeder Sekunde darauf vorzubereiten scheint, daß er sich einmal gründlich umdrehen müßte.
    Wahrscheinlich dauerte es eine ganze Weile, bis mir allmählich klar wurde, wie mein Kopf und mein Magen zu diesen wenig schönen Gefühlen gekommen waren. Als ich dann aber mein Erinnerungsvermögen wiedergefunden hatte, wußte ich auch sofort, womit Phil' und ich Bekanntschaft gemacht hatten: nämlich mit einer lederüberzogenen Bleikugel.
    Ich öffnete die Augen. Aber die Welt sah noch sehr verschwommen aus. Ich konnte vage Umrisse von einigen Möbelstücken erkennen. Langsam festigte sich das Bild.
    Mit brummendem Schädel richtete ich mich zu einer sitzenden Stellung auf. Über meinem Kopf brannte eine trübe Glühbirne, die an einem Kabel von der Decke herabhing. Rings um mich herum standen ausgediente Sessel, Barhocker, leere Kisten, in denen früher einmal Whiskyflaschen gewesen waren, große Blechkanister mit Kaffeepulver und pulverisiertem Fleisch zum Würzen von Suppen und eine Unmenge leerer Flaschen.
    Es war der typische Abstellkeller eines Lokals, wo sich alles mögliche Gerümpel ansammelt, bis irgendeiner mal auf den Gedanken kommt, den ganzen Krempel abtransportieren zu lassen.
    Hinter einem Regal, das bis obenhin mit leeren Flaschen vollgestopft war, sah ich ein Paar Beine herausragen. Mühsam zog ich mich an einem Barhocker hoch und taumelte in die Richtung.
    Es war Phil.
    Er hatte die Augen offen und blinzelte mir entgegen.
    »Oh, Jerry!« stöhnte er.
    Mir war keineswegs besser zumute. Schon wollte ich mich neben Phil niedersinken lassen, da kam mir eine Idee. Ich zog einen Kanister mit Kaffeepulver heran und hieb mein Taschenmesser in das dünne Weißblech. Nach einigem Hinundherwuchten gelang es mir, eine Öffnung hineinzubekommen, die groß genug war. Ich kippte den Behälter um und ließ eine Hand voll Nescafe herausrieseln. Die Hälfte gab ich Phil.
    Wir leckten das Zeug aus der hohlen Hand. Es schmeckte bitter, aber gut. Schon nach ein paar Herzschlägen spürten wir die Wirkung des Koffeins. Unser Kopf brummte nicht mehr so stark, und die Übelkeit im Magen ließ nach.
    »Teufel, Teufel«, knurrte

Weitere Kostenlose Bücher