Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
Vom Netzwerk:
sofort ein, und sie wollte gellend schreien. Er hielt ihr den Mund zu. »Sei nicht idiotisch, Mädchen. Wir müssen von hier verschwinden, klar?«
    Oben brüllten und schossen Henri und Paul. Selbst das Fauchen und Zischen der bläulichen Wesenheiten war bis ins Erdgeschoss hinein zu hören.
    Romina nickte. Sie bebte am ganzen Leib.
    »Wasch dich mit Wasser ab«, sagte er. »Zu mehr reicht es nicht. Die Schnittwunden werden von allein zuheilen müssen. Zieh dir was über und mache einen der Koffer fertig, die George, der alte Narr, bereits vorbereitet hatte.«
    Sie nickte wieder.
    »Ich laufe ins Kellergewölbe.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf, wollte sich losreißen. Ihr Benehmen reizte seine Nerven zum äußersten. Wieder schlug er sie. »Hör mit dem hysterischen Getue auf«, versetzte er wütend. »Ich hole nur die Juwelen, dann hauen wir ab. Sobald du fertig bist, läufst du schon zum Wasserflugzeug und machst alle Taue bis auf eines los.«
    Er ließ sie los, und sie entgegnete keuchend: »Du kannst dich auf mich verlassen. Lass mich bitte nicht im Stich.«
    Von oben tönte das grauenvolle Schreien der Gangster herunter.
    Jean-Luc Mauvais eilte davon. Romina fühlte, wie eine kalte, lähmende Woge durch ihren Körper flutete; der Ausdruck namenloser Panik.
    ***
    Professor Zamorra hatte sich auf den Rand von Nicoles improvisierter Bettstatt gehockt. Nicole war aufgewacht. Zamorra las ihr aus dem Folianten vor. George Griffin stand immer noch am Fenster und schaute nach draußen, wo sich die Gewitterwolken immer schwärzer und drohender zusammenballten. Das Licht der elektrischen Lampen nahm bedrohlich ab und wieder zu.
    »Jetzt weiß ich auch, wieso das Gespenst dich erschießen wollte, Nicole«, sagte der Professor gerade. »Frauen hatten die Kultstätten der Druiden tunlichst zu meiden. Sie übten einen magisch schädlichen Einfluss aus, heißt es hier sogar.«
    »Aha. Mir kann also noch allerhand blühen, denn ich befinde mich ja nahezu über dem Teufelsbrunnen.« Sie stützte ihr Kinn auf und sah ihn an. »Romina Griffin müsste demnach auch in allergrößter Gefahr schweben, oder?«
    »Ja, aber die Bedrohung durch das reitende Gespenst ist relativ gering im Vergleich zu dem, was durch den Blauen Tod droht. Betrachte den Geist des Druiden als eine Art Vertreter der Weißen Magie, Nicole.«
    »Und der Blaue Tod ist mit Schwarzer Magie gleichzusetzen?«
    »Mit dem Bösen schlechthin.«
    Über ihnen begann es zu rumoren. Sie vernahmen Schüsse und Schreie, Gepolter und das krachende Splittern von Holz. Zamorra hob den Blick zur Decke. »Meine Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten. Ich würde meinen Kopf dafür hinhalten – es ist der Blaue Tod.«
    »Was tun wir?«, fragte Nicole bestürzt.
    »Wir müssen warten. Ich habe versucht, die Tür mit Hilfe des Amulettes aufzubringen – vergeblich.«
    George drehte sich langsam um. Er wirkte wie eine aufgezogene Gliederpuppe, eine Marionette seiner selbst. Seine Stimme hatte einen stereotypen Klang. »Das Gespenst kommt nicht wieder.«
    »Vermutlich ist es ihm gelungen, in die Festung einzudringen«, sagte Zamorra. »Der Blaue Tod ist mit den Gangstern beschäftigt und kann sich dem Druiden im Moment nicht zuwenden.«
    Das Rumoren nahm nicht ab. Alle drei Gefangenen konnten Schritte verfolgen, die die Treppe herabgepoltert kamen. Jemand begab sich in die Wohnküche. Zamorra eilte zur Tür, lehnte seinen Kopf dagegen und lauschte angestrengt. »Ich kann eine Frauen- und eine Männerstimme unterscheiden«, erklärte er. »Ich glaube, Romina und Mauvais haben sich vorerst zurückziehen können.«
    »Sie soll sterben«, versetzte George steif.
    »Wer?«, erkundigte sich Nicole Duval.
    »Romina.«
    »Sagen Sie das nicht. Wünschen Sie Ihr alles, bloß nicht den Tod.«
    Sie wollte weiterreden, um den Mann irgendwie aus seinem tranceähnlichen Zustand zu lösen – aber in diesem Augenblick geschah es.
    Das Fenster neben George Griffin ging scheppernd in die Brüche.
    Der schmächtige Mann fiel vor Schreck hin. Er rutschte auf den Kamin zu, wirkte grotesk. Nicole duckte sich instinktiv, Zamorra wirbelte herum. Ein blauer Pfeil hatte die Glasscheiben zerschmettert, war im Bücherregal stecken geblieben und verblasste.
    Vor dem Fenster schwebte das reitende Gespenst. Sie verfolgten, wie es mit mächtigen Pranken zupackte und die Stäbe des Eisengitters auseinander bog. Seine flirrende Erscheinung bewegte sich leicht zuckend vor der Öffnung auf und ab. Zamorra konnte

Weitere Kostenlose Bücher