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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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und Dämonen und alle Mächte des Bösen anlockte. Mittels der Felsplatte hielten die Druiden also die Störenfriede im Brunnenschacht gefangen – für ewige Zeiten sollte diese Maßnahme gelten, damit die Menschen in Frieden vor den Scheusalen der Finsternis leben könnten. Von den alten Druiden blieb schließlich nur einer zurück, ein langbärtiger Reiter, der über die Kultstätte wachte. Was immer sich im Brunnen aus den geifernden und sich gegenseitig bedrohenden Wesenheiten der Hölle entwickelte, es wurde von den Chronisten als der BLAUE TOD festgehalten.«
    Zamorra blickte von dem staubigen Folianten auf. »Jetzt sehe ich endlich klar. George, der Druide vermochte insgesamt dreizehn Männer zu töten, die sich des Blauen Todes bemächtigen und ihn für eigensüchtige Zwecke ausnutzen wollten. Über ihren Leichen errichtete er ein Hünengrab. Später dehnte sich der Atlantik weiter aus; bedenken Sie, dass sich diese Entwicklung innerhalb von nahezu zwei Jahrtausenden abgespielt hat.«
    »Unfassbar…«
    »Auf dem Klippfelsen wurde im neunten Jahrhundert die Wasserburg errichtet. Das Hünengrab wurde Teil des Gewölbes. Sie, George, öffneten auf das Drängen Ihrer Frau hin die Gruft. Eine magische Kraft hatte die dreizehn Leichen über die Jahrhunderte hinaus mumifiziert – jetzt zerfielen sie als Zeichen heraufziehenden Unheils. Der alte Druide auf dem Pferd, zum blauen Gespenst geworden, wollte Sie an der Tat hindern. Doch sein Vermögen, die Dinge zu lenken, hat stark nachgelassen. So konnten die Gangster auch die Steinplatte zur Seite schieben.« Zamorra klappte das dicke Buch zu.
    Eine Staubwolke puffte hoch.
    George fuhr mit der Zungenspitze über seine ausgedörrten Lippen. »Aber… aber das bedeutet ja, dass mit dem Öffnen des Brunnenschachtes das frei wurde, was dort für die Ewigkeit eingeschlossen sein sollte – wenn der kurze Moment ausreichte …«
    »Es genügte, seien Sie gewiss.«
    »Aber…«
    »Sie, Mauvais und Bienmât haben den eisigen Hauch und den hohlen Ton gehört, der durch die Gruft streifte. Sie sind Zeugen geworden, wie der Blaue Tod aus seinem Verlies drang.«
    »Nein!«
    »Er lauert irgendwo innerhalb der Festung und wartet auf die Dunkelheit.« Zamorra trat an eines der vergitterten Fenster. »Wir wissen nicht, wie er aussieht und über welche Fähigkeiten er verfügt. Er wird uns auf grausame Weise überraschen. Diese Tatsache müssen wir hinnehmen.«
    Draußen war es dunkel geworden. Jäh wurde die Finsternis der Nacht von einem Blitzschlag zerteilt. Sekunden darauf erfolgte ein Donnerschlag. George Griffin zuckte zusammen. Ängstlich begab er sich zu Zamorra hin.
    »Ein Gewitter zieht auf«, sagte der Professor. »Und die Lage spitzt sich zu. Außer uns ist noch jemand in größter Sorge – der, der von meiner Existenz wusste und sich in seiner Not an mich wandte. Sehen Sie.«
    George blickte aufs Meer hinaus und erschauerte.
    Draußen galoppierte das blaue Gespenst über die schaumgekrönten Wellenhügel hinweg. Kräftig griff das durchsichtige Pferd aus, und der Umhang und der wallende Bart des Unheimlichen flatterten im Wind. Die beiden Männer konnten den Weg der Erscheinung eine Weile verfolgen. Schließlich entzog sie sich rechter Hand ihrem Sichtfeld, tauchte jedoch nach einiger Zeit links wieder auf.
    »Es jagt um die Wasserburg herum, als hindere man es daran, sie zu betreten«, sagte Professor Zamorra.
    ***
    Zuerst hatte Jean-Luc Mauvais ein wenig geschlummert. In den frühen Nachmittagsstunden war Paul Grivois an der Reihe gewesen.
    Jetzt schlief Henri Bienmât auf einem provisorisch errichteten Lager in der Wohnküche. Der kleine Gangster hielt sich in seiner Nähe auf.
    Gelegentlich schaute er nach den Geiseln oder vergewisserte sich, dass Jacht und Flugzeug nach wie vor sicher am Landungssteg vertäut waren.
    Mauvais indes hatte sich mit der blonden, berückenden Romina Griffin ins Obergeschoss des Hauptgebäudes begeben. Leise lachend lief sie vor ihm her in das Schlafzimmer, in dem sie von dem Trio gefangen genommen worden war. Er stellte ihr nach. Die Tür zog er hinter sich ins Schloss und verriegelte sie.
    »Du bist in mich verschossen«, versetzte er gedehnt. »Ich hab’s vom ersten Augenblick an gewusst.«
    Sie stand neben dem immer noch verwühlten Bett und entledigte sich rasch ihrer Kleidung. »Zuerst hatte ich Angst, aber dann habe ich begriffen, dass ich von dir nichts zu befürchten habe. Inzwischen macht mir dieses Abenteuer Spaß, Darling.

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