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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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durch die Gestalt von Reiter und Pferd hindurchblicken und ausmachen, wie über dem Meer ein weiterer Blitz niederfuhr.
    »Fantastisch«, bemerkte er. »Das Gespenst hat sich regelrecht angeschlichen und will uns befreien, bevor der Blaue Tod auf uns aufmerksam wird.«
    Nicole kam zu ihm gerannt. »Chef, ich habe trotzdem Angst.«
    George Griffin rappelte sich ein bisschen auf und versteckte sich hinter ihnen beiden. Unverständliche, zusammenhanglose Worte drangen aus seinem Mund.
    Die Gitterstäbe formten ein gähnendes Loch. Das Geisterpferd ging auf die Hinterhand nieder, stieß sich ab und kam mit einem eleganten Satz hereingesprungen. Im Kaminzimmer bäumte es sich auf. Das Gespenst des Druiden gebärdete sich ebenfalls wie wild, denn Zamorras Amulett und dessen magische Ausstrahlung waren nahe.
    Zwei Pfeile schoss das Gespenst auf die Tür ab. Sie stachen tief ins Holz. Blaue, violette und grüne Flammen schlugen aus seinem Schaft hervor und züngelten an der Tür empor. Binnen Sekunden brannte sie völlig nieder.
    Das Gespenst ließ einen keuchenden, gequälten Laut vernehmen.
    Damit setzte es sich wieder in Bewegung und jagte aus dem Raum.
    Zamorra, Nicole und der verstörte George Griffin liefen hinter ihm her. Schnell verloren sie es jedoch aus den Augen.
    Sie suchten die Wohnküche auf, fanden jedoch niemand vor. Nach wie vor drangen die grässlichen Schreie aus dem Obergeschoss. Professor Zamorra wandte sich entschlossen um. »Das sind Bienmât und Grivois. Ich muss ihnen helfen, und wenn sie tausendmal Mörder und Juwelenräuber sind. Wartet hier auf mich!«
    Nicole hielt ihn nicht zurück. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte.
    Zamorra stürmte an ihnen vorüber auf den Flur. In langen Sätzen hetzte er die Treppe hoch. Immer wieder hörte er die Schreie der Gangster. Zamorra stoppte vor der zerstörten Tür des Schlafzimmers und sah betroffen auf die Szene, die sich ihm darbot.
    Ein tückisches Gewimmel bläulicher Schlangenleiber erfüllte den gesamten Raum, und darunter wanden sich die Gestalten von Bienmât und Grivois. Ihr Geschrei und das zornige Zuschlagen der Wesen gestalteten den Vorgang zu einem tosenden Chaos.
    Professor Zamorra nahm die Halskette mit dem silbernen Amulett ab. Entschlossen hielt er es am ausgestreckten Arm vor sich hin und ging in den Raum.
    Die Gangster bluteten aus vielen Wunden und krümmten sich vor Schmerzen. Es gelang ihnen kaum, sich einen Zentimeter über den Boden fortzubewegen. Jede Regung wurde mit neuen, heftigen Attacken der Höllenboten quittiert. Die Pistolen hatten sie längst aus den Händen verloren. Sie lagen unerreichbar hinter dem zerwühlten Bett.
    Dicht und scheinbar undurchdringlich waberte die Masse deraalartigen Erscheinungen durch das Zimmer. Zamorra konnte deutlich beobachten, wie sich immer neue lebende Elemente durch Spaltung von den bereits bestehenden abtrennten und an dem einseitigen Kampf gegen die beiden Männer teilnahmen.
    Henri Bienmât und Paul Grivois sollten auf entsetzliche Art den Tod finden. Sie hatten ihrem Anführer Mauvais dabei geholfen, den Blauen Tod aus seinem Jahrtausende-Verlies zu befreien, aber er vergalt dies nicht mit Güte. Die Macht des Bösen kannte nur Bosheit, Tücke, Terror und Mord, andere Begriffe hatten in ihrem Verhaltensschema keinen Platz.
    Zamorra rief: »Weiche zurück, Blauer Tod! Mort Bleu, du musst dich einer Kraft beugen, die dir hundertfach überlegen ist!«
    Die Masse aus zuckenden, wimmelnden Körpern erbebte und zog sich auf eigentümliche Art zusammen. Eine Art Bresche wurde frei.
    Zamorra trat hinein und wiederholte seine Aufforderung. Er fügte verschiedene Beschwörungsformeln hinzu, die seiner Erfahrung nach die Wirkung des Amulettes festigten.
    Bienmât und Grivois bekamen Luft. Mühselig robbten sie auf die kaputte, liegende Tür zu, krochen darüber hinweg, richteten sich jammernd auf. Sie humpelten davon und ließen Zamorra mit der unheilvollen Erscheinung allein.
    Die Bestien des Blauen Todes zischten und züngelten, wanden sich vor dem Einfluss des silbernen Talismans. Zamorra wollte sie durch das Fenster nach draußen befördern. Aber sie vereitelten seinen Plan, indem sie sich hinter seinen Rücken stahlen und ihn einkreisten. Einige besonders große Exemplare stachen auf ihn zu und schnappten mit scharfzähnigen Mäulern zu.
    Etwas glitt ratschend über Zamorras Wange. Er fuhr zusammen, duckte sich. Für die Monster der Finsternis schien dies das Zeichen zum totalen Angriff zu sein.

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