005 - Gekauftes Glück
verfaßt und bei einer großen Zusammenkunft irischer Nationalisten gesprochen."
„Mein Lieber", sagte Brett. „Es sind nicht Ihre Aktivitäten in Irland, die uns in Staunen versetzt haben und die wir in Frage stellen, sondern der Umstand, daß Sie nach England zurückgekehrt sind und am Leben blieben, so daß Sie uns von Ihren Betätigungen berichten können."
Die drei Männer lachten über den Scherz, und schließlich fiel sogar der Marquess of Wright in das Gelächter ein, obwohl Ashleigh merkte, daß der arme Kerl Schwierigkeiten hatte, Shelleys Anwesenheit mit der im Park des Herzogs versammelten aristokratischen Gesellschaft in Einklang zu bringen.
Ashleigh sympathisierte stark mit dem Anliegen der Iren. Und nun stand Percy Shelley vor ihr, der sich zum Sprachrohr dieses Anliegens gemacht hatte, dessen Fürsprecherin sie gern gewesen wäre, hätte sie das sein können. „Sagen Sie, Sir, haben die Iren Ihrer Meinung nach eine Chance?" fragte sie ihn vorsichtig.
„Eine bessere als die Franzosen, aber wahrscheinlich eine schlechtere als die Amerikaner", sagte Shelley. Es überraschte ihn offensichtlich nicht im mindesten, daß eine Frau ihm eine Frage politischer Natur gestellt hatte.
„Und wieso, Sir?" erkundigte sich Ashleigh. Doch dann kam ihr ein Gedanke, und sie versuchte, sich selbst die Antwort zu geben. „Hat es nicht etwas damit zu tun, daß die Unterdrückten geographisch so weit von ihren Unterdrückern entfernt sind?"
„Mein Gott, hier ist eine Frau, die denkt!" rief Shelley mit entzückter Miene aus.
„Rasch, Mary, laß sie nicht gehen, ohne sie zu einem Besuch eingeladen zu haben.
Ihr beide würdet unserem Circle intellektuelle Würze und Schönheit verleihen."
In diesem Moment hatte Elizabeth mehr als genug von Shelley und seinen schockierenden Ideen, ganz zu schweigen von der überwältigenden Last, gleichzeitig Ashleigh St. Clairs und Pamela Marlowes Anwesenheit ertragen zu müssen. Sie schoß einen bösen Blick auf Miss St. Clair ab. „Ihre Ansichten über Politik, Miss St. Clair, so sehr sie Mr. Shelley auch zu charmieren scheinen, sind meiner Meinung nach kaum für die Gastgeberin von Ravensford Hall geeignet. Und da wir soeben von Ihren Pflichten reden, finde ich, daß es höchste Zeit ist, daß Sie sich darum kümmern. Meinen Sie nicht auch?"
Vor Entrüstung über Lady Elizabeths ungezogenen Ton schnappte Mary Godwin nach Luft, und die vorwurfsvollen Blicke der anderen Anwesenden brachten die gleichen Gefühle zum Ausdruck. Ashleigh hatte jedoch nichts anderes im Sinn als den Wunsch, die Flucht zu ergreifen, zu der Lady Elizabeths Worte ihr die Möglichkeit gaben. Sie kam sich ausgesprochen dumm vor, weil sie angenommen hatte, sie könne sich in der Gesellschaft dieser weltlich gesinnten Aristokraten wohl fühlen. Da die neuerliche spitze Bemerkung aus Lady Elizabeths Mund sie tief getroffen hatte, biß sie sich auf die Unterlippe, um die aufwallenden Tränen zurückzuhalten, erwies dem Herzog und seiner Verlobten knapp die Ehre und murmelte: „Selbstverständlich, Mylady." Dann drehte sie sich um und bewegte sich rasch, auf das Haus zu.
Christopher verweilte einen Moment, warf Lady Elizabeth einen vernichtenden Blick zu und eilte dann rasch, ohne noch ein Wort an jemanden zu richten der sich entfernenden Miss St. Clair nach. „Warten Sie, Ashleigh!" rief er ihr zu. „Ich begleite Sie zurück."
Kaum waren die beiden außer Sicht, richteten sich die Blicke mehrerer Leute vorwurfsvoll auf Lady Elizabeth. Es war indes Pamela Marlowe, die das Schweigen brach. „Oh, gut gemacht, meine Liebe", säuselte sie. „Das war ein perfekter Hinweis darauf, wie eine wohlerzogene Duchess sich benehmen sollte. Wie ungemein souverän von Ihnen!" Nach einer übertriebenen Ehrenbezeugung vor Lady Elizabeth raffte Pamela die Röcke, drehte sich um und strebte ebenfalls dem Haus zu.
Bretts Blick folgte ihr, bis sie der Sicht entschwunden war. Es gab kaum etwas an seiner Haltung, das seine im Moment empfundenen Gefühle verraten hätte, doch ein aufmerksamer Beobachter hätte wahrscheinlich die fest zusammengepreßten Lippen, das Zucken eines Wangenmuskels und den eisigen Ausdruck in den blaugrünen Augen des Herzogs bemerkt. Nach kurzem Schweigen wandte er sich um, schaute sich in der Runde der auf der Lichtung Verbliebenen um und ließ den Blick schließlich auf Lady Elizabeth ruhen. „Nun, meine Liebe", sagte er leise, „es hat den Anschein, daß du es tatsächlich darauf abgesehen
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