005 - Gekauftes Glück
als zwei Jahren mit Ashleigh zu ihnen nach Virginia zu Besuch gesegelt.
Doch die Gedanken an die St. Clairs zwangen Brett wieder Erinnerungen an die unangenehme Vergangenheit auf, und erneut wurde seine Miene grimmig.
Nachdem die Konstabler eingetroffen waren, um die Umstände von Margarets Tod zu untersuchen, hatte eine gründliche Durchsuchung des Witwensitzes ein Tagebuch ans Licht gebracht, das in der nunmehr sattsam bekannten, nach links geneigten Handschrift abgefaßt war. Es war im Geheimfach des Schreibtisches verborgen gewesen, den Margaret benutzt hatte, und bestätigte inhaltlich nicht nur die aus den an Lord Andrew gerichteten Briefen gewonnenen Erkenntnisse, sondern enthüllte auch, daß es ebenfalls Lady Margaret gewesen war, die das Feuer gelegt hatte, durch das Ashleighs und Patricks Eltern ums Leben gekommen waren. Durch einen Informanten, der im Schmuggelgeschäft lose Verbindungen zu den St. Clairs hatte, hatte sie von Marys heimlichen Besuchen in Kent erfahren und befürchtet, Mary könne Brett entführen, der ja damals für ihre verrückten Pläne von höchster Wichtigkeit gewesen war, und daraufhin kühl geplant, Mary zu töten!
Plötzlich verdrängte eine Stimme aus der Gegenwart die unangenehmen Erinnerungen.
„Vater! Vater!" rief Marileigh, während sie zu ihm rannte. An ihrer Seite war Brett, ein zehnjähriger Junge, den man aus den Londoner Slums gerettet hatte, wo er durch Armut gezwungen gewesen war, als Kaminkehrer zu arbeiten. Der Bursche war klug, ein wirklich gerissener Kerl, und sein hübsches junges Gesicht strotzte vor Gesundheit - ein krasser Gegensatz zu dem ausgemergelten, hageren Aussehen, das er vor drei Jahren gehabt hatte, als Brett und Ashleigh ihn gefunden hatten. „Vater", sagte Marileigh wieder, „Brett hat einen Handel mit mir abgeschlossen, daß ich sein Pony reiten darf, falls es mir gelingt, mir das Kleid nicht schmutzig zu machen, wenn ich mit Finn und Lady Dimples spiele, und das ist mir gelungen!" Sie hielt den Rock des Musselinkleides hoch. „Doch nun sagt Brett, er sei nicht sicher, ob er seinen Teil des Abkommens einhalten wird."
Brett bedachte den jungen Brett mit väterlichem Stirnrunzeln und blickte dann über die Köpfe der Kinder zu der sich nähernden Gattin, ehe er dem Jungen wieder Aufmerksamkeit schenkte. „Brett, hast du ein solches Abkommen geschlossen?" wollte er wissen.
Brett wand sich unbehaglich und starrte auf die Schuhspitzen. „Das habe ich, Sir", murmelte er.
„Nun, dann weißt du, daß du es einhalten mußt", erklärte ihm Brett. „Und fasse dir ein Herz, Junge! Es könnte sich herausstellen, daß dieser Handel eine sehr gute Sache ist." Bretts und Ashleighs Blicke trafen sich, nachdem sie sich hinter die beiden Kinder gestellt hatte. „Du könntest, wenn du einen Handel abgeschlossen hast, viel mehr Nutzen daraus ziehen, als du dir je erträumt hast ... Du könntest ein Wunder erleben!"
- ENDE -
Weitere Kostenlose Bücher