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005 - Nachts wenn die Toten kommen

005 - Nachts wenn die Toten kommen

Titel: 005 - Nachts wenn die Toten kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hinaus. Die kühle Nachtluft strich über sein
erhitztes Gesicht, die Nebelmauer vor ihm teilte sich. Er hetzte auf den roten
Sportwagen zu und sah gerade noch, wie Eileen leicht bekleidet, wie sie war,
die Tür des Autos aufriss.
    Keuchend kam Frankie heran, stolperte und fiel zu Boden. Das nasse Gras
schnitt in seine Hände. Er rappelte sich wieder auf und warf einen angstvollen
Blick zurück. Die Tür zum Holzhaus schwang hin und her, und das quietschende
Geräusch der verrosteten Angeln pflanzte sich durch die düstere Nacht wie das
hässliche Lachen eines Ungeheuers fort.
    Frankie Boddingham warf sich hinter das Steuer. Zitternd hockte Eileen
neben ihm. Frankie warf den Motor an und riss den Wagen herum. Die Reifen
rutschten über den nassen Boden. Er steuerte das Fahrzeug auf den Weg, unfähig,
einen klaren Gedanken zu fassen. Nur eines hatte noch Platz in ihm: so schnell
wie möglich weg von hier!
    Er warf einen letzten Blick durch das Seitenfenster.
    Ein Fensterladen am Ferienhaus stand offen. Durch den schwebenden,
aufsteigenden Nebel erkannte er die bleichen Knochen des Skeletts, das am
Fenster stand, dahinter die Vitrine, auf der die Kerzen flackerten. Das Feuer
im Kamin warf große, bizarre Reflexe.
    Frankie Boddingham stöhnte. Er fuhr, als würden ihn Furien hetzen, über die
feuchte Asphaltstraße, die sich wie eine flirrende, sich bewegende Schlange vor
ihm wand. Die Bäume an der Straßenseite wurden zu bizarren Spukgestalten, die
plötzlich von geheimnisvollem Leben erfüllt schienen.
    Die Scheinwerfer des Sportwagens stachen in den Nebel. Frankie Boddingham
hatte das Gefühl, dass sich die Nebelbänke während der letzten halben Stunde
verdichtet hätten. Es fiel ihm schwer zu fahren. Die Kontrolle über die
Steuerung des Wagens wurde in seinem Zustand zu einer fast unerträglichen
Belastung.
    Die kahlen schwarzen Stämme am Straßenrand kamen bedrohlich näher. Frankie
riss das Steuer im letzten Moment herum und atmete erleichtert auf, als er
erkannte, dass er sich wieder auf der Mitte der Fahrbahn befand.
    Doch da waren wieder die Bäume, die schemenhaft vor ihm auftauchten, und
wieder riss er das Lenkrad herum.
    Doch es klemmte! Es drehte sich nicht.
    Der Wagen schoss wie ein Projektil über die Fahrbahn. Die schwarzen Bäume
wurden zu gigantischen, wirbelnden Schatten, der Nebel vor dem Auto schien
plötzlich zu brodeln und zu kochen.
    Eileen und Frankie Boddingham schrien auf. Ihr Schrei und das Krachen und
Bersten des Metalls wurde zu einem einzigen Geräusch in diesem Inferno der
entfesselten Gewalten.
    Der Sportwagen knallte mit voller Wucht frontal gegen eine knorrige Eiche,
die abseits vom Straßenrand stand. Metall zerriss wie morsches Sackleinen,
Glassplitter schwirrten durch die Luft. Die rechte Tür wurde krachend aus den
Scharnieren gerissen.
    Eileens schlaffer Körper sackte langsam zur Seite. Ihre verkrampften Finger
ließen das blutverschmierte Kleid los. Sie stürzte hinaus auf den nassen,
nebelbedeckten Boden.
    Aber Eileen merkte es nicht mehr!
     
    ●
     
    Der Wind trieb den Nebel vor sich her. Der dunkle nasse Boden war kaum mehr
zu sehen, so dick waren die Nebelbänke, die über den Wiesen und Feldern lagen.
    An der Holzhütte bewegten sich zwei Gestalten. Knarrend fiel die Tür ins
Schloss.
    Die beiden Schatten waren wie Schemen hinter den milchig-weißen
Nebelwänden. Sie ließen die einsame Holzhütte, in der sich Frankie Boddingham und
Eileen noch vor wenigen Augenblicken befunden hatten, hinter sich und
verharrten mitten im Schritt.
    »Es muss jetzt geschehen«, sagte eine leise männliche Stimme. Der Schatten
drehte sich langsam zur Seite und lauschte. Und da erklang der ohrenbetäubende
Knall.
    »Die Steuerungsblockierung ist wirksam geworden«, sagte die zweite Gestalt.
Es war die Stimme einer Frau. Wortlos entfernten sich die beiden dunklen
Schemen und verschwanden über die Wiese in Richtung Friedhof, dessen raue
schwarze Mauern hinter dem Nebel kaum zu erkennen waren.
     
    ●
     
    26. Januar. Der Tag war knapp zwölf Stunden alt. Vor dem Hotel President fuhr ein silbergrauer
Rolls Royce vor. Hinter dem Steuer saß ein Mann, dessen äußere Erscheinung den
Südamerikaner verriet.
    Fernandez Cruzco war eine stattliche, sportliche Erscheinung. Er trug trotz
des Winters in diesen Breiten einen verhältnismäßig hellen Anzug.
    Fernandez steuerte den Rolls auf den hoteleigenen Parkplatz. Zwei livrierte
Diener sprangen sofort hinzu, kaum dass der Motor verstummt war.

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