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005 - Tagebuch des Grauens

005 - Tagebuch des Grauens

Titel: 005 - Tagebuch des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.H. Keller
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und meine Beine versagen mir den Dienst.
    Wie soll ich mich schützen? Jetzt ist die Hand ganz dicht vor meinem Gesicht. Ich wage nicht, sie zu berühren.
    Jetzt berührt sie mich. Sie ist eisig und weich. Mir ekelt vor ihr.
    Ich will sie packen, aber meine Finger gehen durch sie hindurch wie durch Luft. Jetzt nähert sie sich meinen Augen.
    Ja, meinen Augen!
    Nein, nein!
    Ein schauerliches Lachen ertönt. Die grauenhafte Hand liegt jetzt auf meinen Augenlidern. Nein, nein!
    Die Finger drücken sich in mein rechtes Auge. Der Schmerz ist unerträglich.
    Ich schreie, schreie, schreie …
     

     
    Als ich wieder zu mir komme, spüre ich eine Hand auf meinem Gesicht. Doch sie ist wohltuend und sanft.
    »Pierre! Pierre!«
    Ich öffne die Augen. »Hast du es auch gesehen?« frage ich.
    Suzanne schüttelt den Kopf. »Nein, ich habe geschlafen.«
    Plötzlich merke ich, dass ich auf dem rechten Auge nichts sehen kann. Ich schließe das linke, und um mich ist Nacht.
    Rasch springe ich aus dem Bett. Ich ergreife einen Spiegel und betrachte mich. Mein rechtes Auge sieht ganz normal aus, aber ich kann mit ihm nichts mehr wahrnehmen.
    Suzanne sieht mich verwundert an. Nein, ich will ihr nicht sagen, was geschehen ist.
    »Ich habe einen Alptraum gehabt«, erkläre ich.
    Sie lächelt.
    Ich habe Angst. Ich habe Angst davor, dass die gespenstische Hand wiederkommt. Ich spüre, dass sie sich unsichtbar im Raum befindet, dass sie mich umkreist.
    Und die Zähne! Sie warten nur auf das Signal zum Angriff. Dann werden sie sich auf mich stürzen, mir die Kehle zerreißen und mein Blut trinken.
    Grauenhaft!
    Suzanne ist wieder eingeschlafen. Ihr Atem geht ruhig und friedlich. Ich beneide sie fast.
    Wie kann sie nur schlafen in diesem Zimmer des Grauens?
    Ich darf nicht einschlafen. Ich bin ihm ja wehrlos ausgeliefert, wenn ich mit geschlossenen Augen daliege und schlafe.
    Mit geschlossenen Augen? Ich habe ja nur noch eines!
    Es schlägt halb ein. Ich warte. Angstvoll geht mein Blick in alle Zimmerecken. Michel … ich habe ihn nicht besiegt.
    Und Suzanne schläft friedlich neben mir. Oder ist sie etwa schon tot?
    Plötzlich kommt mir die Idee, dass ich Michel ansehen gehen muss. Wenn ich mich in seinem Haus aufhalte, bin ich vielleicht vor ihm geschützt.
    Dieser Gedanke setzt sich in mir fest, und ich beschließe, sofort aufzubrechen.
    Mit automatischen Bewegungen, wie ein Roboter, steige ich die Treppe hinunter. Vor der Küche bleibe ich stehen. Das Feuer prasselt noch im Kamin.
    Das Feuer? Ich weiß schon gar nicht mehr, was das ist. Meine Erinnerungen an Alltägliches haben sich verloren. Seit Stunden schon ist mir kalt. Unerklärliche Kälte erfüllt alle meine Glieder.
    Es gelingt mir nicht, mich zu erwärmen. Unwillkürlich strecke ich die Hände den Flammen entgegen. Obwohl ich das Feuer fast berühre, bleiben meine Finger eiskalt. Wahrscheinlich stehe ich unter dem Einfluss eines Schocks.
    Jetzt werde ich Michel aufsuchen. Warum?
    Ja, warum ist dieser Wunsch plötzlich unbezwinglich? Warum will ich unbedingt in sein einsames Haus hinübergehen?
    Ich will nicht näher darüber nachdenken. Unwiderstehlich zieht es mich hinüber zu Michel.
    Ich muss mich davon überzeugen, dass er wirklich tot ist.
    Ich mache mich auf den Weg. Nach einer Weile überlege ich, ob ich die Haustür auch hinter mir zugemacht habe. Aber das ist ja nun wirklich egal.
    Und selbst wenn ich die Tür verschlossen und verriegelt hätte, würden Dinge eindringen, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte.
    Ruhigen Schrittes nähere ich mich Michels Haus. Sehe ich es vor mir? Ich mache ein Experiment, indem ich das linke Auge schließe. Tatsächlich scheint es mir, dass ich mit dem rechten die Umrisse des Gebäudes wahrnehme.
    Ich will nicht so schnell aufgeben. Ich muss kämpfen, muss mich verteidigen.
    Jetzt habe ich die Tür des Schuppens erreicht. Ich erinnere mich an das, was ich das letzte Mal dort erlebt habe.
    Wann war das? Gestern? Vorgestern? Ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal hergekommen bin mit der Absicht, Michel zu töten.
    Ich öffne die Tür. Sie quietscht. Nun befinde ich mich in dem dunklen Raum, in dem ich schon einmal umhergeirrt bin. Diesmal kann ich die Tür hinter mir offenlassen, weil kein Sturm um das Haus heult, der sie zuschlagen könnte.
    Die Nacht ist so hell, dass ich die gegenüberliegende Tür, die in den Hausflur führt, vor mir sehe. Es ist mir unbegreiflich, dass ich sie damals so lange habe suchen müssen.
    Doch heute

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