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0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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selbstverständlich. Wie ich sie jedoch verlassen hatte, war eine andere Sache.
    Rhodan besaß jetzt die bessere Position. Erstens war er näher an der großen Stahlkuppel und zweitens hatte er mir den klaren Überblick auf seinen Standort versperrt. In der genauen Linie zwischen ihm und mir schwebte der nachglühende Metallberg, der einmal ein wunderbares Raumfahrzeug gewesen war. Da ich noch dicht bei den Überresten war, verdeckten sie sowohl den halbkugeligen Stützpunkt als auch Rhodans Stellung.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich auf die einzig mögliche Lösung kam. Wenn ich meinen Gegner richtig einstufe, dann war er sofort nach seinen zerstörerischen Schüssen losgehetzt, um ungeschoren das Druckgebäude zu erreichen. Es waren kaum zehn Sekunden nach meinem fluchtartigen Deckungswechsel vergangen, als mir die Erleuchtung kam. Ich zögerte nicht mehr. Möglicherweise hatte ich Rhodan überschätzt. Wenn das so war, würde mich sofort nach dem Aufspringen der vernichtende Glutstrom aus seinem Impulsstrahler erwarten.
    Ich nahm meine Waffe fester in die Hand, ging in die Kniebeuge und faßte die nächste Deckung ins Auge. Es waren einige Steinblöcke mitten auf einer kleinen Anhöhe, die mir einen guten Überblick verschaffen sollte.
    Ich federte hoch und setzte zum Spurt an. Es war ein Lauf, wie man ihn nur in Momenten höchster Gefahr und tiefster Verzweiflung schafft. Mit sechs Sprüngen hatte ich das Sichthindernis umgangen; während ich noch rannte, sah ich weit hinten einen anderen Mann.
    Es war Perry Rhodan, der genau das getan hatte, was mir etwas zu spät eingefallen war. Als ich noch schwer atmend im Sand lag und den Blick von dem weißglühenden Metall abwendete, hatte er schon gehandelt.
    Ich verschluckte eine Verwünschung und gab meinem Instinkt nach, der mir riet, erst einmal selbst eine gute Deckung zu erreichen. Das bedeutete, daß ich etwa 200 Meter zu laufen hatte. Während dieser Zeit kam Rhodan aber ebenfalls um 200 Meter weiter. Mehr konnte er nicht schaffen, da er nicht schneller war als ich.
    Zwar hatte er die Transitionen viel besser ertragen, was aber nichts mit der rein körperlichen Kondition zu tun hatte. Hypersprungschocks wirken auf das Nervensystem. Ich hatte riesenstarke Männer gekannt, die bei einem nur kleinen Raumsprung kläglich zusammengebrochen waren.
    Diese Überlegungen liefen mit größter Klarheit in meinem Gehirn ab. Währenddessen rannte ich. Aus den Augenwinkeln achtete ich auf meine neue Deckungsmöglichkeit. Der größte Teil meiner Aufmerksamkeit galt jedoch Rhodan, der im Sprintertempo über die zumeist flache Wüste fegte. Es war eine kolossale Anstrengung, mit dem immerhin ziemlich schweren Raumanzug so rasch zu laufen. Noch waren wir beide frisch. Was aber mußte geschehen, wenn jeder von uns die Planung des Gegners so rasch durchschaute, daß ein wirkliches Überrumpeln nicht in Frage kam?
    In dem Moment kam der Impuls meines Extrahirns durch. „Narr! Hinwerfen, dreimal atmen und schießen! Er ist ungedeckt.“ Natürlich, das wäre eine Möglichkeit gewesen! Rhodan hatte sich noch kein einziges Mal umgesehen. Er setzte alles auf eine Karte. Dennoch ließ ich mich nicht zu Boden fallen, um das Feuer zu eröffnen. Ich kannte meine Grenzen, und ich wußte auch, daß man mit bebenden Händen und fliegenden Pulsen nicht genau zielen kann.
    Den Abzug durchziehen wäre eine Kleinigkeit gewesen. Der Begriff „Treffer" stand auf einem anderen Blatt. Wenn ich ihn mit dem ersten Schuß verfehlte, würde er ebenfalls in Deckung gehen. Irgendwo würde er schon eine winzige Bodenerhebung finden. Dann aber hätte ich noch offener im Gelände gelegen als er selbst.
    Wer hätte in dem Fall gute Erfolgsaussichten gehabt? Ich gab ihm die bessere Chance, also lief ich weiter. Wenn er mir unvorsichtigerweise Zeit ließ, bis ich die Felsblöcke erreicht hatte, dann sah es wesentlich vorteilhafter aus. Ich steigerte mein Tempo und wunderte mich dabei, wie fürchterlich lang lächerliche 200 Meter sein können. Meine Lungen pfiffen, als ich die kleine Anhöhe hinaufstolperte und zwischen zwei mächtigen Felsen zu Boden fiel.
    Es war mir unverständlich, daß mein so sorgsam durchtrainierter Körper wegen der kurzen Laufzeit ein solches Theater machte. Vor meinen spähenden Augen tanzten rote Ringe. Es dauerte kostbare Sekunden, bis ich wieder klar sehen konnte. Seit wenigen Augenblicken war ich nicht mehr gewillt, wissentlich am Ziel vorbeizuschießen. Rhodan war jetzt

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