0050 - Der Einsame der Zeit
Vernunft bringen, so hatte er sich in mir ein zweites Mal getäuscht. Immerhin war der Gedanke nicht übel, den Gegner über den körperlichen Zustand im unklaren zu lassen.
„Hallo, Arkonide, hörst du mich?"
Es dröhnte überlaut. Ich schaltete den Regler schleunigst zurück. Dann begann ich ebenfalls sehr ruhig zu atmen und rückte den Sendeschalter nieder.
„Ich höre, Barbar. Was willst du? Um Gnade winseln? Ich habe dich ziemlich gut im Visier. Ich werde aber in zwei Minuten den Finger krümmen."
Rhodans Gelächter ließ mich ärgerlich die Lippen verkneifen. Er wußte genau, daß ich seinen Standort nur ungefähr kannte.
„Kleine Schlafmütze, du", antwortete er in sanftem Tonfall. „Während meiner Arkon- Einsätze bin ich mit hundert Leuten von deiner Sorte auf einmal fertig geworden."
Glühender Zorn ließ mich krampfartig erstarren. Er ahnte, wo er mich treffen konnte. Ich mußte eine seelische Einstellung erreichen, die mich über solche Angriffe lächeln ließ. Es war schwer. Es lag nicht in meiner Art. Immerhin wurde es leichter, wenn ich bedachte, daß er verletzende Worte nur als Mittel zum Zweck brauchte. Er wollte mich demoralisieren. Bei dem Gedanken wurde ich freier. Trotzdem hatte ich mit der Entgegnung etwas zu lange gezögert. Rhodan lachte wieder.
Ich fiel gelassen ein: „Spare deine Luft, Barbar. Wenn ich dich hier überleben lasse, werde ich dich vor ein Gericht des Imperiums stellen."
Die Behauptung war kühn. Sie mußte ihn in die gewünschte Überlegungsrichtung bringen. Er biß an. „Interessant. Du bist ein kosmischer Agent des Imperiums?"
Nein, das war ich nicht, aber das ging ihn nichts an. „Was dachtest du?" log ich. „Wir haben nur etwas zu spät entdeckt, daß dein angeblicher Tod im Jahre 1984 ein Trick war. Jetzt haben wir dich und dein lächerliches Planetenreich, das du in sträflicher Unverfrorenheit ebenfalls Imperium nennst. Wir rechnen bald ab, Barbar."
Ich hatte einen Fehler gemacht, nur wußte ich noch nicht welchen. Er lachte schallend, und diesmal war echte Erleichterung in seiner Stimme.
„Arkonide - niemand im Imperium kann wissen, daß wir auf der Erde zur Zeit meines angeblichen Todes das Jahr 1984 schrieben."
„Ach!" höhnte ich.
„Du kommst auch nicht direkt von den drei Planeten, kleiner Träumer. Die Enzyklopaedia Terrania hat dir allerlei über den Aufstieg der Menschheit verraten, was aber nicht genügt, um mich zu bluffen."
Er verwirrte mich. Natürlich hatte er von General Kosnow erfahren, in welcher Form ich erstmalig unter den Menschen erschienen war.
„Wir sind auf deine Enzyklopädie nicht angewiesen. Es genügt, daß wir dich gefunden haben."
„Würdest du unter einem Roboter dienen und von ihm Befehle annehmen?" erkundigte er sich gehässig. Ich war zutiefst empört. Es war gemein, solche Bemerkungen zu machen.
„Würdest du, Roboterknecht?"
Ich knirschte mit den Zähnen. Welch ein furchtbares Wort! Er hörte die Geräusche. Sein Lachen verklang.
„Okay, Arkonide, die Sache ist klar. Wenn sich jemand darüber so aufregt wie du, kann er nicht von Arkon kommen. Das Imperium steht seit Jahren unter der absoluten Regentschaft eines positronischen Robotsystems, nach dessen Pfeife sogar der durchlauchte Imperator zu tanzen hat."
„Schmutzige Lüge", schrie ich außer mir.
„Ich habe eben mit den Schultern gezuckt. Hast du es gesehen? Wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. In Ordnung, ich weiß nun, daß du ein harmloser Einzelgänger bist. Willst du mir deinen Namen sagen?"
Ich fing mich sehr rasch. Nun gut, sollte er die Lüge ruhig durchschaut haben. Ich hätte ihn ohnehin kaum nervös machen können.
„Mein Name ist Atlan, Flottenbefehlshaber des Großen Imperiums, Wissenschaftler und Techniker Erster Klasse, Fachgebiete Kosmo-Kolonisation und Hochenergietechnik. Ich werde dein Sonnensystem zur Provinz machen, Barbar."
Er schwieg eine Weile. Ich fühlte mich zufrieden, daß er nun wußte, mit wem er es zu tun hatte.
„Das klang aber mächtig stolz, Erhabener", klang es ironisch zurück. „Meine heutige Frau sprach auch einmal in dieser Tonart. Ist dir Thora aus dem Geschlecht der Zoltral ein Begriff?"
„Ja!" log ich. Ich kannte den Namen nur aus der Geschichtsschreibung.
„Sie hat mich, einen Terraner, geheiratet. Wir haben einen Sohn. Gibst du zu, daß eine Arkonidin von ihrem hohen Rang gute Gründe dafür gehabt haben dürfte?"
Ich biß mir auf die Lippen. Das war ein Problem, mit dem
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