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0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte mir mit bohrender Hartnäckigkeit, daß die Überlebenden eines fürchterlichen Atomkrieges eigentlich andere Sorgen haben müßten, als mit einem gemieteten Spezial-U-Boot in den Azorengraben zu tauchen, um dort unter der Aufsicht eines beruflichen Tiefseefischers Jagdabenteuer zu erleben.
    Wenn sie davon geredet hätten, daß dies zur Erhaltung ihres Lebens und zum Zwecke der Nahrungsbeschaffung erforderlich sei, hätte ich es verstanden. So aber ...?
    Ich lag völlig ruhig, als weiche Finger begannen, meine Gesichts- und Nackenpartie abzutasten. Eine tiefe Männerstimme sagte unwillig: „Dummes Zeug! Von Kiemen ist nirgends etwas zu sehen. Das ist nicht nur ganz einwandfrei ein Lungenatmer, sondern obendrein noch ein Mensch."
    „Decken Sie ihn zu", mahnte ein anderer Mann. „Dora kommt."
    Eine weiche Wolldecke wurde über meinen nackten Körper gezogen. Es kitzelte auf der schweißfeuchten Haut, und ich mußte mich bemühen, nicht die Magendecke einzuziehen. Seit meiner letzten Operation war ich dort sehr empfindlich.
    „Ist er schon wach?" rief eine Frau übermäßig laut.
    „Hysterisch!" signalisierte mein Logiksektor. Ein warmer Atemzug streifte mein Gesicht. Der Duft gepflegten Haares drang in meine Nase. Von da an wußte ich, daß es mit dem Atomkrieg nicht so schlimm gewesen sein konnte, wie ich die ganze Zeit über vermutet hatte, wenn man oben noch kostbare Parfüms herstellen konnte...!
    „Ein klasse Junge, was" sagte jemand mit deutlichem Spott in der Stimme. „Mindestens einsachtundachtzig, Ringerfigur, kein Gramm Fett zuviel und eine weißblonde Haarmähne wie ein nordischer Gott."
    Zwei andere Männer lachten schallend. Ich begann, mich im tiefsten Grunde meiner Seele zu schämen. Das waren Leute, die offenbar nicht sehr viel von Anstand und gebotener Zurückhaltung hielten. Sie behandelten mich wie ein kostbares Tier, über das man dummdreiste Bemerkungen machen kann.
    Ich fühlte mich veranlaßt, aufzustehen, als das geschah, was ich instinktiv erwartet hatte. Ein Mann, den sie „Doktor" nannten, betrat den Raum. Er grüßte sehr höflich; etwa in der Art, wie ein junger, eben fertig gewordener Mediziner sehr reiche und sehr einflußreiche Männer begrüßt.
    „Ah, haben Sie die Röntgenaufnahmen?" fragte der Mann mit der tiefen Stimme. „Jawohl, Sir. Sehr eigenartig, möchte ich sagen."
    „Ist das nun ein Fischmensch oder nicht?" fiel die Frau ungeduldig ein.
    „Keineswegs, Madam, aber auch kein Mensch. Wenn ich mir erlauben dürfte. Ihnen die Aufnahmen zu zeigen?"
    „Geben Sie schon her", rief jemand unwirsch aus. „Zur Hölle, was ist denn das? Der hat ja gar keine Rippen?"
    Ich fühlte, daß sie sich nahezu fluchtartig von mir zurückzogen. „Lassen Sie doch den Revolver in der Tasche", sagte die Frau. „So gefährlich wird er wohl nicht sein. Das ist ja phantastisch. Können Sie ihn aufwecken, Doc?"
    „Schwerlich, in einigen Stunden, Madam. Er hat harte Schockstöße erhalten."
    Eine Hand zog die Decke über meiner Brust zurück. Es mußte der Arzt sein. „Schauen Sie sich bitte diese Narben an!"
    „Gruselig!" meinte die Frau. „Ich interessiere mich für Medizin. Welcher Pfuscher hat das gemacht?"
    „Keine Ahnung, Madam. Es handelt sich anscheinend um Magenoperationen."
    „Wieso anscheinend?" äffte der Mann mit der tiefen Stimme nach. „Sind Sie nun Arzt oder nicht? Sie müssen doch wissen, ob am Magen operiert wurde."
    Der Mediziner schien verlegen. Kein Wunder! Die Leute waren ausgesprochen rüde. „Sir, bei dieser eigenartigen Skelettstruktur ist das keineswegs mit Sicherheit zu sagen. Der gesamte Brustkorb besteht aus durchgehenden und äußerst stabilen Knochenplatten. Dieser ... äh ... dieser Mensch sollte sofort in eine große Klinik eingeliefert werden. Meine Möglichkeiten sind beschränkt."
    „Wer? Die Möglichkeiten oder Sie?" höhnte der Mann mit der tiefen Stimme. „Mein Lieber, ich will Ihnen einmal etwas sagen! Wenn das weder ein Monstrum ist noch ein echter Mensch, dann ist an der Sache etwas faul. Sein Auftauchen war mehr als eigenartig."
    „Ein Energieschirm, ich sagte es ja schon", warf jemand brummig ein. „Auch meine Meinung, John! Ich hatte genügend mit Energiefeldern zu tun. Es sieht ganz so aus, als wäre der Bursche nicht auf der Erde geboren worden. Äußerlich gleicht er uns aufs Haar, nur sieht er innerlich anders aus. Das ist ein Fall für die Raumabwehr. Wer weiß, was wir hier entdeckt haben. Setzen Sie einen Funkspruch an das

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