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0052 - Der doppelte Dämon

0052 - Der doppelte Dämon

Titel: 0052 - Der doppelte Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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sich. Sie hatte eine Traumfigur, und sie hätte nichts dagegen gehabt, wenn ich damit einiges angestellt hätte. Aber sie wußte, wie ich zur Liebe am Arbeitsplatz stehe, und so mußte sie sich wohl oder übel damit begnügen, mich gelegentlich mit einem schmachtenden Blick anzuhimmeln.
    »Möchten Sie Kaffee oder Tee…?«
    »Weder noch. Ich habe Sie heute morgen gebeten…«
    »Das habe ich natürlich prompt und zuverlässig wie immer für Sie erledigt, John«, sagte Glenda. Mit wiegenden Hüften begab sie sich zum Büroschrank, öffnete ihn und überreichte mir einen Packen australischer Tageszeitungen.
    Ich bedankte mich und zog mich damit in mein Office zurück.
    Mir ging nicht mehr aus dem Sinn, was mir der Schwarze Tod zugerufen hatte: »Wir sehen uns in Australien wieder, John Sinclair!«
    Ich hatte keine Ahnung, daß ich nach Australien reisen würde. Was war auf diesem Kontinent los? Warum sollte ich mich dorthin begeben?
    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch. Während ich mir eine Zigarette anzündete, läutete das Telefon.
    »Sinclair«, meldete ich mich.
    Am anderen Ende der Leitung war mein unmittelbarer Vorgesetzter Superintendent Powell. Ein glänzender Schreibtischstratege. Manchmal ein bißchen zu penibel für meinen Geschmack.
    »Ich vermisse den Bericht über Ihren letzten Fall, John«, sagte Sir Powell scharf. Wer ihn nicht kannte, zitterte vermutlich jetzt. Doch ich wußte, daß er eine rauhe Schale und einen butterweichen Kern hatte, deshalb nahm ich den scharfen Ton nicht weiter tragisch.
    »Ich hatte noch keine Zeit, ihn zu schreiben, Sir.«
    »Und wann gedenken Sie das zu tun?«
    »Wenn ich wieder ein bißchen mehr Luft habe, Sir.«
    »Hoffentlich ist das noch in diesem Jahr.«
    »Aber sicher, Sir. Wir haben ja erst März.«
    Der Superintendent brummte irgend etwas in seinen imaginären Bart und legte auf. Ich widmete mich den australischen Blättern.
    Irgend etwas mußte in Australien im Gange sein. Etwas, das die Anwesenheit eines Geisterjägers wünschenswert machte.
    Ich studierte die Zeitungen mit größtmöglicher Sorgfalt. Ich hatte keine Ahnung, wonach ich suchte. Erst, wenn ich fündig geworden war, würde ich das wissen.
    Blatt um Blatt legte ich beiseite.
    Plötzlich sprang mir eine Schlagzeile ins Auge. Ich wußte sofort, daß ich nun gefunden hatte, was ich gesucht hatte.
    HORROR-MORD IN MELBOURNE!
    Dicke Lettern verkündeten die grausige Sensation. Ich las den Bericht. Ein Zuhälter namens Sal Banacek sollte Opfer böser Mächte geworden sein. Ich las von seinem schrecklichen Ende. Der Bericht war mit mehreren Fotos gespickt. Ich sah eine Aufnahme von der Bar »Hell and Devil«, ein Foto von Zacco Spaak, dem die Bar gehörte, ein Bild von Natalie George, die für Sal Banacek gearbeitet hatte.
    Außerdem war da noch ein Paßfoto von Banacek und eine Aufnahme, die die verwüstete Bar zeigte.
    Für mich stand fest: Wenn das nicht das Werk des Schwarzen Todes gewesen war, dann hatte dabei gewiß einer seiner Vasallen die verfluchte Hand im Spiel gehabt…
    ***
    Die National Gallery im Arts Centre, St. Kilda Road, schloß für diesen Tag ihre Pforten. Hier ist die beste Kunstsammlung Australiens untergebracht. Viele Menschen defilieren täglich an den wertvollen Schaustücken vorüber.
    Gig Plummer und Blake Rooney, zwei von zwanzig Wärtern, die im Museum ihren Dienst versahen, waren froh, daß für heute Schluß war.
    Plummer, ein dreißigjähriger Mann der zur Fettleibigkeit neigte, atmete erleichtert auf. Er kratzte sich hinter dem großen Ohr.
    »Feierabend«, sagte er grinsend.
    »Das schönste Wort, das ich kenne.«
    Rooney, ein großer, schwerfälliger Mann mit dem tappenden Gehabe eines gutmütigen Bären, lachte. »Wenn mal einer auf die Welt kommt, der dich an Faulheit übertrifft, mußt du sterben. Aber keine Sorge, Gig. Wie’s aussieht, wirst du steinalt werden.«
    »Ich kriege dasselbe Geld, ob ich mir nun ein Bein ausreiße oder nicht. Also weshalb sollte ich mich selbst verstümmeln?« Gig Plummer wies mit dem Daumen über seine Schulter in Richtung Sonderausstellung. Zwischen im Zickzack aufgestellten Holzwänden gab es eine Exposition zeitgenössischer Maler. »Der Druckfehler im Prospekt macht mich noch wahnsinnig. Was glaubst du, mit wie vielen Leuten ich mich heute herumstreiten mußte, weil die Angaben im Prospekt nicht mit den ausgestellten Werken übereinstimmen.«
    Blake Rooney griente. »Ein typisches Einzelschicksal. Ich werde dich bedauern, sobald ich

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