0052 - Der doppelte Dämon
Augenblick bekam ich wieder atembare Luft in meine Lungen.
Ich pumpte mich gierig damit voll. Die entschwundenen Kräfte kehrten in meinen schlaffen Körper zurück.
Meine Muskeln spannten sich wieder. Ich hielt das schwere Silberschwert wieder fest in meiner Rechten.
Auch Suko erholte sich rasch. Wir hörten Sardo wütend aufbrüllen und blickten nach oben. Der Dämon schlug mit seinen Fäusten wie von Sinnen um sich.
Auf seinem Kopf tanzten grüne Flammenzungen. Myxins magisches Feuer übte einen unvorstellbaren Druck auf den Dämon aus.
Dieser gewaltige Druck bewirkte, daß Sardo allmählich kleiner wurde. Er wehrte sich zornig dagegen. Er versuchte, sich die magischen Flammen vom Schädel zu schlagen, doch es gelang ihm nicht.
Von Sekunde zu Sekunde schrumpfte der Dämon schneller.
Ich warf Suko einen raschen Blick zu. Myxin hatte doch Wort gehalten!
Sardo war so sehr mit dem magischen Feuer beschäftigt, daß er keine Zeit mehr fand, sich uns zu widmen.
Er tobte vor Wut. Er fluchte und schrie.
Und er wurde immer kleiner. Bald war der doppelte Dämon nur noch einen Kopf größer als ich.
Nun sah er bei weitem nicht mehr so furchterregend aus wie noch vor wenigen Augenblicken. Myxins magische Kraft preßte den doppelten Dämon noch mehr zusammen.
Und als Sardo meine Größe erreichte, handelten Suko und ich.
Mein chinesischer Partner holte kraftvoll mit dem Speer aus. Er schleuderte diesen nach Sardos Brust. Das magische Silber durchbohrte den dämonischen Leib.
Die eine Hälfte von Sardo brach wie vom Blitz getroffen zusammen. Der Dämon wälzte sich auf dem Boden.
Seine Pranken schlossen sich um den Schaft des Speers. Sein affenähnliches Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung. Er wollte den Speer herausreißen, doch dazu fehlte ihm die Kraft. Die magischen Flammen auf seinem Kopf erloschen.
Ein konvulsivisches Zucken durchlief seinen Körper. Dann lag er still. Die Hände lösten sich vom Speerschaft. Der Dämonenleib wurde innerhalb weniger Sekunden durchsichtig wie Glas. Gleich darauf würden die Konturen brüchig.
Knirschend und klirrend löste sich der von Suko getötete Dämon auf.
Es gab Sardo nur noch in einer Ausführung, und auf diese stürzte ich mich mit einem heiseren Kampfgeschrei. Das Silberschwert surrte waagrecht durch die Luft. Ich legte meine ganze Kraft in diesen Streich.
Die blitzende Klinge raste auf den Dämon zu und traf ihr Ziel!
Enthauptet fiel Sardos zweite Hälfte um. Schwarzes Dämonenblut tränkte die Erde. Mit einer pechartigen Schwärze überzog sich der gesamte Rumpf des Schrecklichen.
Und diese schwarze Farbe wurde gleich darauf zu einem großen, unförmigen Fleck auf dem Boden.
Die Schwärze sickerte in das Erdreich ein und war binnen kurzem nicht mehr vorhanden.
Ich atmete erleichtert auf.
Der Speer, mit dem Suko seinen Gegner getötet hatte, existierte nicht mehr. Ich hielt das magische Silberschwert jedoch noch in der Faust. Aber plötzlich wurde der Griff so furchtbar kalt, daß es mir unmöglich war, das Schwert noch länger festzuhalten.
Meine Finger öffneten sich. Das magische Schwert fiel jedoch nicht zu Boden. Es trotzte der irdischen Schwerkraft, stieg nach oben, als wäre es mit Leichtgas gefüllt, strebte dem Blau des Himmels entgegen und löste sich alsbald in der unendlichen Weite über uns auf.
Ich wußte, daß Myxin in unmittelbarer Nähe war. Er zeigte sich uns zwar nicht, aber wir konnten sicher sein, daß er den Ort seines Triumphes über einen Vasallen des Schwarzen Todes noch nicht verlassen hatte.
***
Plötzlich entdeckte ich Nico Nantwick.
Er lag auf dem Rücken. Sein Gesicht war blaß. Er war ohne Bewußtsein. Ich beugte mich über ihn. Als mein Schatten auf sein Gesicht fiel, schlug er die Augen auf.
Ich erkannte sofort, daß er keine Ahnung hatte, was geschehen war. Er blickte mich verwirrt an.
Suko eilte zu Mildred Nantwick, um sie aus ihrer Ohnmacht zu wecken.
»Wie fühlen Sie sich, Mr. Nantwick?« fragte ich den Schafzüchter.
Er sah mich verstört an. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Sinclair. John Sinclair.«
»Was ist geschehen? Wieso liege ich hier draußen?«
Ich half dem Farmer auf die Beine. Als er sah, daß Mildred ohne Bewußtsein war, lief er mit schwankenden Schritten zu ihr, »Mildred!« rief er »Was ist mit meiner Frau?«
Sie kam zu sich. Als sie Nico Nantwick sah, zuckte sie heftig zusammen. Panische Furcht verzerrte ihr Antlitz.
»Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, Mrs. Nantwick«, sprach
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