0052 - Der doppelte Dämon
Suko beruhigend auf sie ein. »Der Dämon, von dem Ihr Mann besessen war, existiert nicht mehr.«
Nico Nantwick starrte mich entgeistert an. »Was war ich?«
Ich begann vorsichtig zu erzählen. Sein Blick wurde immer ungläubiger. Aber Mildred Nantwick bestätigte meine Worte, denn sie hatte mit eigenen Augen den Dämon aus ihm hervortreten sehen.
Kein Wunder, daß Nico Nantwick daraufhin zutiefst erschüttert war.
Wir vernahmen Motorenlärm.
Inspektor Brydon Tillinger rückte mit seinen Leuten an. Noah Nantwick sprang aus einem der Fahrzeuge. Er rannte auf Nico zu. Die Brüder fielen sich um den Hals. Sie weinten.
Brydon Tillinger kam auf mich zu. Er schüttelte den Kopf. »Also, wenn ich es durch das Fernglas nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben, Sinclair. Wir werden noch heute eine Pressekonferenz einberufen. Ich werde Sie den Journalisten präsentieren. Man wird Sie gebührend feiern…«
Ich lächelte matt. »Keine Pressekonferenz, Tillinger. Ich bin kein Filmstar. Ich brauche keine Publicity. Ich habe nichts weiter als meine Pflicht getan. Deswegen braucht mich niemand zu feiern.«
»Liebe Güte, warum sind Sie denn so bescheiden, Sinclair? Ein Mann wie Sie…«
»Ich ziehe es vor, im verborgenen zu arbeiten, Tillinger. Weitgehend unbekannt – und dadurch unbelästigt. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie darauf Rücksicht nehmen würden.«
Noah Nantwick trat zu uns. Er wischte sich die Tränen von den Wangen und sagte: »Darf ich kurz stören?«
»Selbstverständlich«, gab ich zurück.
Er streckte mir die Hand entgegen. Ich ergriff sie.
»Ich möchte Ihnen in Mildreds und in Nicos Namen – und natürlich auch in meinem – für all das danken, was Sie für uns getan haben, Oberinspektor Sinclair. Wir werden es Ihnen nie vergessen.«
»Schon gut, Mr. Nantwick.« Der junge Maler drückte auch Sukos Hand.
In Momenten wie diesem wußten mein Freund und ich, daß wir uns für das richtige Leben entschieden hatten.
Ein Leben voller Gefahren war es. Ein Leben in permanentem Kampf gegen die Abgesandten der Hölle.
Ein Leben aber auch voller Freundschaft und inniger Dankbarkeit. Für Suko und mich war klar, daß wir niemals einen anderen Weg beschreiten würden.
Inspektor Tillinger räusperte sich verlegen. Er zuckte mit den Schultern. »Tja, Sinclair, wenn Sie es vorziehen, wie ein Veilchen im verborgenen zu blühen, dann muß ich mich Ihrem Wunsch selbstverständlich beugen.«
»Ich danke Ihnen für Ihre Einsicht.«
»O nein. Sie dürfen nicht mir danken, Sinclair. Ich habe Ihnen zu danken, und zwar im Namen der vielen Menschen, die in Melbourne wohnen. Sie und Ihr Partner Suko haben sie vor dem Bösen gerettet. Gestatten Sie mir wenigstens, daß ich Sie zu einer kleinen privaten Feier heute abend in mein Haus einlade.«
Ich schmunzelte. »Die Einladung ist angenommen, Tillinger. Aber ich habe die Pflicht, Sie zu warnen. Suko hat schon große Restaurants leergegessen. Und was das Trinken anlangt: er schlürft am liebsten aus einem Eimer…«
Wir lachten.
Es war ein befreiendes Lachen.
Wir hatten es nötig, nach all dem Höllenstreß, der auf unserer Brust gelastet hatte…
ENDE
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