0052 - Der doppelte Dämon
ich bis an das Gebäude heranfahren, John?«
Ich nickte. »Wir werden Sardo nichts verbergen. Er soll von Anfang an wissen, was wir vorhaben.«
»Damit reizen wir ihn.«
»Das ist meine Absicht. Wenn wir Glück haben, macht ihn seine Wut blind.«
»Und wenn wir Pech haben, bringt uns seine Wut um.«
»Das wird Myxin zu verhindern wissen.«
Suko wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob es richtig ist, daß du dich so sehr auf den Magier verläßt.«
»Es liegt in seinem Interesse, daß Sardo vernichtet wird, das weißt du doch«, sagte ich. »Deshalb wird Myxin zu seinem Versprechen stehen.«
Der Chinese lenkte den Geländewagen bis vor die Farm.
Während ich aus dem Fahrzeug kletterte, warf ich einen Blick über die Schulter. In der Ferne sah ich etwas im Sonnenlicht blinken. Glas. Dort hielten sich vermutlich Inspektor Tillinger und seine Männer auf.
Sie beobachteten uns mit ihren starken Ferngläsern.
Ich griff nach dem Silberschwert. Ich wußte, wieviel für meinen Partner und mich auf dem Spiel stand. Wenn Myxin uns hängenließ, waren wir geliefert.
Dann zerriß uns der Dämon in der Luft!
Das Silberschwert war so lang wie mein Arm. Es war schwer. Die scharfe Klinge blitzte im grellen Licht der Sonne.
Mir war heiß. Mein Hemd klebte an meinem Körper. Suko bewaffnete sich mit dem magischen Silberspeer. Er stellte sich neben mich.
»Wollen wir hineingehen?« fragte mein chinesischer Partner.
Ich schüttelte mit finsterer Miene den Kopf. »Er wird herauskommen. Ich gehe jede Wette ein, daß er bereits weiß, wer vor seinem Haus steht. Ihm ist sicherlich auch bekannt, aus welchem Grund wir hier sind.«
Kaum hatte ich ausgesprochen, da öffnete sich die Tür.
Nico Nantwick erschien. Da er große Ähnlichkeit mit Noah Nantwick hatte, wußte ich sofort, wen ich vor mir hatte.
Hinter ihm trat seine Frau Mildred aus dem Haus. Sie blickte uns verwundert an.
Sie war ahnungslos, hatte keinen Schimmer, daß sich im Körper ihres Mannes ein Dämon verbarg. Außerdem war meine und Sukos Bewaffnung reichlich ungewöhnlich.
Verwirrt fuhr sie sich mit den schlanken Fingern durch das rote Haar. Sie ging drei Schritte und blieb dann stehen.
Nico Nantwick ging jedoch weiter.
Fünf Yards vor uns stoppte er. Ein verächtlicher Ausdruck kerbte sich um seinen Mund.
Er schien sich heimlich über unsere Waffen lustig zu machen. Mich störte das nicht. Es gibt ein weises Sprichwort: Wer zuletzt lacht…
Nantwick musterte zuerst Suko von Kopf bis Fuß und dann mich. Der Besessene fürchtete uns nicht. Er war der Ansicht, daß er uns weit überlegen wäre.
Ich war sicher, daß er wußte, wen er vor sich hatte. Aber er tat so, als hätte er keine Ahnung.
»Darf ich fragen, was Sie hier wollen?« fragte er abweisend. »Was sind das für seltsame Waffen, die Sie da bei sich haben?«
»Das Spiel ist aus, Sardo!« sagte ich schneidend.
Nantwick stellte sich dumm. »Wie haben Sie mich genannt? Sardo? Mein Name ist Nantwick. Nico Nantwick!«
»Okay. Nico Nantwick, der von Sardo Besessene!«
Mildred Nantwick fuhr sich erschrocken an die Lippen. Mit einemmal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Nico hatte sich sehr zu seinem Nachteil verändert.
Er war ihr aus dem Weg gegangen. Er war häufig außer Haus gewesen. Er hatte sich so benommen, als wäre er nicht mehr er selbst.
Soeben hatte ich ihr die Augen geöffnet. Sie schwankte vor Entsetzen. Wir konnten uns nicht um sie kümmern. Sie mußte mit ihrem Schock selbst fertig werden.
Nico Nantwick grinste gemein. »Was soll das, Sinclair? Sie stellen hier Behauptungen auf, die Sie nicht beweisen können!«
»Woher wissen Sie, daß ich Sinclair heiße?« gab ich zurück.
»Sie haben vorhin Ihren Namen genannt.«
»Das habe ich nicht!« Ich merkte, wie mir der Schweiß in dicken Perlen auf die Stirn trat. Ich umklammerte den Griff des magischen Silberschwerts fester und rief: »Verstecke dich nicht mehr länger wie eine feige Memme in diesem Mann, Sardo! Verlassen den Wirtskörper! Zeig dich uns! Stell dich zum Kampf!« Nico Nantwick lachte.
Aber aus seinem Mund kam nicht mehr das Lachen eines Menschen. Es war ein dämonisches Lachen. Rauh, bösartig, aggressiv!
Wenn es noch einen Zweifel gegeben hätte, ob Sardo in ihm war, dann wäre dieser jetzt zerstreut worden.
Mildred Nantwick hielt bestürzt den Atem an. Ein Dämon im Leib ihres Mannes! Kein Wunder, daß sie darüber fast den Verstand verlor.
Meine Nerven vibrierten. Ich spürte instinktiv, daß es nur
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