0052 - Der falsche Inspekteur
dem Käfig, dessen Tür sich sofort wieder schloß. Nun glaubten die Fänger ihn sicher und ließen vollends die Maske fallen.
„Schnell fort!" riet einer von ihnen hastig. „Wenn der Arkonide frühzeitig zurückkehrt, darf er keine Spuren vorfinden."
„Ich meine, der Inspekteur wäre unterrichtet", piepste Gucky mit gut gespielter Ängstlichkeit. „Behandelt ihr mich nicht ein wenig seltsam?"
„Halte den Mund!" fuhr ihn ein Ära an, was Gucky erneut auf eine harte Belastungsprobe stellte. Wie leicht wäre es ihm gefallen, sich zu befreien, aber er durfte ja nicht. Er mußte den Schwachen spielen, den unbeschreiblich Dummen. Wie Rhodan ihm nur so etwas antun konnte …!
Die Männer deckten ein schwarzes Tuch um den Käfig und verließen das Zimmer. Draußen auf dem Gang schlugen sie ein schnelleres Tempo an und passierten, ohne angehalten zu werden, die Empfangshalle und waren dann auf der Straße. Gucky spürte, wie der Kasten ziemlich unsanft in einen Wagen geschoben wurde, der sich Sekunden später in Bewegung setzte. Die Männer sprachen nun nicht mehr viel, aber ihre Gedanken verrieten Gucky mehr als genug.
Man brachte ihn zum Zoo-Ministerium. Der Zoo, so wußte er, war eine staatliche Angelegenheit und unterstand einem speziellen Ministerium, dem in der Hauptsache Ärzte und Wissenschaftler angehörten.
Vielleicht waren auch einige Psychologen dabei. Dort sollte er untersucht und verhört werden, ehe man ihn zu dem Freigehege brachte.
Freigehege! Gucky kicherte lautlos in sich hinein, um seine Wut zu besänftigen. Eine Gefahr war nicht für ihn vorhanden, aber wem fällt es schon so leicht, sein Licht unter den Scheffel zu stellen? Dazu fand Gucky bisher immer das größte Vergnügen daran, humanoiden Intelligenzen seine Überlegenheit zu beweisen. Und nun mußte er ... Es war zum Auswachsen! Die Fahrt dauerte recht lange. Aus den Gedanken seiner Begleiter erfuhr er, daß das Ministerium am Stadtrand lag, wo man ungestört und unbehelligt die notwendigen Untersuchungen und Experimente vornehmen konnte. Die ganze Entführung, so stellte er weiter fest, beruhte keineswegs auf grundsätzlich schlechter Absicht. Man ahnte, daß der Arkonide niemals freiwillig auf seinen possierlichen Diener verzichten würde, war aber ganz versessen darauf, dieses einmalige Exemplar eines Halbintelligenzlers in den Zoo zu sperren. Der sprechende Mausbiber würde eine wahre Sensation bedeuten. Vielleicht konnte man sogar erfahren, wo der Heimatplanet dieses merkwürdigen Tieres lag. Eine ganze Kolonne derartiger Pelzwesen ...
Die Phantasie ging mit den Aras durch. Gucky war froh, daß er unter dem schwarzen Tuch verborgen war und niemand sein vergnügtes Grinsen bemerken konnte.
Denen würde er es aber noch zeigen. Sobald er durfte!
*
Rhodan fiel es nicht sehr leicht, sich mit den maßgeblichen Politikern Tolimons zu unterhalten und gleichzeitig an die Entführung Guckys zu denken. Er blieb auch nicht lange, sondern verabschiedete sich bald mit der Entschuldigung, daß er von der Reise müde sei und wünsche, sich zur Ruhe zu begeben. Da man sich inzwischen des Mausbibers bemächtigt hatte, wurden ihm keine Schwierigkeiten bereitet. Der Wagen brachte ihn wieder ins Hotel zurück.
Er vermißte programmgemäß seinen Diener und fragte das Personal, ob man ihn nicht gesehen habe.
Aber bis zum Direktor hinauf leugnete jeder hartnäckig, etwas Verdächtiges bemerkt zu haben. Die Angst vor den staatlichen Behörden schien auf Tolimon nicht geringer zu sein als in anderen Teilen der Milchstraße.
Rhodan wartete noch eine halbe Stunde, dann benachrichtigte er die Polizei. Er gab an, daß es nicht die Gewohnheit seines Dieners sei, ohne Erlaubnis das Hotel zu verlassen. Er verlangte energisch eine Suche nach dem Vermißten.
Die Polizei versprach, ihr Möglichstes zu tun. Die Burschen logen natürlich; sie steckten mit den Entführern unter einer Decke.
Dann legte sich Rhodan beruhigt in sein Bett, nachdem er die Tür verschlossen und den handlichen Impulsstrahler unters Kopfkissen geschoben hatte.
Um diese Zeit stand Gucky gerade vor seinen Examinatoren.
*
Der Raum blitzte vor Sauberkeit. Grelle Lampen an der weißen Decke erleuchteten ihn bis in den letzten Winkel und ließen keine Schatten aufkommen. An einem hufeisenförmigen Tisch saßen zwölf oder dreizehn Tolimoner in weißen Kitteln, der Berufstracht der Aras. Ihre Blicke waren auf den kleinen Gefangenen gerichtet, der mit herabhängenden
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