0052 - Der falsche Inspekteur
Der Frogh mußte unter allen Umständen ausgeschaltet werden, aber vorher sollte er erzählen, was er wußte.
„Den Springer?" ließ sich der Frogh ablenken. „Was weißt du von dem Springer, den ich suche?"
„Ich frage, verstanden? Also, wie kamst du auf seine Spur?"
Aber der Frogh war nicht bereit, sein Geheimnis preiszugeben, zum Glück jedoch dachte er daran. Und das genügte Gucky.
„Aha!" nickte er gelassen. „Ein anderer Springer hat es euch verraten. So, ihr habt ihn gefoltert? Gestorben ist er? Ihr seid ja Mörder! Und dabei hat er euch noch belogen, denn hier in diesem Raum ist niemand - außer mir."
Der Frogh starrte völlig fassungslos auf den kleinen Mausbiber, der ihm da so mir nichts dir nichts die Gedanken herausholte. Seine Gehirnimpulse wurden immer verwirrter, bis sie schließlich in der Absicht gipfelten, sich des unheimlichen Gegners zu bemächtigen.
Mit einer schnellen Bewegung trat der Frogh vor und griff nach Gucky. Er wußte nicht genau, was dann geschah, aber er fühlte sich von einer unsichtbaren Kraft gepackt und gegen den Toilettentisch geschleudert. Haltlos rutschte er zu Boden, richtete sich aber sofort wieder auf.
Erneut stürzte er sich auf Gucky, aber der Mausbiber schien nun endlich die Auseinandersetzung leid zu sein. Er setzte voll seine telekinetischen Kräfte ein, hob den Frogh an und hielt ihn mitten im Zimmer fest. Voller Entsetzen begann der Tausendfüßler schrill zu kreischen, während sein Körper sich violett verfärbte. Die unzähligen Beine wedelten verzweifelt in der leeren Luft und suchten nach Widerstand.
Sein Schreck vergrößerte sich jedoch noch erheblich, als er auf das Fenster zuzuschweben begann, das sich wie durch Geisterhand öffnete. Tief unten war das harte Pflaster der Straße.
Gucky zögerte nicht mehr. Er wußte alles, was auch der Frogh wußte, der als unerbittlicher Wärter des Zoos den Tod hundertfach verdient hatte. Marshall weilte also bei den Springer-Agenten, die auf Tolimon eine geheime Zentrale unterhielten. Dort war er in relativer Sicherheit.
Der Frogh schwebte durch das Fenster, so sehr er sich auch bemühte, am Rahmen einen Halt zu finden.
Und so kam es, daß die Bewohner des Armenviertels von Trulan zu einem unglaublichen Schauspiel kamen. Sie sahen einen fliegenden Frogh. Das verhaßte Wesen segelte elegant aus dem Fenster einer Mansarde, drehte ein oder zwei perfekte Rollen, schraubte sich dann senkrecht bis auf dreihundert Meter Höhe - und stürzte dann genau so senkrecht ab.
Sein Absturz erregte entsprechendes Aufsehen, wenngleich das Rätsel des fliegenden Tausendfüßlers niemals gelöst werden konnte.
Gucky hingegen weilte zur Zeit des Unfalls bereits wieder im Hotelzimmer und wartete auf Rhodan.
Der Kreis um Marshall und seine Begleiter war enger geworden.
Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis man sie gefunden hatte.
Gucky räkelte sich faul auf dem Bett und schloß die Augen.
Klar und deutlich war da plötzlich ein Gedankenimpuls, der gegen sein Bewußtsein hämmerte und ihn wachrüttelte.
Ein Gedankenimpuls, der unwahrscheinlich stark durchkam: Bei allen Nebeln der Galaxis! Wenn Rhodan nicht bald erscheint, ziehen die Kerle mir auch noch das allerletzte Hemd aus ...!
Gucky pfiff ungemein falsch und nahm den Kontakt mit Marshall auf.
3.
Der Raum lag im Zwielicht, nur von einer dürftigen Lampe und durch schräg einfallende Sonnenstrahlen erhellt, die durch das kleine vergitterte Fenster drangen.
Fünf Personen saßen um einen abgeschabten Holztisch. Sie bildeten offensichtlich zwei Gruppen, denn die beiden stämmigen Gestalten mit den bärtigen Gesichtern hockten nebeneinander und betrachteten die anderen drei Anwesenden mit unfreundlicher Miene.
John Marshall las in den Gedanken der bärtigen Springer und wußte, daß von nun an die Partnerschaft nicht mehr so einfach und billig sein würde. In den Verbündeten war die Seele der Galaktischen Händler erwacht, für die auch Freundschaft lediglich ein Geschäft bedeutete.
Neben John saß Laury Marten, die erst dreiundzwanzigjährige Tochter der Mutanten Anne Sloane und Ralf Marten. Sie hatte die Fähigkeit der Telepathie durch ihre Eltern geerbt, war aber außerdem noch Desintegratorin; sie konnte kraft ihres Geistes die molekulare Zusammensetzung der Materie verändern und somit durch Mauern und Wände schreiten. Die japanische Abstammung ihres Vaters hatte in ihrem Gesicht Spuren hinterlassen. Und es waren gerade ihre
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