0052 - Der falsche Inspekteur
mit dem Gerät zu hantieren.
Ja, Gucky. Kontakt! Was ist los?
Die Spur, ich habe sie. Zwei Frogh sind auf der Suche nach Marshall. Sie vermuten ihn in der Stadt. Ich folge ihnen. Sie kennen seinen ehemaligen Aufenthaltsort.
Wo bist du?
In den Slums. Ob Marshall hier gewohnt hat?
Versuche, es herauszufinden. Vielleicht treibst du einen Hinweis auf.
Wird gemacht, Meister. Und wie geht es dir?
Danke. Ich bin froh, nicht Beamter geworden zu sein.
*
Die beiden Frogh glitten mit erhöhter Geschwindigkeit durch die winkelige Straße. Gucky hatte alle Mühe, ihnen mit seinem watschelnden Gang zu folgen. Heftig verfluchte er die leidige Tatsache, daß er jetzt nicht teleportieren durfte. Aber das wäre aufgefallen. Überall hatten sich die Passanten beim Anblick der gefürchteten Zoo-Wärter gegen die Häuserwände gedrückt und atmeten erleichtert auf, wenn die beiden Frogh vorüber waren. Niemand schien ein gutes Gewissen zu haben, wenn Gucky auch nicht herausfinden konnte, warum man sich vor den Tausendfüßlern fürchtete. Vielleicht war es nur ihr Anblick, der Unbehagen verbreitete.
Plötzlich blieben die beiden Schlangenwesen stehen. Wenn Gucky auch ihre Sprache nicht verstand, so konnte er doch ihre Gedanken lesen, die unabhängig von jeder Sprache waren. Auf der anderen Seite der Straße konnte er somit der Unterhaltung der beiden Monster leicht folgen.
„Wenn die Hinweise stimmen, muß es hier irgendwo sein."
„Wir wissen es nicht genau."
„Sehen wir nach und fragen die Bewohner der Häuser."
„Vielleicht haben sie die drei gesehen."
„Gut. Ich nehme dieses Haus. Gehe du die andere Seite ab." Sie trennten sich. Gucky blieb stehen.
Seine Haare sträubten sich unwillkürlich, als der eine Frogh quer über die schmale Straße rollte, ihm einen kurzen, forschenden Blick zuwarf und dann in dem ersten Haus verschwand, um mit seiner Suche zu beginnen.
Sie mußten eine Spur von Marshall gefunden haben. Aber Marshall war auf keinen Fall in der Nähe, wußte Gucky, sonst hätte er seine Gedanken längst empfangen. Es konnte somit höchstens sein, daß die Spur der beiden Frogh falsch war. Immerhin - warum sollte er nicht auf eigene Faust nachforschen?
Kurz entschlossen entmaterialisierte Gucky in der Hoffnung, daß die wenigen Passanten genug damit zu tun hatten, die Frogh im Auge zu behalten, um auf ihn zu achten. Er konzentrierte sich auf eine kurze Strecke und stand dann in einem schlecht möblierten Zimmer, direkt hinter dem Rücken einer ärmlich gekleideten Frau, die in einem Topf rührte.
Er sprang weiter, ein Stockwerk höher.
Wieder nichts.
Nach zwanzig Sprüngen landete er in einem unbewohnten Speicher, wo er die Gelegenheit nutzte, sich zu verschnaufen. Natürlich war es eine planlose und völlig sinnlose Suche, auf die er sich da eingelassen hatte. Aber wenn die Frogh keine Dummköpfe waren, mußten Marshall und das Mädchen noch vor kurzer Zeit in einem Haus dieser Straße gewohnt haben.
Gucky seufzte und sprang weiter. Eine Stunde später etwa materialisierte er in einer Mansarde im fünfzehnten Stockwerk. Sie war leer und anscheinend nicht bewohnt, denn der einzige Kleiderschrank stand weit offen und enthielt keinerlei Kleidungsstücke. Das Bett war durcheinander und ohne Bezug.
Zwei weitere Couchen standen auf der gegenüberliegenden Seite. Es sah so aus, als hätte man sie erst später in das Zimmer gestellt. Irgend etwas roch bekannt.
Gucky sah sich kurz um und wollte wieder verschwinden, als er plötzlich stutzte.
Der primitive Toilettentisch war bis auf ein zerbrochenes Glas leer. Aber doch nicht vollständig leer.
Ein winziges Fläschchen stand neben dem Glas.
Gucky bekam ganz enge Augen, als er auf den Tisch zuwatschelte, die Flasche in die Pfoten nahm und daran roch. Der Verschluß fehlte, aber es war noch ein Rest der gelblichen Flüssigkeit auf dem nach oben gewölbten Boden sichtbar.
Gucky schnupperte, stieß ein zufriedenes Grunzen aus, zögerte eine Sekunde und schüttelte sich dann die wenigen verbliebenen Tropfen der gelblichen Flüssigkeit auf die pelzige Brust. Er stellte die Flasche zurück, überlegte einen Augenblick, nahm sie wieder und trat damit zum Fenster. Mit einem vergnügten Grinsen warf er sie dann hinaus.
Aber die, Flasche fiel nicht etwa senkrecht zur Straße hinab. Sie wurde von den telekinetischen Kraftströmen erfaßt und hoch hinauf in den blauen Himmel getragen, so hoch, daß Gucky sie nicht mehr sehen konnte. Dann erst nickte er und
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