0052 - Der falsche Inspekteur
war ein Mann schneller Entschlüsse, aber er war klug genug, sich besseren Argumenten hin und wieder zu beugen. Warum sollte er Gucky noch mehr verärgern? Außerdem hatte der Mausbiber wahrscheinlich recht: Niemand würde sich an sein Aussehen erinnern können. Das war schon zu lange her. Er nickte.
„Also gut, Gucky. Du hast gewonnen. Handeln wir gemeinsam."
Der Mausbiber zeigte seine Genugtuung nicht, dazu war er zu klug. Er grinste lediglich erfreut, half seinem Herrn beim Zusammenpacken und nahm dann wieder die übliche Miene des treuen Dieners an.
„Oh, Herr und Gebieter", säuselte er theatralisch und verneigte sich fast bis zum Boden des Hotelzimmers. „Soll ich die Koffer hinaustragen, oder teleportiere ich sie besser in unsere gute KOOS-NOR?"
„Teleportiere, elender Wurm!" gab Rhodan ebenso theatralisch zurück und wartete, bis Gucky samt Koffer verschwunden war. Dann nutzte er die Zwischenzeit, um die Fernkontrollgeräte zu überprüfen, die er in der Tasche bei sich trug. Er ahnte noch nicht, wie wichtig ihre Funktion sein würde, noch ehe die Sonne unterging.
Gucky kehrte zurück und berichtete: „Auf dem Boot ist alles in bester Ordnung. Es steht unberührt und unbelästigt auf dem Raumhafen, allerdings sind mir einige kleinere Kreuzer aufgefallen, die sich unauffällig in der Nähe postiert haben."
„Seltsam", murmelte Rhodan.
„Wirklich seltsam. Sie können doch noch keine Nachricht von Arkon erhalten haben? Und wenn, dann müssen sie immer noch annehmen, daß es doch einen Inspekteur namens Tristol gibt. Sie werden sich hüten, mir offen ihr Mißtrauen zu zeigen."
„Na, wenn schon", knurrte Gucky ungeduldig. „Worauf warten wir noch? Ich möchte diesen Grafen Rodi...ri...rigo kennenlernen."
„Rodrigo", belehrte ihn Rhodan. „Alter spanischer Adel aus dem siebzehnten Jahrhundert. Ziemlich bekannt damals. Aber ich warne dich! Er hat heißes Blut und ist vielleicht sogar ein wenig abergläubisch.
Nimm ihn nicht zu leicht. Damals ahndeten die Edelleute jede Beleidigung mit einem tödlichen Duell. Und ich weiß nicht, wie gut du mit dem Degen bist."
„Was heißt Beleidigung", tat Gucky erstaunt. „Ich will ihn doch nicht beleidigen, höchstens ein bißchen aufziehen..."
„Du wirst dich wundern", prophezeite Rhodan und schritt zur Tür. „Und nun los, wir haben keine Zeit zu verlieren. In drei oder vier Stunden wird es dunkel. Bis dahin müssen wir sie gefunden haben."
„Haben wir!" grinste Gucky und watschelte hinter seinem Herrn her. Draußen auf dem Flur verwandelte er sich wieder in den ergebenen Diener seines Meisters. Mit unschuldiger und höchst dümmlicher Miene versuchte er, mit Rhodan Schritt zu halten, was ihm jedoch nur teilweise gelang. Lediglich der Umstand, daß Rhodan ein Flugtaxi bestellte und auf der Straße wartete, ließ Gucky den Vorsprung wieder einholen.
„Du könntest auch etwas langsamer gehen", beschwerte sich der Mausbiber keuchend, als er neben Rhodan vor dem Hotel stand. Von oben senkte sich lautlos ein tropfenförmiges Kabinenauto herab und landete auf dem gepflegten Rasen.
„Das nächste Mal teleportiere ich und lasse dich hinterherlaufen!"
„Unterstehe dich!" warnte Rhodan und kletterte in die Kabine. Gucky folgte ihm. Der Pilot erschrak, als er die Uniform des allmächtigen Inspekteurs erkannte und wäre fast unter die Kontrollen seines Flugbootes gesunken. Und nun halte den Mund und benimm dich gefälligst wie ein furchtsamer Diener, sonst bist du zum letztenmal mit mir zusammen im Einsatz!
Diese Drohung erschreckte Gucky derart, daß er sich schweigsam auf den Hintersitz verkroch und seine Gedanken abschirmte. Rhodan ahnte, daß sie nicht sehr schmeichelhaft für ihn waren, aber im Augenblick spielte das keine Rolle für ihn. Guckys Übermut mußte ein wenig gedämpft werden.
„Fliegen Sie langsam in genau nördlicher Richtung!" befahl er dem Piloten, neben den er sich gesetzt hatte. „Ändern Sie die Richtung nur dann, wenn ich es Ihnen sage. Nicht zu hoch, wenn ich bitten darf. Ich möchte mir in aller Ruhe die Stadt ansehen."
„Wie Ihr befehlt, hoher Herr Inspekteur!"
Rhodan gab keine Antwort. Er sah nach vorn, während das Boot sich erhob und bis in fünfzig Meter Höhe stieg. In dieser Gegend gab es keine Wolkenkratzer und Türme, so, daß er keine Kollision mit Bauwerken zu befürchten hatte.
Laurys Gedankenimpulse waren inzwischen verstummt. Nur Marshall sendete noch. Er dachte an alles mögliche, um sich wachzuhalten,
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