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0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

Titel: 0053 - Der Hexer aus der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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Du darfst dich jetzt nicht verzetteln. Wenn dir das Ruder auch vorübergehend entgleiten sollte, du darfst dich nicht darum scheren. Erst muss die Sache mit Lyman bereinigt werden. Wenn du den geschafft hast, kannst du dich wieder in deinen Sattel schwingen und alle jene bestrafen, die jetzt die große Lippe riskieren. Er merkte sich Bumper als ersten für diesen Tag vor. Dann machte er auf den Hacken kehrt und marschierte in die Wäscherei zurück, um die Gummihandschuhe an ihren Platz zu bringen. Er ging mit schnellen Schritten an den hohen Kesseln vorbei, die so groß waren, dass ein Mann darin bequem Platz hatte. In einigen von ihnen kochte das Wasser.
    Santana riss die Gummihandschuhe von den Fingern und legte sie auf einen grauen Steinsockel.
    Plötzlich ein Knall. So laut wie ein Kanonenschuss. Entsetzt kreiselte Santana herum. Er hatte die Tür offengelassen. Sie war zugefallen. Oder nein. Nicht zugefallen war sie. Zugeschmettert war sie worden. Mit großer Kraft. Santana wusste, von wem, ehe er ihn erblickte.
    Carl Lyman löste sich aus dem ungewissen Licht. Die Konturen seiner roten Kutte verschwammen mit dem Halbdunkel, das die Ecke beherrschte, aus der Lyman nun mit einem schnellen Schritt trat. Erschreckend glühten die Augen im Schatten der großen Kapuze. Santana schaute sich suchend um. Sein verstörter Blick irrlichterte durch den dunklen Raum.
    Mit schallender, markerschütternder Stimme rief der Hexer: »Hier habt ihr mich umgebracht, Pedro Santana! Hier sollst nun du sterben!«
    Santana verlor die Beherrschung. Er rannte keuchend durch den Raum. Es gab eine zweite Tür. Atemlos erreichte er sie. Seine Hand flog auf die Klinke. Abgeschlossen. Verzweifelt rüttelte er daran. Lyman kam langsam nach. Er hatte es nicht eilig. Er wusste, dass Santana verloren war.
    Ein böses, gehässiges Lachen schallte durch die Gefängniswäscherei.
    »Hier kommst du nicht mehr lebend raus, Santana!«
    »Das wollen wir doch erst mal sehen!«, brüllte der Mexikaner verstört. Er riss einen Wäschekorb hoch und schleuderte ihn dem Spuk entgegen. Der Korb sauste in den Hexer hinein und durch ihn hindurch. Lyman kam näher. Die glühende Mordlust in seinen Augen machte Santana halb wahnsinnig.
    Er steppte zur Seite, als Lyman ihn packen wollte. Dann rannte er zur anderen Tür. Sie war vorhin offen gewesen. Doch nun war sie abgesperrt. Aber nicht nur das. Lyman hatte sie mit einem unüberwindbaren Bann belegt. Kein Schlüssel vermochte sie in diesem Augenblick zu öffnen.
    Santana begann verzweifelt um Hilfe zu brüllen. Er trommelte mit seinen Fäusten so wild an die Tür, dass seine Knöchel davon blutig wurden. Draußen kamen Aufseher und Häftlinge gerannt. Santana hörte sie aufgeregt rufen.
    »Wer ist da drin? Wer hat hier abgeschlossen? Wo ist der Schlüssel?«
    »Helft mir!«, schrie Santana in größter Todesangst. »Hilfe! So helft mir doch!«
    »Wer ist da drin?«
    »Ich bin es! Ich! Santana!«
    »Was ist los, Santana? Wieso schreien Sie so?«
    »Er will mich umbringen!«
    »Wer?«
    »Lyman!«
    »Ist er auch in der Wäscherei?«
    »Ja. O Gott, helft mir. Macht schnell. Er kommt auf mich zu!«
    »Ich habe schon jemand um den Schlüssel geschickt!«
    »Er kommt zu spät. Wartet nicht auf den Schlüssel. Brecht die Tür auf!«
    »Das dürfen wir nicht.«
    »Verdammt noch mal, ich befehle euch, die Tür aufzubrechen!«, brüllte Santana leichenblass.
    »Nun wollen wir doch eines mal klarstellen, Santana: Sie haben hier überhaupt nichts zu befehlen!«
    »Ich flehe euch an! Helft mir! Er bringt mich um. Brecht die Tür auf. Ich brauche eure Hilfe. Ich brauche sie schnell!«
    Ein abgrundtief höhnisches Lachen drehte Santana herum. Lyman stand zwei Meter vor ihm.
    »Dir kann jetzt keiner mehr helfen, Pedro Santana!«
    Der Mexikaner entdeckte einen Holzknüppel. Damit wurde in den Kesseln umgerührt. Der Knüppel war armdick, etwas mehr als einen Meter lang und lag gut in der Hand. Santana schnappte sich das Holz. Als Lyman sich ihm näherte, versuchte er dem Hexer die glühenden Augen auszustechen. Aber auch damit hatte er keinen Erfolg. Lyman war Luft. Eine Fata Morgana. Ein Trugbild. Etwas, das es nicht gab. Und doch war es vorhanden. Mit grellen Wahnsinnsschreien stürzte sich Santana auf den dämonischen Hexer. Er hieb so lange durch die unheimliche Schauergestalt hindurch, bis ihn seine Kräfte verließen. Schweißüberströmt ließ er den Knüppel sinken. Sein Herz hämmerte wie verrückt in seiner Brust.

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