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0053 - Die Geisterhand

0053 - Die Geisterhand

Titel: 0053 - Die Geisterhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihn auf den Gehsteig, wobei die Hacken schwarze Streifen auf der Straße hinterließen, und setzte den Mann dann so hin, daß er mit dem Rücken an der Mauer lehnte.
    Jane Collins bückte sich. Sie wischte eine Haarsträhne aus der Stirn und fragte: »Geht es Ihnen gut?«
    Der Mann schaute sie an, sah sie aber nicht. Sein Blick war umflort. Wahrscheinlich hatte er eine Gehirnerschütterung davongetragen. Jane lächelte und erhob sich.
    Auf einmal waren auch Menschen da. Der Knall der zusammenprallenden Wagen war wahrscheinlich meilenweit zu hören gewesen. Doch die Typen, die die Unfallstelle in respektvoller Entfernung umstanden, sahen alles andere als vertrauenserweckend aus.
    »Hat jemand die Polizei informiert?« rief Jane.
    Sie bekam keine Antwort, sondern bemerkte nur die Blicke der Männer, die gierig ihren Körper abtasteten.
    »Pack«, murmelte Jane. »Bei denen kann ein Mensch sterben, und die greifen nicht ein.«
    Zum Glück ertönte in der Nähe die Trillerpfeife eines Bobbys. Und dieses Geräusch hatte auch eine nicht unbeträchtliche Nebenwirkung. Plötzlich waren die Gaffer weg. Sie verschwanden wie Ratten in ihren Löchern, und Jane Collins stand allein auf weiter Flur.
    »Typisch«, kommentierte sie.
    Dann aber fiel ihr ein, daß da noch der Lieferwagen stand. Vielleicht befand sich ein weiterer Mensch in Lebensgefahr, wenn der Fahrer auch geflohen war.
    Aber ein Werwolf? Sollte er ein Werwolf sein? Jane hob die Schultern. Sie näherte sich dem Wagen von der Rückseite und sah sofort, daß die Tür aufgesprungen war.
    Neugierig geworden warf die blondhaarige Detektivin einen Blick auf die Ladefläche – und zuckte zurück.
    Vor ihren Augen lag ein Jutesack, und was sich darin abzeichnete, war unschwer zu erkennen.
    Es waren die Formen eines Menschen!
    ***
    Ich spurtete quer über die Straße. Dabei rasten meine Gedanken wie auf einer Achterbahn.
    Ein Werwolf! Ich hatte tatsächlich einen Werwolf gesehen. Und mich nicht getäuscht, denn mit diesen Biestern kannte ich mich verdammt gut aus. Erst kürzlich hatte ich die Werwölfe von Wien gejagt. Das waren auch heiße Stunden gewesen.
    Nun aber tauchte einer in London auf. Als Lieferwagen-Fahrer. Warum? Was hatte er vor?
    Es war typisch, daß ich so reagierte. Als Polizist fragt man sofort nach den Gründen, aber erst mußte ich die Bestie mal haben. Und das war schwierig, denn ich besaß keine Waffe. Meine mit Silberkugeln geladene Beretta lag wohl verstaut zu Hause und die Reservewaffe im Koffer. Ich beschloß aber, mir wieder ein Schießeisen ins Handschuhfach zu legen.
    Ich blieb stehen. Mit einem letzten, gewaltigen Satz war ich auf den Gehsteig gesprungen, schaute mich um, doch von der Bestie war nichts zu sehen.
    Dafür jedoch zu hören.
    Das Klatschen der nackten Füße auf dem Straßenbelag drang deutlich an meine Ohren.
    Eigentlich war es Wahnsinn, einem Werwolf waffenlos gegenüberzutreten, aber laufenlassen konnte ich ihn auch nicht. Wer wußte, was die Bestie noch alles anstellte.
    Die Unfallstelle hatte ich bereits ein Stück hinter mir gelassen. Irgendwo ertönte die Trillerpfeife eines Bobbys. Sie wirkte auf den Werwolf wie ein Signal.
    Plötzlich hörte ich wieder seine Schritte.
    Schnell, hastig…
    Hinterher.
    Die Straße machte einen Bogen und wurde auf einmal enger. Der Straßenbelag verschwand. Aus der Fahrbahn wurde ein mit Schotter und Steinen bedeckter Weg, der mitten in ein Fabrikgelände führte. Ein Bahngleis kreuzte die Schotterstraße. Die Schienen glänzten im Mondlicht.
    Der Werwolf hatte Spuren hinterlassen. Ich entdeckte sie, als ich den Kopf senkte und zu Boden schaute. Wo die Bestie hergelaufen war, zeichnete sich eine Schleifspur ab.
    Weiter geradeaus.
    Ich landete auf einem Fabrikhof und stellte fest, daß die Straße vor einer Brandmauer endete.
    Jetzt war guter Rat teuer.
    Von dem Werwolf entdeckte ich nichts.
    Es gab mehrere Möglichkeiten, wohin er sich verkrochen haben konnte. Links von mir lag ein flaches barackenähnliches Gebäude. Die leeren Fensterhöhlen wirkten im herabfallenden Mondlicht wie schaurige Totenaugen. Rechts stand eine Ruine. Fragmente einer Frabrik. Überbleibsel einer Pleite gegangenen Firma. Geschwärzte Mauern, Löcher in den Wänden, durch die der Wind pfiff.
    Wo lauerte die Bestie?
    Auf dem Hof kam ich mir vor wie auf einem Präsentierteller. Ich hatte zwar keine direkte Angst, aber ein dummes Gefühl blieb trotzdem zurück.
    Da hörte ich den Schrei.
    Voller Angst und Entsetzen war

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