0053 - Die Verdammten von Isan
für Ernährung und Bekleidung wußte nichts davon", erwiderte sie. Killarog prustete laut. „Havan? Natürlich weiß er es. Wir haben vor ein paar Stunden noch darüber gesprochen." Ivsera erzählte ihm, was geschehen war. Killarog öffnete die Tür seines Zimmers und ließ sie vor sich eintreten. Er bot ihr einen Platz an, und während er um seinen Steinplastiktisch herumging, um sich in seinem Sessel niederzulassen, winkte er geringschätzig ab.
„Glauben Sie kein Wort von dem, was Havan sagt!" riet er Ivsera. „Besonders dann nicht, wenn er es Ihnen sagt. Im übrigen würde sich Havan im Rat lächerlich machen, wenn er Ihre Abberufung beantragte."
Er sah Ivsera über den breiten Tisch hinweg an, und unter seinem beruhigenden Blick verlor die junge Frau einen Teil des Grolls, den sie seit dem Besuch bei Havan mit sich herumtrug.
„Aber einmal etwas ganz anderes", fing Killarog plötzlich von vorn an: „Was tun wir, wenn wir nichts mehr zu essen haben?" Ivsera machte eine hilflose Geste mit ihren Händen.
„Wenn ich es wüßte, würde ich es Ihnen sagen", antwortete sie. „Vielleicht könnten wir den Bunker verlassen und oben nachsehen, ob es dort noch etwas gibt?"
Das war leichthin gesagt, Ivsera erschrak, als Killarog sich mit einem Ruck halb hinter seinem Tisch erhob, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkniff und zischend fragte: „Wer hat Sie auf diese Idee gebracht? Sie wissen, daß es unmöglich ist, den Bunker zu verlassen!"
Ivsera war verwirrt. „Entschuldigen Sie, ich ... ich hatte keine Ahnung, daß es Sie erschrecken würde.
Niemand hat mich auf die Idee gebracht, es war meine eigene. Es ist doch leicht, darauf zu kommen, nicht wahr?"
Killarog setzte sich wieder und seufzte.
„Vergessen Sie es wieder", murmelte er, plötzlich müde und niedergeschlagen. „Ich bin es, der um Verzeihung bitten muß."
Er legte das Gesicht in die Hände, rieb sich die Augen und sah Ivsera schließlich zwischen den gespreizten Fingern hindurch an.
„Tatsache ist", sagte er langsam und mit Betonung, „daß wir oben waren!" Ivsera sprang auf. „Sie waren ...?" Killarog winkte ab. „Nicht so laut. Niemand darf es wissen, sonst würden sie alle hinauf wollen.
Deswegen habe ich vorhin gefragt. - Übrigens: Ihre Hoffnungen sind vergebens." Ivsera stockte der Atem. „Inwiefern?"
„Es gibt auch oben nichts zu essen! Im Stadtgebiet von Penomat ist in den letzten acht Jahren nie auch nur eine einzige Rübe gewachsen, und außerhalb der Stadt ist bis zu einem Umkreis von dreihundert Meilen alles verseucht. Weiter sind wir nicht gekommen."
„Ja, aber..."
„Nichts aber!" Killarog stand auf. Sein Gesicht war plötzlich todernst. „Wollen Sie etwas sehen, Mädchen? Etwas Aufregendes, Spannendes und ... Enttäuschendes?" Ivsera nickte wortlos. „Dann kommen Sie mit!" Sie verließen das Zimmer. Killarog wandte sich nach links. Sie kamen an Havans Tür vorbei. Vor der letzten Tür im Gang, dicht an der hellgrauen Stirnwand, blieb Killarog stehen. Er zog einen Schlüssel hervor, ließ das Schloß aufschnappen und öffnete. Ivsera sah einen kahlen Raum, dessen Beleuchtung die gleiche kalte Farbe hatte wie die aller anderen Räume, und eine Tür an der gegenüberliegenden Wand.
„Hier wohnt niemand", erklärte Killarog leise, als Ivsera ihn ansah und zögerte. „Sie können ruhig eintreten."
Sie ging hinein. Killarog kam nach und schloß die Tür hinter sich sorgfältig ab. Dann durchquerte er den Raum und öffnete die Tür auf der gegenüberliegenden Seite.
Mit großen, ängstlichen Augen starrte Ivsera in einen schmalen, niedrigen Gang hinein, der ohne Zweifel nicht zur eigentlichen Anlage des Bunkers gehörte. Die Wände bestanden aus nacktem Fels, der weiter hinten vor Feuchtigkeit glänzte, und die Decke war alle paar Schritte durch eine Metallstrebe gestützt.
Kühle Luft drang aus dem Gang eine Wohltat nach der überhitzten, übelriechenden Atmosphäre des Bunkers.
Killarogs Stimme klang eindringlich, als er sagte: „Alles, was Sie jetzt zu sehen bekommen, müssen Sie für sich behalten. Wagen Sie nicht, mit jemand darüber zu sprechen ..., es würde Ihnen schlecht bekommen!" Ivsera nickte, ohne den Blick von dem geheimnisvollen Gang zu wenden.
„Ich gehe voraus", bot Killarog an. Ivsera ließ ihn an sich vorüber. Sie folgte ihm auf den Fersen und schloß die Tür hinter sich. Sie sah jetzt, daß der Gang sein Licht nicht nur durch die Tür bezog, sondern, daß es weiter hinten eine Reihe
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