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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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sagte sie, nachdem ich bei ihr eingetreten war.
    »Stimmt«, nickte ich. »Sarah, um Himmels willen, nimm jetzt einmal deinen ganzen Verstand zusammen und beantworte mir ein paar Fragen ehrlich und fachmännisch hundertprozentig zutreffend.«
    Sie sah mich befremdet an.
    »Aber ja, gern. Nur — kann das nicht alles in einem anderen Ton gesagt werden«
    »Entschuldige«, brummte ich, während ich in ihrem Wohnzimmer auf und ab ging. »Also fangen wir an. Ich konstruiere folgenden Fall: Da ist eine Frau, die bei einem Arzt eine Morphiumspritze bekommen hat. Gegen Schmerzen oder gegen vorgetäuschte Schmerzen, das wissen wir noch nicht. Nehmen wir jetzt an, diese Frau käme sofort danach zu dir und spielte dir das gleiche Theater vor. Würdest du merken, daß sie schon eine Morphiumspritze bekommen hat?«
    »In neunzig von hundert Fällen würde ich es merken.«
    »Und warum nicht in den zehn Ausnahmefällen?«
    »Sie könnte bereits an Morphium gewöhnt sein, so daß man ihr eine Spritze gar nicht anmerken kann. Oder die Spritze könnte noch nicht wirken, wenn sie bei mir erscheint.«
    »Zweite Frage: Wenn du nun also aus diesen beiden Möglichkeiten heraus eine zweite Morphiumspritze geben würdest — könnte die Summe dieser beiden Spritzen ausreichen, um den Tod der Frau herbeizuführen?«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Kein. Niemals. Zwei gewöhnliche Morphiumspritzen können allerhöchstens einen ausgiebigen Schlaf herbeiführen. Aber nicht den Tod. Das könnte vielleicht bei einem Menschen mit einem sehr, sehr schwachen Herzen passieren. Und denen gibt man überhaupt kein Morphium.«
    »Hatte Mrs. Prieve ein schwaches Herz?«
    »Nein. Ihr Herz war gesund und völlig funktionstüchtig.«
    Ich schleuderte wütend meine Zigarette in den Aschenbecher. Wieder war es Essig mit meiner Kombination.
    Sarah kam zu mir. Sie legte mir die Hand auf den Arm und sah mir ins Gesicht.
    »Jerry«, bat sie, »was ist geschehen? Du fragst doch nicht grundlos nach solch seltsamen Dingen…«
    Ich sah ihr in die Augen. Ich konnte nicht die Spur von Theater darin entdecken. Wenn diese Frau mich belog, gab es überhaupt keine Wahrheit mehr auf der Erde.
    »Wir haben Mrs. Prieve in einer Toreinfahrt der 74. Straße gefunden. Sie war tot. Gestorben an einer überdimensionalen Dosis von Morphium.« Sarahs Augen weiteten sich. Ihre Hände flatterten. Sie preßte die Faust auf den Mund. Ächzend kam es über ihre Lippen: »Jerry, das — das ist doch ein Scherz!«
    »Verdammt, nein!« rief ich. »Es ist alles andere als ein Scherz! Die Frau starb ungefähr eine Dreiviertelstunde nach deiner Injektion an einer Überdosis von Morphium. Sarah, ich bitte dich, denk nach! Welche Möglichkeiten gibt es? Alles spricht im Augenblick gegen dich. Aber wenn du es nicht warst, muß es doch sonst irgend jemand gewesen sein! Wer, wie, wann und wo?«
    Sarah warf sich in meine Arme. Sie bebte am ganzen Körper.
    »Es ist entsetzlich!« schluchzte sie.
    Wir beratschlagten gemeinsam, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte. Wir kamen zu keinem Ergebnis. Sarah war zu jedem Schwur bereit, sobald es um die Menge des von ihr gespritzten Morphiums ging. Auch einen Fehlgriff in der Dosierung aus Versehen bestritt sie energisch.
    Aber eine andere Möglichkeit wußte sie nach Lage der Dinge auch nicht.
    »Kann es sein, daß Mrs. Prieve schon Morphium im Körper hatte, als du ihr deine Spritze gabst?« fragte ich zum unzähligstenmal.
    Sarah schüttelte den Kopf.
    »Kaum. Und wenn, dann müßte es eine so kleine Dosis gewesen sein, daß man sie als Arzt nur nach einer gründlichen Untersuchung feststellen könnte. Eine so kleine Dosis könnte aber nach der Verstärkung durch meine Injektion nicht tödlich wirken.«
    Wir redeten alles ein paarmal durch. Wir zogen die unsinnigsten Vermutungen in Erwägung. Es war aussichtslos.
    Kurz nach sechs verabschiedete ich mich von Sarah. An der Tür küßte sie mich.
    »Hilf mir«, hauchte sie.
    Ich drückte sie an mich.
    Danach fuhr ich ins Stadthaus und suchte Captain Hywood auf. Er saß in seinem Dienstzimmer.
    »Hallo, Cotton!« brüllte er bei meinem Eintritt mit seiner Donnerstimme.
    »Hallo, Hywood!« sagte ich schwach.
    Er sah mich einen Augenblick lang prüfend an, dann öffnete er das linke Schreibtischfach und zog eine Whiskyflasche ans Tageslicht. Er baute zwei Gläser vor uns auf, schenkte ein und sagte: »Prost! Ich habe das Gefühl, daß Sie einen Whisky nötig haben.«
    »Stimmt.«
    Wir tranken das scharfe

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