0054 - Der Zweikampf
„Gefängnisses" zu überwinden.
Der strahlende Zaun war fünf Meter hoch. Ich konnte ihn weder überspringen noch anderweitig beseitigen. Die Energie- und Schaltstation lag außerhalb des ringförmigen Kraftfeldes. Ich konnte das kleine Umformerhäuschen mit dem Rundfeld-Projektor gut sehen, und doch war es für mich unerreichbar.
Wenn man mich durch eine schaltungstechnisch hergestellte Strukturlücke nach draußen führte, waren wenigstens drei Männer der Abwehr dabei. Sie trugen Nervenwaffen von relativ harmloser, aber ungeheuer schmerzhafter Wirkung. Ich hatte es während meiner Gefangenschaft noch nicht darauf ankommen lassen, mit dem zuckenden Energieblitz eines Schockers in näheren Kontakt zu kommen.
Diesmal hatte Leutnant Gmuna eine scharfe Dienstpistole am Gürtel der Uniformkombi hängen. Ich erkannte einen Thermo-Impulsstrahler von fraglos tödlicher Wirkung.
Sein offenes Gesicht war etwas verkniffen. Unmut glomm in den dunklen Augen. Als er meinen vorwurfsvollen Blick gewahrte, sagte er abweisend: „Das ist ein Befehl, Admiral!" Seitdem man wußte, daß ich ehemals als Chef einer arkonidischen Flotte fungiert hatte, nannte man mich entweder „Sir" oder „Admiral". Ich überlegte bereits seit einigen Tagen, worin dabei der psychologische Trick lag. Ob sie wirklich glaubten, sie könnten mich damit auf ihre Seite ziehen?
Auf den Titel legte ich keinen sonderlichen Wert. Es war lange her, seitdem ich einen schlagkräftigen Verband des arkonidischen Kolonisations-Kommandos geführt hatte. Ich durfte nicht daran zurückdenken, ohne innerlich zu verzagen. Die Wehmut blieb ohnehin.
„Welcher Befehl, Gmuna?" erkundigte ich mich.
„Das mit der Impulswaffe", sagte er mit einer ärgerlichen Handbewegung. „Es ist ein neuer Mann angekommen. Ihr Begleitoffizier hat von nun an einen Strahler zu führen."
Er musterte mich von oben bis unten. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Miene lockerte.
„Na ja, nichts zu machen. Kommen Sie jetzt nur nicht auf die dumme Idee, davonrennen zu wollen. Das ist Ihnen einmal gelungen."
„Da war ich unsichtbar", betonte ich.
„Sie sind für eine korrekte Klarstellung, wie?" Ich nickte einfach und bemühte mich, die in mir bohrende Unruhe nicht zu zeigen.
Der Leutnant riß die Tür des schmucklosen Dienstwagens auf. Ich setzte mich auf die reichlich harte Mittelbank. Gmuna nahm neben dem Fahrer Platz. Hinter mir drohten die schweren Schockstrahler der beiden Begleitsoldaten. Es war wahrlich eine würdige Eskorte für einen ehemaligen Admiral, der es längst aufgegeben hatte, an die große Vergangenheit zu denken.
Während der vergangenen 21 Verhöre hatte man mir unwiderlegbar bewiesen, daß die in der Enzyklopaedia Terrania enthaltenen Angaben über die Arkoniden der Wahrheit entsprachen. Demnach war mein ehrwürdiges Volk geistig und körperlich degeneriert und lebensuntüchtig geworden. Wieso das in so relativ kurzer Zeit geschehen konnte, war mir etwas rätselhaft.
Die Männer der Solaren Abwehr hatten es jedenfalls verstanden, meinen aus der Überlegenheit entspringenden Hochmut zu brechen. Meinen Stolz hatten sie mir aber nicht nehmen können. Schließlich hatte auch ein Perry Rhodan von Wissenschaftlern meines Volkes nur gelernt. Wäre unser Forschungskreuzer im Jahre 1971 nicht auf dem irdischen Mond notgelandet, hätte es bis heute noch keine interstellare Raumfahrt auf Terra gegeben.
Dieses Wissen konnten sie mir nicht rauben. Sie wollten auch gar nicht bestreiten, daß wir ihre Lehrmeister gewesen waren.
Allerdings schienen sie hier und da über die Arkoniden hinausgewachsen zu sein. Man hatte mir einige auf der Erde erbaute und ausgerüstete Raumschiffe gezeigt, deren konstruktive Details mir den Atem verschlagen hatten.
Das waren die Mittel, mit denen sie mich quälten. Sie waren längst nicht mehr primitiv genug, um mir etwa glühende Eisen an die Fußsohlen zu halten.
Der junge Tombe Gmuna war ein treffendes Beispiel für die neue und reife Art des Menschen. Tolerant, innerlich sauber, immer bereit, die Qualitäten eines anderen Lebewesens zu respektieren, hatte er mir gegenüber eine so klare Haltung an den Tag gelegt, daß ich nicht umhin konnte, ihn mit dem neuen Menschengeschlecht zu identifizieren.
Das waren die kühnen Eroberertypen, die mein Volk während seiner Blütezeit ebenfalls besessen hatte.
Dies schien nun vorbei zu sein, was mich in ein seelisches Chaos stürzte. Ich war bereits zu lange von zu Hause weg, um noch aus
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