0054 - Der Zweikampf
seiner ersten bemannten Mondlandung den beschädigten Forschungskreuzer der Arkoniden entdeckte, hatte ich in einer Kurzschlußhandlung die größte Chance meines Daseins verpaßt.
Während ich im Bio-Tiefschlaf lag, hatte der ehemalige Major der Space Force das arkonische Wissen erworben und damit aufgebaut.
Unter solchen Voraussetzungen den Weg eines Mannes zu kreuzen, der seit Jahrzehnten alle möglichen Schwierigkeiten und Gefahren als Lebensinhalt ansieht, ist fast immer mit einer kleinen Katastrophe verbunden.
Ich war geflohen! Ich hatte ein Raumschiff bestiegen, das von Rhodan persönlich gesteuert wurde. Auf Hellgate war es dann zum Duell in der Wüste gekommen, und ich hatte verloren!
Er hatte mich verhaften und in Handfesseln abführen lassen. Während des Kampfes hatte ich einmal Gelegenheit gehabt, ihn zu töten. Weshalb ich es nicht getan, sondern vorbeigeschossen hatte, war im Augenblick ein wesentlicher Bestandteil meiner selbstkritischen Überlegungen.
Warum hatte ich ihn nicht erschossen? Etwa nur deshalb, weil er mir vorher geholfen hatte, aus dem brennenden Raumboot zu entkommen?
Nein, das war kein logisch fundierter Grund. Wenn ein Mann seinen erbitterten Gegner schont, kann er nicht damit rechnen, daß der gleiche Gegner in gleicher Situation ebenso tolerant ist.
Trotzdem war ich ihm dankbar gewesen. Ich hatte ihn wenig später absichtlich geschont und ihm über Funk zugerufen, nun seien wir quitt. Schon wenige Stunden danach hatte ich es bereut.
Als er mich nach der im letzten Augenblick erfolgten Rettung in die Mündung seiner Waffe blicken ließ, hatte ich gewußt, daß zwischen uns eine eigentümliche Haßfreundschaft entstanden war.
Ich bewunderte ihn gegen meinen Willen. Er, der sich der „Unsterbliche" nannte und der trotzdem so leicht getötet werden konnte, schien mich als hochinteressantes Studienobjekt anzusehen.
Rhodan war zu intelligent und zu lebenserfahren, um nicht zu ahnen, daß ich kein normaler Arkonide sein konnte. Nur deshalb hatte er mich mit einem Leichten Kreuzer zur Erde bringen lassen, wo ich nun seit dem 10. Mai 2040 als Häftling der Solaren Abwehr galt.
Mein Verhältnis zu diesen Leuten war eine Tragikomödie ersten Ranges. Natürlich wußten sie genau, daß ich das Leben ihres Idols in den Händen gehalten hatte. Sie waren auch darüber informiert, daß ich kein wirklicher Feind der Menschheit war.
Da die Männer der Abwehr nun einmal Psychologen waren, stellte ich sie mit meinem Verhalten vor eine hohe Wand aus Rätseln, die zu lösen ohne den passenden Schlüssel kaum möglich war.
Den Schlüssel hatte ich; auch das wußten sie. Was lag näher, als zu versuchen, mir mein Wissen zu entreißen.
Als sie mich zum ersten Verhör geholt hatten, war mir etwas bange geworden. Wie leicht konnten sie in ihre alten Unarten zurückfallen.
Ich hatte mit einer groben Behandlung gerechnet. Dicht vor der Tür des Verhörzimmers hatte mir mein sehr lebhaftes Vorstellungsvermögen Dinge vorgegaukelt, die während vergangener Zeiten von einer noch nicht human gewordenen Menschheit begangen worden waren.
Es war mir nichts geschehen! Die Wissenschaftler in Uniform hatten nur mit ihren grimmigen Gesichtern drohen können, was mich nach Überwindung des ersten Schocks kaum noch beeindruckt hatte.
Seit einigen Tagen spielten wir miteinander. Sie boten alles auf, was sie an rein psychologischen Tricks kannten. Ich mußte gehörig aufpassen, aber schließlich war ich der bessere Seelenforscher.
Sie hatten weder meine Erfahrungen, noch waren sie über jene Dinge informiert, die ich im Laufe der Zeit persönlich erlebt hatte.
Es war ein Paradoxon, daß ich, der Arkonide, die Menschen besser kannte als sie sich selbst. Für mich bedeutete es eine Quelle der Erheiterung, wenn sie mir wieder und wieder Gelegenheit boten, sie mit Hilfe meiner Erfahrungen zu verblüffen.
Das war die Situation, als man mich am 16. Juni 2040, 8 Uhr früh, zum zweiundzwanzigsten Psychoverhör abholte.
2.
Leutnant Tombe Gmuna fungierte als Begleitoffizier. Ich mochte den so herzerfrischend offenen, immer lachenden Afrikaner gut leiden.
Man hatte mir nahe des Verwaltungszentrums von Terrania ein kleines Haus zur Verfügung gestellt. Es gab weder vergitterte Fenster noch sonstige konventionelle Einrichtungen zur Verhinderung einer Flucht.
Ich besaß sogar drei einwandfrei funktionierende Bedienungsroboter, die mir aber auch nicht behilflich sein konnten, das Energiegatter meines
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