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0054 - Die grüne Hölle von Florida

0054 - Die grüne Hölle von Florida

Titel: 0054 - Die grüne Hölle von Florida Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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nichts«, sagte Ed Melville.
    Wooley steckte das Schießeisen wieder weg. Er trank seinen Flachmann leer und kehrte zu seinen Schützlingen zurück.
    Zwielicht senkte sich auf die Everglades herab. Grau in Grau war die Umgebung nun. Ed Melville fütterte den alten Dieselmotor mit mehr Treibstoff.
    Es drängte ihn, nach Fort Lauderdale zurückzukommen. Die ersten Nachtvögel meldeten sich mit ihrem Geschrei. Melville nagte an seiner Unterlippe. Spukhaft kam ihm die dämmerige Szene vor. Hunderte Schauergeschichten, die man sich über die nächtlichen Everglades erzählte, fielen ihm ein.
    Sie beunruhigten ihn.
    Er vernahm über sich ein schnelles Schwirren und Flappern. Erschrocken hob er den Kopf.
    In der nächsten Sekunde übersprang sein Herz einen Schlag. Eiskalt rieselte es ihm über den Rücken.
    »Die weiße Fledermaus!« stieß er gepreßt hervor. »Sie existiert also nicht nur in der Legende. Es gibt sie wirklich.«
    Der Bootsbesitzer bekreuzigte sich hastig.
    Butch Wooley hatte die weiße Fledermaus ebenfalls entdeckt. »He!« rief er seinen Schützlingen zu. »He, seht doch mal. Habt ihr in eurem Leben schon mal eine weiße Fledermaus gesehen?« Er streckte den Arm aus. »Dort fliegt sie. Jetzt kommt sie zurück. Sie begleitet uns. Ein prachtvolles Exemplar ist das. Aber nicht ungefährlich. Diese Fledermäuse sind Blutsauger. Ja. Tatsache. Das sind Vampire. Sie ernähren sich von Blut. Hoffentlich nicht von unserem, hahaha!«
    Die weiße Fledermaus schwirrte über die Köpfe der Passagiere hinweg. Die beiden Mädchen kreischten erschrocken auf.
    Das war für Butch Wooley Grund genug, augenblicklich seinen neu erstandenen Colt zu ziehen.
    »Keine Angst, Girls, euer Manager beschützt euch schon vor diesem Ungeheuer. Wenn das Biest wiederkommt, knall’ ich es ab!«
    Ed Melville schüttelte erschrocken den Kopf. »Nein, Mr. Wooley! Das dürfen Sie nicht! Niemand darf die weiße Fledermaus töten.«
    »Sie hat meine Mädchen erschreckt!« sagt Butch Wooley ärgerlich.
    »Butch, sie kommt zurück!« rief einer der Sänger.
    Wooley entsicherte die Waffe. Er kniff die glasigen Augen zusammen und preßte die Kiefer aufeinander.
    »Um alles in der Welt, tun Sie’s nicht!« schrie Ed Melville.
    »Sagen Sie mal, was haben Sie denn?« ärgerte sich der Manager. »Stehn die Biester etwa unter Naturschutz?«
    »Das nicht, aber…«
    »Na also. Dann brenn’ ich diesem fliegenden Teufel jetzt mal ein Loch in die Haut.«
    »Wenn Sie die weiße Fledermaus töten, bringt das Unglück!«
    »Ach was. Aberglaube. Altweibergewäsch. Das sollte einen Mann wie Sie nicht kümmern, Mr. Melville!« Butch Wooley zielte sorgfältig. Die weiße Fledermaus stand einen kurzen Moment still.
    Ed Melville ließ das Steuer los. Er hastete zu Wooley, wollte diesen daran hindern, die Fledermaus abzuschießen.
    Butch Wooley bekam von ihm einen Stoß, als er den Stecher durchzog. Brüllend entlud sich die Waffe. Die Kugel streifte die weiße Fledermaus nur. Das Tier wurde hochgewirbelt. Aufgeregt flatternd torkelte es durch die Luft. Höher, immer höher flog die angeschossene Fledermaus. Sie taumelte in das immer intensiver werdende Grau der Dämmerung hinein und schien sich Augenblicke später darin aufzulösen.
    Butch Wooley fuhr wütend herum. »Sie verdammter Narr. Was ist denn bloß in Sie gefahren? Ich hätte das Tier getroffen, wenn Sie mich nicht gestoßen hätten.«
    Ed Melville schluckte trocken. Er senkte den Blick.
    Heiser kam es aus seiner zugeschnürten Kehle. »Sie haben sie tödlich verletzt, Mr. Wooley. Die weiße Fledermaus wird sterben.«
    »Um so besser. Dann wird sie wenigstens keine jungen Mädchen mehr erschrecken!«
    Ed Melville schüttelte langsam den Kopf. »Sie wissen nicht, was Sie sagen, Mr. Wooley. Sie haben keine Ahnung, welches Unheil Sie mit diesem Schuß heraufbeschworen haben – Sie Unglücklicher…«
    ***
    Wir hatten in Miami Beach zu tun gehabt. Ein Dämon sollte dort zwei britische Staatsbürger grausam getötet haben. Superintendent Powell, mein unmittelbarer Vorgesetzter bei Scotland Yard, hatte mich sofort losgeschickt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Es stellte sich heraus, daß die beiden Engländer von einem Wahnsinnigen umgebracht worden waren. Also kein Fall für einen Geisterjäger.
    Da wir nun schon mal in Florida waren, suchte ich telegrafisch um ein paar Tage Urlaub an, die Powell mir – wenn auch schweren Herzens – bewilligte. Mit Ferien bin ich ohnedies seit Jahren im

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