0054 - Die grüne Hölle von Florida
geknickten Eindruck.
Er war blaß. Ihm schien übel zu sein. Er sah aus, als hätte er Schmerzen. Ich entdeckte in seinem Gesicht mehrere Schwellungen. Für mich stand sofort fest, daß diese nicht von einem harmlosen Unfall herrührten. Das waren Spuren einer Schlägerei, die Robards offenbar gehabt hatte.
Flehend schaute er zu uns herüber.
Er wollte etwas von uns, getraute sich aber anscheinend nicht, uns aus der Gesellschaft, in der wir uns befanden, herauszureißen.
Ich bat Rachel March, mich zu entschuldigen und erhob mich. Suko begleitete mich zu Terence Robards.
Ich wies auf das Gesicht des Barbesitzers. »Haben Sie eine Bärin zu vergewaltigen versucht?«
Robards schluckte schwer. Was ihm zugestoßen war, schien schlimmer gewesen zu sein, als ich angenommen hatte.
»Kann ich Sie… einen Augenblick sprechen, Mr. Sinclair?«
Ich nickte. »Nur zu. Was haben Sie auf dem Herzen. Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich hoffe, daß Sie das können.« Robards lehnte sich an den Tresen. Er winkte den Keeper zu sich und bat den Mann um einen doppelten Bourbon. Seine Frage, ob wir ebenfalls etwas zu trinken haben wollten, verneinten wir. Ich war gespannt, zu erfahren, wer ihn so zugerichtet hatte.
Terence Robards schüttete den Bourbon in seine trockene Kehle.
»Diese Schweine«, sagte er dann rauh. »Diese Parasiten. Aber ich schaffe es nicht, mich von ihnen zu befreien.«
»Von wem sprechen Sie, Mr. Robards?« fragte Suko.
»Es gibt hier in Fort Lauderdale ein Rackett. Sie wissen, was das ist?«
»Eine Gangsterbande«, sagte Suko.
Robards nickte. »Ihr Boß heißt Drue London. Ein hundsgemeiner Kerl, dem jedes Mittel recht ist, um zu Geld zu kommen. Rauschgift, Prostitution. Nichts ist ihm zu schmutzig. Seit einem halben Jahr hat er begonnen, einen neuen Einnahmezweig zu erschließen. Er treibt Schutzzoll ein. Wer bezahlt, genießt den Schutz seiner Bande. Wer die Zahlung verweigert, wird von seinen Gangstern durch den Wolf gedreht.«
»So wie Sie«, sagte ich.
Wieder nickte Robards. Er berichtete uns, was sich vor wenigen Minuten in seinem Büro zugetragen hatte, weil er mit seiner letzten Zahlung mit drei Wochen in Verzug geraten war.
Robards gab zu, daß er bezahlt hätte, wenn er das Geld hätte auftreiben können, doch das war ihm nicht möglich. Er hatte bereits sämtliche Kreditmöglichkeiten ausgeschöpft. Es gab niemanden mehr, der ihm weiteres Geld geliehen hätte.
Er saß verflixt in der Klemme, denn wenn er den geforderten Schutzzoll nicht bezahlte, würde aus dem Sängerwettbewerb nichts werden. Dann würden alle Investitionen vergebens gewesen sein. Es würde keine Einnahmen geben. Der Bankrott wäre die Folge.
»Ich… ich wollte mich zunächst an die Polizei wenden«, sagte Terence Robards kleinlaut. »Aber dann dachte ich: Wenn die das spitzkriegen, kann ich mich einsargen lassen. Danach fielen Sie beide mir ein. Wenn Sie zufällig da wären, wenn sich die beiden Ganoven noch mal an mir vergreifen wollen, könnte man mir nicht vorwerfen, ich hätte mich nicht an die bestehenden Regeln gehalten.«
»Wir werden ganz zufällig da sein«, versprach ich dem Barbesitzer. »Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Robards. Die Gangster werden kein zweitesmal mehr Hand an Sie legen, und die geplante Veranstaltung wird reibungslos über die Bühne gehen.«
Terence Robards atmete erleichtert auf.
Auf die Freude genehmigte er sich noch einen Bourbon.
Auch Suko freute sich, das sah ich ihm an.
***
Bald redeten nur noch Clive Brook und Berry Nelson. Alle anderen verstummten. Ed Melville stierte in sein Whiskyglas. Butch Wooley machte ein besorgtes Gesicht. Yvonne Burnett und Carol Jones, die weibliche Hälfte der Popgruppe, sahen einander unangenehm berührt an, während Rachel March immer noch wie ein Schwamm all das in sich aufnahm, was am Tisch gesprochen wurde.
Brook warf Nelson vor, infantile Ansichten zu haben.
Nelson konterte mit: »Du hast von diesen Dingen doch keine Ahnung, Clive. Im Grunde genommen bist du das schwächste Mitglied unserer Gruppe. Du bist nur mittelmäßig begabt, bist nicht besonders musikalisch, hast ein Rhythmusgefühl wie ein Ackergaul…«
Brook lief rot an. Er sprang auf. »Sag das noch mal, du Bastard. Ich habe zwei Songs geschrieben, die beim Publikum hervorragend ankamen.«
»Weil ich sie umgeschrieben habe.«
»Ach was. Du hast sie doch bloß verschlimmbessert!«
»Hört auf! So hört doch auf, euch zu streiten!« schrie Yvonne Burnett ärgerlich
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