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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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der junge Tamile. »Sie sprechen nicht unsere Sprache, aber daran liegt es nicht. Jeder in der Stadt kann sprechen ein wenig Englisch. Aber die Singhalesen dürfen nicht hö- ren und nennen den Namen der Shuris, denn es sind ihre alten Kö- nige. Wenn Sie fragen nach Mihintale, die Menschen fürchten den Zorn und die Rache der Shuris.«
    »Das ist die eine Seite«, sagte Zamorra. »Und das kann ich verstehen. Aber die Tamilen weichen mir ebenso aus.«
    »Sie sind es, die von den Shuris gehaßt werden. Sie fürchten, daß man sie bestraft, wenn sie Ihnen Auskunft geben.«
    »Und warum?« wollte Zamorra wissen.
    Der Ceylonese lächelte hintergründig.
    »Es gibt viele Väter mit vielen schönen Töchtern«, sagte er geheimnisvoll.
    Da spürte Zamorra, wie der junge Mann von der Mission ahnte, die ihn nach Ceylon geführt hatte.
    »Du weißt, warum ich hier bin?« fragte er.
    »Ich weiß gut«, sagte der junge Mann. »Und jeder Mensch weiß es. Sie spüren es. Sie spüren die Geister, und sie spüren den Geist, der gegen die Shuris kämpfen will. Sie haben es im Blut, sie haben es im Gefühl. Man kann es nicht erklären, Sir. Es ist da – wie der große dichte Wald und wie die Blumen und wie das Wasser und die Berge. Die Menschen hier spüren, was in und über der Erde vorgeht. Sie spüren alles. Sie wissen, wie gefährlich die Shuris sind. Und keiner glaubt, daß man die Furien des alten Königs besiegen kann.«
    »Es gibt also diese Furien?« fragte Zamorra schnell. »Manche glauben nicht«, sagte der Tamile. »Aber die meisten wissen genau. Sie kennen nicht die Wohnung und den Tempel der Shuris. Aber es muß einen Tempel der Furien geben. Irgendwo im dichten versteckten Wald. Denn sie halten den Goldschatz des Königs Raja versteckt. Diesen Schatz hat es gegeben. Das weiß jeder, und es haben noch bis vor kurzer Zeit Diener aus dem Königshaus gelebt, die den Schatz gesehen haben. Er kann nicht verschwinden, Sir. Die Gelben Furien des Shuris haben ihn versteckt und bewachen ihn. Da vorn ist das Haus des Raja, Sir.«
    Der Tamile machte mit dem Kopf ein Zeichen nach vorn. Die Last der Koffer schien ihn nicht zu beeindrucken. Das Schleppen von schweren Gegenständen mußte ihm längst vertraut sein. Vielleicht war er einer der jungen Transportarbeiter, wie sie hier überall auf den Plantagen gebraucht wurden.
    Der Raja stand in der Tür des Gebäudes, das der junge Mann als ›Haus des Raja‹ bezeichnet hatte. Das war eine Untertreibung.
    Zamorra und Nicole sahen einen kleinen Palast vor sich liegen, ein Herrenhaus, das mit großem Pomp errichtet war und an die dreißig Zimmer haben mußte.
    Der Raja war auf den ersten Blick als stolzer Erbe eines mächtigen Mannes zu erkennen. Seine Haltung und seine Gebärden waren königlich, auch wenn er sich ganz mit seiner modernen Rolle als Kaufmann zufrieden zu geben schien.
    Er machte keine großen Umstände und lud die beiden Fremden herzlich in seinen Palast ein.
    Das Herrenhaus war mit den erlesensten Möbeln und Kunstgegenständen ausgestattet.
    »Ich habe meinen Diener mit Ihnen kommen sehen, Sir. Ich habe gewußt, was Sie nach Ceylon führt. Von der ersten Sekunde an. Ich darf keine großen Worte verlieren. Sie werden in dem jungen Mann jede Hilfe finden, die Sie brauchen. Meine Trauer um meine zwei verschwundenen Töchter ist sehr groß. Sie gebietet mir zu schweigen. Ich habe von Ihrer Macht gehört, und ich wünsche Ihnen, daß Sie meine Töchter finden. Auch habe ich Sorge um meine Jüngste, die noch bei meinen Eltern ist, drüben in Sigiriya. Ich hoffe, die Hunde der Shuris werden sie nicht ergreifen. Finden Sie meine Töchter, Sir, oder ich werde mich umbringen müssen, weil ich sie nicht beschützen konnte.«
    »Was ist mit dem Goldschatz der Raja-Könige?« fragte Zamorra.
    »Es gibt diesen Schatz. Er gehörte dem König Raja, welcher der Vater meines Vaters war. Ich habe als Kind den Schatz gesehen. Ich weiß nicht, wie groß er ist. Wenn ich recht überlege, dürften allein das Gold und die Edelsteine einen Wert von dreißig Millionen Dollar haben. Aber ich kümmere mich nicht um den Schatz. Er gehört vergangenen Zeiten an. Wir haben den Maharadscha Shuriwatha besiegt, und er hat den Vater meines Vaters besiegt und seinen Schatz geraubt. Das war sein Recht des Siegers. Ich bin reich, meine Plantagen bringen mir jeden Gewinn, den ich wünsche. Aber die Geister werden mich töten, wenn ich meine Töchter ungeschützt in den Klauen der Shuris lasse. Suchen Sie

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