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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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eintrat, das verängstigte Mädchen sah, wußte er vollends Bescheid. Und als er Batak am Boden liegen sah, war er sicher, daß der Shuri bereits das Todesurteil über ihn verhängt hatte.
    »Was befiehlst du, Herr?« fragte einer der Männer.
    »Ich befehle, daß ihr ihn in den Grünen Graben werft.«
    Als Katiya diese Worte hörte, schrie er auf und bäumte sich unter den harten Griffen der Wachen.
    »In den Grünen Graben mit ihm!« schrie der Shuri. »Und stellt die Schleusen gleich an. Aber nur bis zur dritten Stufe. Katiya soll noch viel von seinem Leben haben«, sagte er höhnisch. »Und noch mehr von seinem Tod«, fügte er hinzu.
    Die Wächter führten den schreienden Anführer hinaus. Niemand wagte, sich dem Befehl des Shuri zu widersetzen.
    Hinter dem Prunksaal verlief ein schmaler Korridor, der mehr als hundert Meter lang war. Von dort aus gelangte man zu einer unterirdischen Treppe aus rohem Felsen. Sklaven hatten diese Treppe für den Shuri anlegen müssen.
    Katiya, der verurteilte Anführer, wehrte sich verzweifelt unter den hart zupackenden Fäusten der drei Wächter. Die übrigen drei, die der Shuri heranbefohlen hatte, sahen dem grimmigen Treiben mit gemischten Gefühlen zu. Aber keiner von ihnen dachte daran, Katiya eine Chance zu geben oder ihn gar zu befreien.
    Sie waren sich einig, daß man ihn bestrafen mußte.
    Einer der Wächter öffnete den Deckel, der über der Öffnung zum Wasserschacht angebracht war.
    Dann stießen sie ihr Opfer hinunter in das Dunkel des felsigen Schachtes.
    Ein zweiter lief zurück in den Hauptflur und zog einen Hebel herunter. Durch einen geheimen Mechanismus, den nur der Shuri selbst kannte, wurden die Schleusentore zu vier mächtigen Höhlen geöffnet. Diese Höhlen speicherten das einfallende Regenwasser aus den Bergen. Wenn die Schleusen geöffnet wurden, schoß das Wasser in riesigen Strudeln heraus und überflutete die Tunnels, die zu dem Schacht führten.
    Er hatte den Wächtern befohlen, die dritte Stufe einzustellen. Das bedeutete, daß einem Mann wie Katiya das Wasser bis kurz unter das Kinn gehen würde, wenn er sich im Schacht aufrecht hinstellte.
    In der unsichtbaren Tiefe des Berges öffneten sich die Schleusentore.
    Katiya hörte die Massen des tosenden Wassers schon von fern heranrauschen.
    Er wußte, daß es sinnlos war, aber er schrie um Hilfe, so entsetzlich erfaßte ihn jetzt die Todesangst.
    Jetzt war das Wasser schon in der Mitte der Tunnel.
    Katiya hörte, wie es in zwölf unheimlich drohenden Rohren heranschoß.
    Und schon gischte der erste meterdicke Strahl wie ein Brecher in den Felsenschacht.
    Katiya lag noch am Boden. Er glaubte, bei dem Sturz aus der Höhe Arme und Beine gebrochen zu haben. Aber er mußte sich aufrichten, wenn er nicht sofort ertrinken wollte.
    Das Wasser kam näher, und Katiyas Schreie gingen in ein langgezogenes Wimmern über.
    Zwei Stunden hielt er es aus. Dann verließen ihn die Kräfte. Willenlos, gebrochen und ohne einen Funken von Widerstand, ließ er sich umfallen.
    Er kippte um und hörte das Echo vom Aufschlag seines Körpers im Wasser durch die Weite des Schachtes hallen. Minuten später war er ertrunken.
    Professor Zamorra hatte mit Nicole Duval soeben den Zug verlassen und suchte den Weg nach Mihintale, dem Ort der Heiligen Stufen.
    ***
    Fast eine halbe Stunde lang erkundigte sich Zamorra vergeblich nach den Rajas, den Shuris und nach der Straße, die hinauf nach Mihintale führte. Er war mehr als verwundert darüber. Und Nicole, die auf den ersten Blick die Einwohner der Insel für gastfreundlich und umgänglich gehalten hatte, teilte das Erstaunen ihres Chefs.
    »Sie scheinen etwas gegen Fremde zu haben«, sagte sie schließlich.
    Sie hatte ihren Koffer an den Straßenrand gestellt und sich darauf gesetzt.
    Zamorra stand inmitten seiner beiden schweren Reisekoffer und wußte nicht recht, was er beginnen sollte. Es war ihm unverständlich, daß alle Befragten ihm auf eine äußerst merkwürdige Art auswichen.
    Schließlich trat ein junger Bursche von etwa sechzehn Jahren auf Zamorra zu und verbeugte sich.
    »Sir, ich werde Ihnen zeigen, wo der Sahib Raja wohnt. Darf ich Ihre Koffer nehmen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ergriff der Tamile Nicoles Koffer sowie einen des Professors. Zamorra nahm den letzten vom Boden auf und folgte seinem neuen jungen Führer.
    »Warum fliehen die Menschen alle?« fragte er. »Und warum haben sie Angst vor dem Namen der Rajas wie der Shuris?«
    »Ich kann sagen, Sir«, meinte

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