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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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sie. »Und die Urtochter eines Königs lügt nicht. Ich habe gesagt, was geschehen ist.«
    »Du willst sagen, daß ich unrein werde, wenn ich dich nehme?« forschte der Shuri.
    »Das habe ich gesagt.«
    »Dann muß man dich heimlich genommen haben, bevor ich dich gesehen habe.«
    »So ist es«, sagte Sita stolz und äffte in der Überzeugung ihrer Überlegenheit die Stimme des Shuri nach.
    Er kam heran, riß ihren Kopf nach oben und sah sie durchdringend an.
    »Sag mir den Namen dieses räudigen Hundes!« donnerte er das Mädchen an.
    »Es war Katiya, der Anführer deiner Mädchenräuber«, gab Sita ganz ruhig zur Antwort.
    Noch einmal sah er sie scharf an.
    »Wenn das eine Lüge ist, wirst du es tausend Tage lang unter Qualen bereuen!« schrie er und betätigte von neuem den Gong.
    Eine der Gelben Furien erschien kurz darauf.
    »Rufe mir diesen Batak her!« befahl der Shuri.
    Die ganz in Gelb gekleidete, unbestimmbare Person eilte davon.
    Bald darauf trat Batak in den Prunksaal.
    »Hast du dieses Mädchen berührt?« fragte der Shuri mit dröhnender Stimme.
    »Nein, großer Herr!« wimmerte Batak los. »Du bist der Herr, wir sind die Sklaven, die dir zu dienen haben. Du hast befohlen, und wir haben das Mädchen gefangengenommen.«
    »Wer ist das – wir?«
    »Nun, eben der Anführer und ich.«
    »Wo habt ihr Sita gefunden?«
    »Bei den Heiligen Stufen von Mihintale.«
    »Und habt sie hierhergebracht. Auf welchem Weg?«
    »Auf dem geheimen Pfad im Regenwald. Bis zu dem Versteck hinter dem Wasserfall. Niemand hat uns gesehen.«
    »Darum geht es nicht, Batak. Es war ein langer Weg, nicht wahr?«
    »Ja, Herr.«
    »Und auf einem langen Weg kann viel geschehen, nicht wahr?«
    »Ja, großer Geist der Shuris.«
    »Gut, Batak. Und nun sage mir nur noch, was geschehen ist.«
    Da schwieg der Sklave sich aus.
    »Dieses Mädchen behauptet, sie sei nicht nur gefangen genommen worden. Und du behauptest, dich nicht an ihr vergriffen zu haben. Hat Katiya sie beschmutzt und wollte den König mit beschmutzen? Hat er dem Großen Shuri eine Unreine in den Tempel gebracht?«
    »Ich – Verzeihung, hoher Herr. Aber auch Katiya ist mein Vorgesetzter. Er ist der Anführer der Gelben, die deine Mädchen fangen und in den Tempel bringen. Ich darf kein Verräter sein.«
    »Du bist mein Sklave, mein Eigentum. Und du antwortest, wenn ich dich frage.«
    »Ich – Herr, ich kann nicht. Hab Erbarmen mit mir, wenn ich schweige.«
    »Du wirst es mir unter Heulen und Zähneknirschen sagen, du feiger Hund!« schrie der Shuri los. Dann langte er nach der Peitsche, ließ sie kurz aufzucken, und schon zeichneten sich drei rote Linien im Gesicht des Sklaven ab.
    Batak schrie vor Schmerzen auf und krümmte sich.
    »Nun?« sagte der Shuri. »Hat der Sohn eines Schakals dieses Mädchen berührt? Sag es, oder ich lasse dir das Fleisch in Streifen peitschen!«
    »Er hat es getan, Herr«, wimmerte Batak und brach zusammen.
    Der Shuri tat einen gewaltigen Schlag mit dem Elfenbeinstock gegen den Gong, der laut aufdröhnte.
    »Sechs Mann von der Wache in diesen Saal!«, rief er, als einer der Verkleideten durch eine Geheimtür eintrat. »Bring mir die am besten Bewaffneten. Und dann nimm dir drei weitere Männer und schleife mir den Anführer her.«
    »Katiya?« fragte der andere fassungslos.
    »Kennst du einen anderen, den ich zum Anführer gemacht habe, blöder Knabe?« schrie der Shuri los. »Wenn ich sage, Katiya wird gefangen hier hereingebracht, dann meine ich Katiya! Hinaus mit dir, und beeile dich!«
    Dann wandte er sich der verängstigten Sita zu, die nicht wußte, ob sie sich fürchten oder ob sie triumphieren sollte.
    »Du hast im Augenblick gewonnen«, stellte der Shuri sachlich fest.
    »Mit einer Unreinen gebe ich mich wirklich nicht ab. Diesem Batak hier wird es bald wieder besser gehen. Er ist einer meiner besten Sklaven. Ich werde dich ihm schenken.«
    ***
    Sita zitterte bei dem Gedanken, einem Sklaven gegeben zu werden.
    Aber sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, daß dieses Los vielleicht noch besser wäre, als den Launen und dem Unmut des Shuris selbst ausgeliefert zu werden.
    Draußen entstand Lärm. Dann wurde die Tür aufgerissen.
    Sechs Männer traten ein, und sie waren schwer bewaffnet, als sollten sie nicht einen Mann hinrichten, sondern einen ganzen Überfall vorbereiten.
    Dann kamen drei weitere Wächter, die den Anführer mehr herbeischleppen mußten, als sie ihn führen konnten.
    Katiya schien sein Schicksal zu ahnen. Als er

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